Ludwig Baumann
- Präsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (1908 bis 1915)
- Präsident des Österreichischen Ingenieurs- und Architektenvereins (1913 bis 1915)
- Präsident des Österreichischen Ingenieurs- und Architektenvereins (1917 bis 1919)
Ludwig Baumann, * 11. Mai 1853 Seibersdorf bei Troppau (Bëla [auch Hucovice] bei Opava, Tschechische Republik), † 6. Februar 1936 Wien 3, Sechskrügelgasse 2 (Zentralfriedhof, Gruppe 32B, Nummer 51, Eckgruft), Architekt, Gattin (1892) Johanna Gehringer (Verlegung des Wohnsitzes nach Berndorf; Scheidung 1915). Studierte 1870-1874 am Züricher Polytechnikum bei Gottfried Semper unter anderen, arbeitete (nach Militärdienst 1875) ab 1876 bei der Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft (deren artistisches Büro Heinrich Ferstel leitete) und 1879-1882 bei Viktor Rumpelmeyer. 1882 ging Baumann mit Emil Bressler eine Ateliergemeinschaft ein (9, Berggasse 31; Figdorpalais 2, Heinestraße 4 [1883], Österreich-Pavillon der Weltausstellung in Amsterdam [1883], Dampftramwaystationen Hietzing-Liesing und Gebäude des „Wiener Extrablattes"). 1884-1894 war er als Chefarchitekt für Krupp in Berndorf (Niederösterreich) tätig; er baute unter anderem Fabriks- und Arbeitersiedlungsbauten sowie die Berndorfer Kuppelkirche und die Schule. 1888 arbeitete er für die Kaiser-Jubiläums-Ausstellung in Wien 1892 beteiligte er sich am Wettbewerb Stubenviertel, 1893 am Generalregulierungsplan.
Außerdem entstanden folgende Wohnhäuser: 4, Wiedner Gürtel 30-32 (1895; für Ludwig Hatschek); 9, Müllnergasse 4 (1896); 6, Linke Wienzeile 8-10 (1896/1897); 9, Porzellangasse 4-6 (1897; Gebäude der K.u.k. Wagenfabrik Armbruster); 4, Wiedner Hauptstraße 14 (1898); 8, Lange Gasse 8 (1902); 8, Schönborngasse 14 (1904). 1900 errichtete Baumann das Gebäude des Eislaufvereins Am Heumarkt, das Haus Hiller, das Palais Bratmann und andere. Mehrfach schuf Baumann österreichische Pavillons für ausländische Ausstellungen (Chefarchitekt bei der Weltausstellung Paris 1900, Turin 1911). Ab Anfang 20. Jahrhundert arbeitete Baumann überwiegend in Wien; 1902-1904 baute er die ehemalige Konsularakademie (9, Boltzmanngasse 16; heute US-Botschaftsgebäude), 1905-1907 die Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (1, Stubenring 8-10; Kammer der gewerbliche Wirtschaft für Wien), 1906-1908 den Erweiterungsbau des Österreichischen Museums für angewandte Kunst (1, Weiskirchnerstraße 3), 1909-1913 das Kriegsministerium (1, Stubenring 1; Regierungsgebäude) samt den Ministerienbrunnen (1912/1913), die Wohnhäuser 3, Untere Viaduktstraße 55, 57 (1910) und 59 (Landstraßer Hauptstraße 7; 1910) und 1, Rotenturmstraße 13 (1913), 1911-1913 (gemeinsam mit Fellner und Helmer) das Konzerthaus (3, Lothringerstraße 20) sowie die angrenzende Akademie für Musik und darstellende Kunst, 1912/1913 das Verwaltungsgebäude der Riunione Adriatica di Sicurtà (1, Tegetthoffstraße 7) und 1913 das Ertlsche Stiftungshaus (1, Ertlgasse 2). B. war 1907-1914 als Nachfolger Ohmanns Burgbauarchitekt (Leitung des Baues der Neuen Burg, vollendet 1913; unter anderem Bau des Stiegenhauses und der Loggia vor dem Zeremoniensaal (Festsaaltrakt), Veränderungen des Corps de Logis), 1908-1915 Präsident der von ihm gegründeten Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, 1913-1915 und 1917-1919 Präsident, des Österreichischen Ingenieurs- und Architektenverein sowie ab 1908 Mitglied der Obersten Wiener Baubehörde. Baumann baute auch Villen, Schlösser (darunter 1909-1912 Gruft in Artstetten für Erzherzog Franz Ferdinand, der zu seinen wichtigsten Förderern gehörte), Erholungsheime und so weiter; außerdem entwarf er Kirchen und Grabdenkmäler. Nach 1918 betätigte er sich als Bauberater der Burghauptmannschaft; ab 1922 wohnte er 3, Landstraßer Hauptstraße 58. Seine Porträtbüste (von Georg Leisek) befindet sich über dem Tor des Burggartentrakts der Neuen Burg (in Richtung des Bibliothekshofs). Baumann war einer der Hauptrepräsentanten des Historismus im 20. