Philipp Berger

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Visitenkarte des Akademischen Verbands für Literatur und Musik mit persönlicher Notiz von Philipp Berger an Erhard Buschbeck
Daten zur Person

Philipp Berger, * 21. September 1886 in Pražma (Tschechoslowakei), † 1943 Auschwitz, Germanist.

Biografie

Philipp Berger promovierte in Germanistik und war in den Wiener Künstlerkreisen integriert. Als Mitglied des Wiener Akademischen Verbandes für Literatur und Musik hatte er insbesondere Einblick in die zeitgenössische Avantgarde-Kunst. Der 1908 gegründete Verband bestand aus einer interdisziplinären Gruppe von Studierenden und ihren Freunden, die sich der Förderung avantgardistischer Kunst, Literatur, Musik und kultureller Veranstaltungen verschrieben hatten. Von 1912 bis 1913 gab der Verband die Kunstzeitschrift "Der Ruf" heraus. Ein Jahr zuvor hatte der Verband die ersten Karl Kraus-Vorlesungen in Wien organisiert, und Berger wurde zu Kraus’ Assistent, der nun für die Organisation der Vorlesungen verantwortlich war. 1914 bereitete er auch eine Spendenaktion für Grammofonaufnahmen von Kraus vor. Im Jahr 1912 hatte der Verband zudem Karl May nach Wien zu einem Vortrag eingeladen. Vor diesem Vortrag sandten Berger und der Journalist Ludwig Ullmann, der ebenfalls für Kraus tätig war und unter anderem Beiträge für die Fackel verfasst hatte, am 13. März 1912 eine Umfrage an verschiedene Gelehrte, Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Zu den Antwortenden gehörten unter anderem Hermann Bahr, Max Brod, Egon Friedell, Maximilian Harden, Heinrich und Thomas Mann sowie Bertha von Suttner. Im Frühjahr 1913 organisierte der Verband schließlich ein Konzert unter der Leitung Arnold Schönbergs, das aufgrund der avantgardistischen Musik einen Skandal auslöste ("Watschenkonzert"), was zur Auflösung des Verbandes führte. Laut Oskar Samek, Kraus’ Anwalt, war Berger schließlich als Lektor des 1924 in Wien gegründeten Julius Springer-Verlags tätig. Er war mit Emma Berger (geborene Estermann) verheiratet, mit der er den Sohn Martin Berger hatte.

Beziehung zu Kraus

Im Testament Kraus’ wird Berger an dritter Stelle als Herausgeber der Schriften benannt, und zwar als Hilfskraft. Außerdem sollten ihm allein die Erträge möglicher Briefausgaben zukommen. Die Tatsache, dass der eher zurückhaltende Philipp Berger im Testament so prominent bedacht wurde, wird oft so ausgelegt, dass Kraus Berger sehr geschätzt haben muss. Die erste posthume Ausgabe, der von Kraus jahrelang vorbereitete Band "Die Sprache", wurde schließlich von Philipp Berger – mit Unterstützung von Frieda Wacha und Oskar Samek – herausgegeben.

Leider gelang es Berger nicht, der nationalsozialistischen Verfolgung zu entkommen. Laut Meldeverzeichnis wurde er 1942 vom Sammelquartier im 2. Wiener Bezirk nach Theresienstadt abgemeldet. 1943 wurde er ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, er überlebte nicht.


Korrespondenzen Philipp Bergers haben sich in der Wienbibliothek im Rathaus etwa im "Teilnachlass Karl Kraus" sowie in der "Sammlung Erhard Buschbeck" erhalten.

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager: Les Enfants Terribles – Ideen zu Sexualität und Geschlecht um Oskar Kokoschka. In: Oskar Kokoschka - neue Einblicke und Perspektiven. Hg. von Régine Bonnefoit / Bernadette Reinhold. Berlin: De Gruyter 2021, S. 206–243
  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Zsolnay 2020
  • Friedrich Pfäfflin [Hg.]: "Aus großer Nähe". Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein 2008
  • Leo Lensing: Karl Kraus als Vorleser. Warmbronn: Keicher 2007
  • Karl-May-Wiki: Umfrage des akademischen Verbands für Literatur und Musik [Stand: 04.12.2023]
  • MoMA: Akademischer Verband für Literatur und Musik, Vienna [Stand: 04.12.2023]


Philipp Berger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.