Kapuzinerkloster (1)
48° 12' 20.30" N, 16° 22' 10.39" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kapuzinerkloster (1., Tegetthoffstraße 2, Gluckgasse 4; Konskriptionsnummer 1056 mit Kapuzinerkirche und Kapuzinergruft)
Vorgängergebäude
Auf dem Hoefnagel-Plan von 1609 sind noch die alten Gebäude unmittelbar vor der Errichtung des Kapuzinerklosters zu sehen. Die Häuser A-C lagen am Neuen Markt, die anderen Objekte an der Laderstraße (heute Spiegelgasse). Getrennt wurden die beiden Baureihen von der Seilergasse, die erst durch den Klosterbau verkürzt wurde.
Haus A
Die erste urkundliche Nennung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1403. Später bildete es einen Teil des Gotschalhingerhauses (Stadt 1057; Neuer Markt 9), von dem es 1516 wieder getrennt wurde. 1622 wurde dieses in das Kloster verbaut.
Haus B
Dieses ab 1413 urkundliche belegte Haus scheint später als Benefiziatenhaus auf, ohne dass Stifter oder Stiftungszweck genannt werden. 1527 verkaufte es der Stadtanwalt Johannes Cuspinian an eine Privatperson. Auch dieses Gebäude ging 1622 im Kloster auf.
Haus C
Dieses Haus bildete das Eckhaus Tegetthoffstraße/Gluckgasse und war ursprünglich ein Wachskeller (ausführlichere Beschreibung dieses Hauses im Artikel Gluckgasse 2).
Haus D "Schaumburgerhof"
Haus D war der ehemalige Schaumburgerhof, der vor 1453 aus zwei Gebäuden entstanden war und zwischen 1412 und 1488 der Familie Schaunberg gehörte. Später stand er im Eigentum des Hauses Österreich und diente im 16. Jahrhundert als Stall (ausführlichere Beschreibung dieses Hauses im Artikel Schaumburgerhof).
Haus E "Altenburger Hof"
Haus E war der Altenburger Hof. Dieser kann frühestens 1540 vom Stift Altenburg angekauft worden sein und wurde von diesem 1621 gegen ein Gebäude in der Walfischgasse (Stadt 1020; Walfischgasse 5) eingetauscht (siehe auch Spiegelgasse 23).
Haus F "Seckauer Hof"
Haus F wurde 1243 dem Benediktinerstift Seckau geschenkt und im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Zuletzt war es ein zweistöckiges Gebäude.
Weitere Grundstücke
An das Haus F schloss der "Kuefsteinsche Garten" an, der zusammen mit zwei weiteren Grundstücken im Klosterkomlex aufging. Auf dem größten Teil dieser Grundstücke wurde der Klostergarten angelegt.
Errichtung des Klosters
Nachdem 1599 die ersten Kapuzinermönche nach Wien gekommen waren, kamen sie vorerst im Minoritenkloster unter. Am 30. April 1600 wurde der Grundstein für das erste Wiener Kapuzinerkloster in St. Ulrich gelegt, dessen Bau von Ernst Freiherr von Mollard finanziert wurde. Anna von Tirol, die Gemahlin des Kaisers Matthias, bedachte den Kapuzinerorden reichlich in ihrem Testament, damit diese ein Kloster innerhalb der Stadt errichten könnten und auch der Kaiser wünschte sich hier ein Haus der Armut und Demut, in dem er seine letzte Ruhestätte finden könne. Noch bevor der Grundstein gelegt werden konnte, verstarb das kinderlos gebliebene Kaiserpaar im Abstand von nur vier Monaten. Deren Leichen wurden daher vorübergehend in das Königinkloster gebracht, um später (1633) in der Kapuzinergruft beigesetzt werden zu können.
Kaiser Ferdinand II., der Nachfolger Matthias', nahm die Stiftung unter seinen persönlichen Schutz und sorgte dafür, dass der Klosterbau 1621 begonnen werden konnte. In das Bauareal wurde ein Teil der Seilergasse (zwischen Planken- und Gluckgasse) einbezogen, außerdem ein Teil des zwischen der (verlängerten) Gluckgasse und dem Neuen Markt beziehungsweise der (verlängerten) Seilergasse gestandenen Häuserblocks. Gleichzeitig entstand eine neue Gasse (heute Teil der Tegetthoffstraße zwischen Gluckgasse und dem Neuen Markt). Das Kloster reichte im Westen bis zu den Parzellen Spiegelgasse 19-25 unter Einschluss des Teils der heutigen Plankengasse (zwischen Seiler- und Spiegelgasse).
