1, Petersplatz 7 (Konskriptionsnummer 564, am alten Petersfreithof gelegen). Es bestand wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, wurde aber erst 1309 urkundlich erwähnt.
Das Gebäude ist als Hubhaus bekannt. Hier hatte der herzögliche Hubmeister seinen Sitz. Ihm oblag es, die Renten der herzöglichen Huben oder Gefälle zu verwalten. Das Hubhaus wurde erstmals 1309 erwähnt. Damals war Konrad der Harmarkter Hubeister, ein treuer Anhänger der Habsburger, die zu jener Zeit unter dem Landadel noch viele Feinde hatten.
Als Herzog Friedrich der Schöne mit seinem Bruder Leopold nach dem Tod seines Vaters (1308) im Juni 1309 nach Speyer gezogen war, um dort durch den deutschen Kaiser mit den österreichischen Ländern belehnt zu werden, erhob sich unter der Führung der Herrn von Potendorf und Leking fast der ganze Landadel gegen das neue Regentenhaus und gewann auch in Wien eine Partei unter dem Schützenmeister Berthold, welche sich der Empörung anzuschließen versprach. Der Wachsamkeit und Umsicht des Hubmeisters gelang es jedoch, diesen Aufruhr im Keim zu ersticken. Gerade noch rechtzeitig ließ er die Stadtmauer besetzen und brachte die beiden jungen Brüder Friedrichs des Schönen, Heinrich und Otto, aus der Burg in das Hubhaus am Petersplatz in Sicherheit.
Das Hubhaus wurde von Herzog Albrecht III. angekauft.
Der Sturm gegen das Hubhaus
1444 kam es zu einem Sturm des Volks gegen die Hubmeister im Hubhaus. Als die Wiener gegen Kaiser Friedrich III. ergrimmt waren, zogen sie gegen den dort wohnhaften Hubmeister los, dem sie es sehr verübelten, dass er die Partei des Kaisers ergriffen hatte. Die Wiener warfen Steine auf das Haus und schickten sich an, es niederzureißen. Bei dieser Gelegenheit erlitt auch die Peterskirche selbst nicht unerheblichen Schäden. Einigen besonnenen Mitgliedern des Stadtrates gelang es die erregte Menge zu beschwichtigen und das Ärgste abzuwenden.
Als nach dem Verrat des Bürgermeisters Wolfgang Holzer an Herzog Albrecht VI. (siehe Die Verschwörung im Spiegelhaus) dieser ein wahres Blutgericht unter Holzers Anhängern hielt, wurde eine große Zahl derselben, die jedoch nicht zu den Rädelsführern gehörten im Hubhaus (im Jahr 1436) gefangen gehalten. Sie wurden von dort in das Schergenhaus gebracht, wo man ihnen ankündigte, dass sie gevierteilt werden. Um sie zu peinigen, erhielt der Henker in ihrer Gegenwart die Weisung zum Schleifen der Messer. Einen Monat hielt sie der Herzog in dieser Todespein. Am 16. Mai 1463 begnadigte er sie zu einer Geldstrafe von 24.000 Gulden, welche sie gleich zu hinterlegen hatten, doch mussten sie mit ihren Familien Wien verlassen und sich in Vöcklabruck niederlassen. Später gestattete ihnen der Herzog die freie Wahl ihres Aufenthaltsortes.
1472 ließ sich Kaiser Friedrich III. an die Gewer des Hauses schreiben. Bei dieser Gelegenheit dürfte das Haus neu erbaut worden sein.
Nach Rückkehr der Bischofs Melchior Khlesl aus der Verbannung im Jahr 1627 bewohnte dieser eine Zeit lang das Haus (damals Vicedomhaus genannt), musste es aber wieder verlassen, um der Witwe des Vicedoms Platz zu machen und erhielt dafür von der Stadt 500 Gulden für eine zu mietende Wohnung.
1672 wurden die Räumlichkeiten zu Regierungkanzleien umgestaltet.
Der Neubau 1710 (Vizedomhaus)
1710 erbaute man das Haus neu, der viereckige Turm des ursprünglichen Gebäudes, der auf alten Abbildungen zu sehen ist, verschwand. Sein Name war nun Vizedomhaus (Vizedom). Bei den damit verbundenen Erdaushebungen stieß man auf eine Menge Menschengerippe, die von dem früher hier bestandenen Petersfreithof herzuführen schienen.
Die Fassade stammt aus der Zeit um 1730, möglicherweise nach einem Entwurf von Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach.
Als 1753 die niederösterreichische Landesregierung in die Herrengasse versetzt wurde, erkaufte das Haus Ferdinand von Engelshofen von der Hofkammer. Gleichzeitig wurde im Hofe folgende Inschrift angebracht: "Franciscus et Maria Theresia Justitiae custodes et vindices hanc Themides sedem P.C.A.O.R. MDCCLIII.“
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde das Haus als Sitz der Polizeioberdirektion auserkoren. Auch das 1788 errichtete Dienstbotenamt wurde dort untergebracht.
Schon in dem kaiserlichen Generalmandat vom 15. Juli 1688 war über die "Dienstbotenmisere“ heftige Klage geführt worden. Daran dürfte sich auch im Lauf der Zeit, trotz aller Bemühungen, wenig geändert zu haben. Als unter Joseph II. in erster Linie die dienstlosen Mädchen als Prostituierte zu arbeiten begannen, errichtete der Kaiser zu Beginn seiner Regierung ein Lehrhaus, in welchem sie unentgeltliche Unterricht erhielten, und ein Arbeitshaus, worin sie solange aufgenommen blieben bis sie Arbeit fanden. Das Dienstbotenamt bei St. Peter beschäftige sich hingegen vornehmlich mit der Vermittlung von Dienstboten.
Bei einem Schreibtisch der Polizeidirektion saß als unbesoldeter Praktikant, probeweise zur Kanzleitätigkeit berufen, Ludwig Anzengruber, der damals, um den bescheidenen Lebensunterhalt für sich und seine Mutter bestreiten zu können für "Kikeriki“ und andere humoristische Blätter schrieb. Mit dem "Pfarrer vom Kirchfeld“, dessen Entwurf in der Amtsstube "Am Peter“ entstanden ist, verließ der k.k. Polizeidirektionsoffizial Vierter Klasse den Staatsdienst, einer ungewissen Zukunft entgegengehend.
1801 befand sich die Registratur des Hofkriegsrats darin.
1877 übersiedelte die Polizeioberdirektion in ihr eigenes Gebäude auf dem Schottenring. Nur eine Polizeiwachstube blieb zurück, die sich auch heute noch dort befindet. Seit 1875 ist Eigentümerin des 1836 teilweise umgebauten Haus die Sparkasse. Gegenwärtig dient das Haus Privat- und Geschäftszwecken.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Sitz der Polizeioberdirektion (bis 1877 danach nur noch Wachstube)
- Dienstbotenamt (1788)
- Registratur des Hofkriegsrats (1801)
Literatur
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 151 f.
- Meiseis: Bummel durch Alt-Wien. 1936, S. 94 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 361
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 188 – 190