48° 11' 56.70" N, 16° 22' 38.66" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Kammer-Lichtspiele (1916-1926 Schwarzenbergkino, 1926-1980 Kammer-Lichtspiele, 1981-2013 Stadtkino; 3, Schwarzenbergplatz 6-7; seit 2013 Stadtkino im Künstlerhaus; 1., Akademiestraße 13) wurden 1916 gegründet und hatten einen länglichen Saal für 394 Personen. 1922 hatte es einen Fassungsraum für 375 Personen, 1930 wurde der Tonfilm eingeführt und 1934 fanden im Kino 377 Personen Platz.
Schwarzenbergkino und Kammer-Lichtspiele
Das Kino wurde 1916 unter dem Namen Schwarzenbergkino vom "Wr. Waisenräte Verein, Zentralverband d. Wiener Waisenräte" im länglichen Saal des Soutterains eines Gründerzeithauses errichtet. Architekt war Stefan Fayans, der bereits ein Jahr später das größere Maria Theresien Kino auf der Mariahilfer Straße entwarf.
Eine Bestandsaufnahme der von Fayans entworfenen Innenausstattung des Zuschauerraumes aus dem Jahr 1919 verweist auf folgende Details: "Kunsttischlerarbeiten: Föhre; palisadenartig politiert; Wand- und Deckenanstrich: Resedagrün; Bildhauerarbeit: in Silberbronze, patiniert; Beleuchtungskörper: Messing, altnickel-patiniert; Sesselfarbe: Kirschton; Kunstblumenarrangement: orangegelbe Chrysanthemen."
1923 wurde das Kino von Friedrich Fehér geleitet, dessen Gattin der Stummfilmstar Magda Sonja war.
Um 1926 wurde das Schwarzenbergkino in Kammer-Lichtspiele umbenannt - eine Anspielung an die traditionelle Theaterarchitektur (Kammerspiele). Es zählte zu den sogenannte "Logenkinos" der Stadt (wie das Michelbeuerntheater, Kino Schäffer und andere).
Nach dem Zweiter Weltkrieg ging das Kino in den Verbund der 1926 gegründeten Kiba (Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H.) über und wurde von Robert Kotas umgebaut. In den 1970er Jahren fiel es jedoch dem damaligen "Kinosterben" zum Opfer und wurde 1980 - noch unter dem Namen Kammerlichtspiele - geschlossen.
Stadtkino
1981 kaufte Franz Schwartz, der das Kino auch bis 2008 leitete, das Kino mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien und der ehemaligen Z-Bank und eröffnete es neu unter dem Namen Stadtkino. Der Fassungsraum wurde stark verkleinert und das Programm auf eine Art "Brücke" zwischen dem Filmmuseum und den kommerziellen Kinos der Stadt abgestimmt. Das Zielpublikum sollten zwar keine "Cineasten" sein, aber auch an Filmen abseits des "Mainstream" interessiert sein. Dieser Ansatz konnte sich - unter anderem seit 1993 dank der Kooperation mit der ebenfalls von der Stadt Wien initiierten Viennale, zu dessen Festivalspielorten es seither zählt - bewähren. 1994 wurde im Verbund auch das Filmhaus am Spittelberg im 7. Bezirk eröffnet.
Ab den 1990er Jahren war das Stadtkino auch als Filmverleih in Österreich tätig und hatte sich auf den Vertrieb von internationalen "Arthouse-Filmen" spezialisiert. Die jährlich 15 bis 20 verliehenen Filme erreichten zwischen 30.000 und 80.000 Besucherinnen und Besucher.
Stadtkino im Künstlerhaus
Die Stadtkino-Gesellschaft ist mittlerweile eine Tochter der Viennale und wird von der Stadt Wien finanziert. Der Kinoraum selbst existiert nicht mehr, Filme des Verleihs werden seit September 2013 im "Stadtkino im Künstlerhaus" gezeigt.
Fassungsraum
Siehe auch: Kino
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11: 3. Kammerlichtspiele
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27 - ÖV Kino: K45 Kammerlichtspiele am Schwarzenbergplatz
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 – Kinoakten: 50 Schwarzenberg-Kino
Literatur
- Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 203
Weblinks
- Angela Heide: KinTheTop: Kammerlichtspiele / Stadtkino [Stand: 31.03.2020]
- Stadtkino im Künstlerhaus [Stand: 31.03.2020]