Mit der Aufrichtung eines großen Kreuzes (siehe Lobkowitzplatz 3) wurde am 8. September 1622 ein Erinnerungsmal an den Baubeginn von Kirche und Kloster gesetzt. Die (Teil-)Einweihung fand durch den Bischof von Olmütz, Kardinal Fürst von Dietrichstein in Anwesenheit des Kaiserpaares und des Hofstaates statt. Durch den Dreißigjährigen Krieg verzögerte sich der Bau, sodass die Kirche erst am 25. Juli 1632 von Bischof Wolfrat geweiht werden konnte. 1633 wurde auch die Gruft fertiggestellt, in die nun die Särge von Kaiser Matthias und seiner Gemahlin Anna übertragen werden konnten.
Bereits im Jahr 1634 hatte das Kloster 54 Mönche, nur ein Jahrzehnt später waren es bereits 70.
Pest, Belagerung und Brand
Als sich die Kapuziner im Pestjahr 1679 in den Dienst der Kranken und Sterbenden stellten, fielen 38 Mönche der Krankheit zum Opfer. Im Belagerungsjahr 1683 (sogenannte Zweite Türkenbelagerung) wurde das Kirchendach durch heftiges Bombardement zerstört. Zu dieser Zeit war der Kapuziner Emerich Sinelli Fürstbischof von Wien, der vorher 13 Jahre Guardian des Wiener Konvents und danach geheimer Konferenzminister des Kaisers gewesen war. Am 20. Mai 1691 kam es zu einem Brand, bei dem der Großteil des Klosters vernichtet wurden. Die Kirche und die Nebengebäude hingegen blieben unbeschädigt. Am 1. Februar 1782 erregte die Feststellung einer Regierungskommission großes Aufsehen, die offenlegte, dass in den unterirdischen Gefängnissen des Kapuzinerklosters vier Patres über sehr lange Zeit (11, 13, 16 und 53 Jahre!) gefangen gehalten wurden.
Papstbesuch 1782
Am 25. März 1782 (Festtag Mariä Verkündigung) kam Papst Pius VI. in die Kapuzinerkirche, vor deren Eingang ihn der Nuntius erwartete. Danach las der Papst in der Kaiserkapelle eine heilige Messe. Zum Andenken daran wurde hinter dem Altar eine Marmortafel mit lateinischer Inschrift angebracht. Nach der Messe begab sich Pius VI. in die Kapuzinergruft, wo er kniend vor dem Sarg Maria Theresias betete. Anschließend besuchte er das Kloster und die Schatzkammer. Zum Schluss erhielten mehrere hohe Herrschaften die Erlaubnis, dem Papst im Refektorium die Füße küssen zu dürfen.
Verkleinerung des Klosters
Zur Zeit der josephinischen Klosterreform (1783) lebten 80 Mönche im Kloster. Dennoch musste 1784 das Klosterareal auf Anordnung Josephs II. verkleinert werden (Abgabe der Parzellen in der Spiegelgasse, und beiderseits der Plankengasse, die bei dieser Gelegenheit eröffnet wurde; vergleiche auch Kapuzinergasse), wodurch es seinen heutigen Umfang erhielt.
Napoleon I.
Während des Französisch-österreichischen Krieges (1809) diente das Kloster als Mehldepot. Am späten Abend des 5. Oktobers 1809 besuchte Napoleon I. mit einem einzigen Begleiter die Kapuzinergruft, wo er im Licht von Fackeln einige Zeit vor den Sarkophagen Maria Theresias und ihres Gemahls verweilte. 23 Jahre später wurde hier sein Sohn Napoleon Franz Bonaparte beigesetzt.
Umbau 1934
Im April 1934 wurden die beiden Zivilarchitekten Regierungsrat Professor Otto Wytrlik und Professor Ludwig Tremml anlässlich der Seligsprechung Marco d'Avianos mit der Aufgabe betraut, diesem ein würdiges Denkmal zu schaffen. Dazu wurden die hohen Umfassungsmauern rechts und links der Kirche, die zwei kleine Höfe vom Neuen Markt trennten, durchbrochen. Der südliche sollte zur Schaffung einer Freilichtkapelle dienen, der nördliche einen Einblick in den Klostergarten gewähren. Beide wurden durch je ein mächtiges Rundbogentor mit Schmiedeeisengitter abgeschlossen. Der Deckenkranz der Freilichtkapelle, durch den Licht auf die lebensgroße Bronzestatue Marco d'Avianos fällt, wurde viereckig in Marmor ausgeführt. Wände und Fußboden wurden mit Untersberger Forellenmarmor verkleidet. An den beiden Seitenwänden der Kapelle wurden Reliefs, die die Ereignisse des Jahres 1683 darstellen, angebracht.
Quellen
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 147-168
- Kurze Darstellung der Gründung und Erhaltung des Kaisers auf dem neuen Markte in Wien. Wien 1822
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)