48° 12' 20.61" N, 16° 22' 8.70" E zur Karte im Wien Kulturgut
Schaumburgerhof (1., Lobkowitzplatz 3, Spiegelgasse 23-25 [laut Harrer-Lucienfeld nur 23]; verballhornt aus Schaunbergerhof).
Hier standen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zwei Häuser, von denen eines den Grafen von Heigerloch gehörte (es ging durch die Heirat der Anna von Heigerloch mit Konrad von Schaunberg [† 1353] an die Familie Schaunberg über), das andere hingegen war das Amtsgebäude des herzoglichen Kämmerers (das Herzog Albrecht V. 1412 Johann II. Graf Schaunberg [† 1453] schenkte, der es mit dem Nachbarhaus baulich vereinte).
Im Jahr 1446 war der Schaumburgerhof Schauplatz politischer Beratungen, die wohl mit dem Vergleich der Habsburger über die Verwaltung der Leopoldinischen Länder in Zusammenhang standen. Vor 1485 kam dieser Schaunbergerhof wieder in landesfürstlichen Besitz. Nach der Eroberung Wiens durch Matthias Corvinus (1485) wurde der Schaumburgerhof von diesem beschlagnahmt und 1488 dem damaligen ungarischen Statthalter in Österreich, Stephan Báthory, Graf in der Zips, als Geschenk überlassen. Nach dem Ende der ungarischen Herrschaft (1490) kam der Schaumburgerhof wieder an das Haus Österreich. Im 16. Jahrhundert diente er als Stall für die landesfürstlichen Pferde. Im Jahr 1561 beherbergte er - wohl auf Kosten des Kaisers - eine osmanische Gesandtschaft mit 100 Pferden und fünf Kamelen. Damals hatte sich der Name "Schaunbergerhof" bereits in Schaumburgerhof verballhornt und eingebürgert. Am 11. Juli 1598 brach hier ein Brand aus, der Haus "Allwo der Esel in der Wiege liegt" in der Kärntner Straße und weitere 19 Gebäude bei der Himmelpforte in Schutt und Asche legte.
1618 vermachte Kaiserin Anna von Habsburg den Schaumburgerhof testamentarisch dem Kapuzinerorden (1622 übereignet), der ihn abbrach beziehungsweise in das neue Kloster verbaute - auf seinem Areal entstand ein Teil des Klostergartens. Auf Anordnung Josephs II. mussten die Mönche die Parzelle abtreten. Danach entstanden 1786/1787 die Wohnhäuser 1., Spiegelgasse 23 und 25 (Lobkowitzplatz 3).
Siehe auch: Schaunberg.
Literatur
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 175
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 418
- Richard Perger: Der Seckauerhof in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 20 (1965), S. 463 ff.
- Alfred Sitte: Beiträge zur Geschichte der Stadt Wien 3. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien 26 (1909), S. 125 ff.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 140 f.