Nico Dostal
Nico Dostal, * 27. November 1895 Korneuburg (Niederösterreich), † 27. Oktober 1981 Salzburg, Komponist.
Biografie
Nico Dostal kam als Nikolaus Josef Michael Dostal in Korneuburg zur Welt. Der Sohn eines Beamten wuchs in einer musikalischen Familie auf; bereits sein Großvater und sein Onkel, Hermann Dostal, waren Militärkapellmeister. Nach dem Besuch der Volksschule in Troppau absolvierte Nico Dostal das Gymnasium in Linz, wo die Familie aufgrund der Berufstätigkeit des Vaters mittlerweile lebte und Dostal seine Jugend verbrachte. Nach der Matura inskribierte er auf Wunsch des Vaters Rechtswissenschaften an der Universität Wien, seine Leidenschaft galt allerdings der Musik.
1914/1915 studierte er bei Vinzenz Goller an der in Klosterneuburg angesiedelten Abteilung für Kirchenmusik der Wiener Musikakademie. 1916 wurde er zum Kriegsdienst in den Ersten Weltkrieg einberufen. Nach Kriegsende widmete er sich voll und ganz der Musik. Bereits im Winter 1918 hatte er sein erstes Engagement als Theaterkapellmeister in Innsbruck, es folgten Stationen in St. Pölten, Wien und Czernowitz. Von 1921 bis 1924 war er in Salzburg als Kapellmeister tätig. Von 1924 bis 1943 lebte er in Berlin, wo er in intensive Berührung mit der Unterhaltungsmusik kam. Zunächst war er bei Verlagen tätig und bearbeitete als Instrumentator und Arrangeur Operetten von beispielsweise Oscar Straus, Franz Lehár und Robert Stolz. 1933 wurde "Clivia", Nico Dostals erste eigene Operetten-Komposition, in Berlin mit großem Erfolg uraufgeführt. Er wandte sich daraufhin der Operette und der Filmmusik zu.
Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau im März 1941 heiratete Nico Dostal im Juli 1942 in Berlin Lillie Claus, mit der er 1933 die Hauptrolle in "Clivia" besetzt hatte. Der gemeinsame Sohn Roman Dostal kam im Jahr darauf in Bad Ischl auf die Welt. Die letzten Kriegsjahre verbrachte die Familie, den Bombennächten in Berlin entfliehend, in Bad Aussee. 1946 übersiedelte Nico Dostal mit seiner Familie nach Wien, ab 1954 lebten sie in Salzburg.
Nach dem Sensationserfolg von "Clivia" folgten weitere Operetten, wie beispielsweise "Die Vielgeliebte" (Leipzig 1934), "Extrablätter" (Bremen 1937), "Monika" (Stuttgart 1937), "Ungarische Hochzeit" (Stuttgart 1939), "Flucht ins Glück" (Stuttgart 1940) und "Manina". Letztere feierte im November 1942 in Berlin Premiere, die 100. Aufführung fand am 27. Juni 1944 in Hamburg statt, kurz bevor kriegsbedingt alle Theater geschlossen wurden. Neben Operetten komponierte er auch Filmmusiken, beispielsweise zu "Kaiserwalzer" (1932), "Dreizehn Stühle" (1938), "Heimatland" (eine Verfilmung seiner Operette "Monika", 1939)" und "Geierwally" (1940). Zu Dostals späteren Werken gehören "Süße kleine Freundin" (1949), "Zirkusblut" (1950), "Doktor Eisenbart" (1952), "So macht man Karriere" (Kammermusical, 1961) und "Rhapsodie der Liebe" (1963).
Nico Dostal konnte seine Karriere, die ab 1933 in Schwung kam, während der Zeit des Nationalsozialismus ungehindert fortsetzen. Im selben Jahr, als er mit "Clivia" seinen ersten großen Erfolg feierte, richtete er auch das Charakterstück "Die kleine Hitler-Garde kommt" für Orchester ein. Sein Name findet sich auf der sogenannten "Gottbegnadeten-Liste" in der Aufzählung "(weitere u[nab]k[ömmlich]-gestellte Künstler) Komponisten für Film und Funk und Begleiter für Funk und Konzert". Er war somit während des gesamten Zweiten Weltkriegs vom Front- und Arbeitsdienst freigestellt.
Aber auch nach Kriegsende galt Nico Dostal in Österreich als gefragter Komponist. Bereits im Oktober 1945 dirigierte er ein Konzert in Salzburg, seine während des Zweiten Weltkriegs in Deutschland höchst erfolgreiche Operette "Manina" wurde ab September 1947 im Raimundtheater in Wien aufgeführt und zu "Kind der Donau" (1950), dem ersten österreichischen Farbfilm, steuerte er die Filmmusik bei.
Ein Teilnachlass des Komponisten befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Quellen
- Meldezettel von Nico Dostal (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Nico Dostal
Literatur
- Maximilian Haas: Die "Gottbegnadeten-Liste" (BArch R 55/20252a). In: Eine Institution zwischen Repräsentation und Macht. Die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien im Kulturleben des Nationalsozialismus. Hg. von Juri Giannini / Maximilian Haas / Erwin Strouhal. Wien: Mille Tre 2014 (Musikkontext, 7), S. 239–276, 263
- Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2009, S. 107
- Marion Linhardt: Dostal, Nico. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Band 5. Hg. von Ludwig Finscher. Basel: Bärenreiter / Stuttgart: J. B. Metzler 2001, S. 1331–1334
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Nico Dostal: Ans Ende deiner Träume kommst du nie: Berichte, Bekenntnisse, Betrachtungen. Innsbruck: Pinguin 1982
- Hans Hauenstein: Chronik des Wienerliedes. Klosterneuburg: Jasomirgott-Verlag 1976, S. 226
- Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
- Stan Czech: Das Operettenbuch. Ein Führer durch die Operetten und Singspiele der deutschen Bühnen. Stuttgart: Muth 1960, S. 101 ff.
- Anton Bauer: Opern und Operetten in Wien. Verzeichnis ihrer Erstaufführungen in der Zeit von 1629 bis zur Gegenwart. Graz [u. a.]: Böhlaus Nachfolger 1955, Register
Nico Dostal im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.