Stefan Fayans
Fayans, Stefan, * 15. Juni 1879 Warschau, Polen, † 1942 Konzentrationslager Maly Trostinec, Architekt.
Biografie
Stefan Fayans wurde am 15. Juni 1879 in Warschau geboren. Von 1879 bis 1902 studierte er an der Akademie für Civilarchitekten in St. Petersburg und ab 1902 an der Technischen Hochschule in Wien, wo er 1904 bei Karl König über moderne Friedhofsanlagen dissertierte.
Um das Jahr 1904 begann Fayans seine Karriere im Büro der Architekten Fellner & Helmer begann. 1905 war er im Atelier Ludwig Baumann in Wien tätig und 1906 im Atelier Alfred Messel in Berlin. Von 1907 bis 1910 hatte er unter dem Firmennamen Brettschneider & Fayans eine Bürogemeinschaft mit Fritz Brettschneider, machte sich jedoch 1910 selbständig. Ab 1908 war Fayans Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein und ab 1909 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs.
Fayans beschäftigte sich - auch in zahlreichen Publikationen - intensiv mit theoretischen Fragen der Baukunst, konnte jedoch nur vergleichsweise wenige Bauten realisieren. Allerdings war Fayans ein gefragter Innenausstatter für Wohnungen, Kinos oder gastwirtschaftliche Betriebe, so zählten die Kammerlichtspiele am Schwarzenbergpark (1916), das Maria-Theresien-Kino (1918) in der Mariahilfer Straße ebenso zu seinen Werken wie das Café Herrenhof, Hübners Parkhotel, der Wiener Rathauskeller (1924), das Schlosshotel Kobenzl (1928) und der (zerstörte) Kursalon im Stadtpark (1930). Zudem beschäftigte er sich mit modernen Friedhofsanlagen und schuf 1911 das Mausoleum der Familie Menachem Elias auf dem Zentralfriedhof. Seine letzte bekannte Arbeit war die Einrichtung der "Roxy-Bar" Mitte der 1930er Jahre. Zu dieser Zeit beteiligte er sich auch noch an einem Wettbewerb zur Erschließung des Kahlenbergs. 1931 realisierte Stefan Fayans mit der Wohnhausanlage Oppelgasse ein kommunales Projekt des Roten Wien.
Nach dem "Anschluss" wurde er mit einem Berufsverbot belegt. Nachdem er und seine Frau ihre Wohnung in Wien-Josefstadt (8., Josefstädter Straße 73) verlassen mussten und gezwungen wurden, in eine Sammelwohnung in Wien-Leopoldstadt zu ziehen, wurden sie im September 1942 in das Konzentrationslager Maly Trostinec deportiert und sofort nach ihrer Ankunft von den Nationalsozialisten ermordet.
Literatur
- Ursula Prokop: Zum jüdischen Erbe in der Wiener Architektur. Der Beitrag jüdischer ArchitektInnen am Wiener Baugeschehen 1868-1938. Wien: Böhlau 2016, S. 218-219
- John Ziesemer: Metropolis - Nekropolis. Großstadtfriedhöfe der Moderne in Europa. In: journals.ub.uni-heidelberg.de (2015), S. 90-99
Weblinks
- Architekturzentrum Wien: Architektenlexikon: Stefan Fayans [Stand: 31.03.2020]