Café Herrenhof

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Café Herrenhof (1914)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kaffeehaus
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1914
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1961
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  14847
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes Café Herrenhof (1914).jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Café Herrenhof (1914)
  • 1., Herrengasse 10

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48° 12' 35.16" N, 16° 21' 57.19" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Herrenhof (1, Herrengasse 10).

Das Kaffeehaus wurde 1914 gegründet und etablierte sich rasch als Literaten- und Intellektuellentreff. Hierher übersiedelte die junge Literatur nach dem Ersten Weltkrieg aus dem benachbarten Café Central. Max Brod, Heimito von Doderer, Elias Canetti, Alexander Lernet-Holenia, Anton Kuh, Hermann Broch, Robert Musil, Alfred Polgar, Joseph Roth, Vicky Baum, Hilde Spiel, Leo Perutz, Franz Werfel und Franz Kafka zählten zu den Gästen im Kaffeehaus in der Herrengasse. Karl Kraus verewigte das Kaffeehaus in einer Satire.

Das Interieur des weitläufigen Etablissements (mit Sitzkassierin) präsentierte sich im Jugendstil. Neben dem großen Saal mit seinen geräumigen Logen, in denen so manche Größe, wie Max Adler, "residierte", gab es zur Wallnerstraße hin eine Bridgestube, die von Industriellen und Bankdirektoren frequentiert wurde.

Die Namen der prominenten Besucher der Zwischenkriegszeit sind praktisch ident mit der geistigen Elite jener Jahre. Am 19. März 1938 wurde das Café Herrenhof "arisiert", die Stammgäste flohen größtenteils ins Exil. Am 16. März 1938 übernahmen die Kellner das Lokal unter Verwaltung der Gastgewerbesektion. Kommissarischer Verwalter wurde der SA-Mann Friedrich Kornherr der auch bei der "Arisierung" des Café Mozart als Schläger eine üble Rolle gespielt hatte. Durch den massiven Ausfall der Stammgäste musste das Kaffeehaus schon im Juli 1938 schließen, kurzfristig wiedereröffnet und bei Kriegsbeginn endgültig geschlossen. Spätestens Anfang 1946 hatte das Café wieder geöffnet wie Hilde Spiel als Augenzeugin berichtet. Von dem 1948 durchgeführten Rückstellungsverfahren sind keine Details bekannt. Von den Vorbesitzern konnte Bela Waldmann über Zypern fliehen, während Markus Klug dem Holocaust zum Opfer fiel.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte nicht mehr an die alte Tradition angeknüpft werden. Das Café wurde 1961 geschlossen.

Literatur

  • Hans Weigel / Christian Brandstätter / Werner J. Schweiger: Das Wiener Kaffeehaus. Wien: Brandstätter Verlag 1978, S. 8, 74 ff., 79 ff.
  • Aus der "Herrenhof-Saga". In: Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985, S. 29 ff. (Stammgastliste: S. 165 ff.)
  • Berthold Unfried: "Arisierung" und Restitution Wiener Cafés. In: Ulrike Felber [u.a.]: Ökonomie der Arisierung. Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 10/2. Wien / München: Oldenbourg 2004, S. 869-889
  • Hans Veigl: Wiener Kaffeehausführer. Wien 1989, S. 52 ff.
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien). Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 117

Einzelnachweise

  1. Berthold Unfried: "Arisierung" und Restitution Wiener Cafés. In: Ulrike Felber [u.a.]: Ökonomie der Arisierung. Teil 2: Wirtschaftssektoren, Branchen, Falldarstellungen. Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich Bd. 10/2. Wien-München Oldenbourg 2004, S. 873-875.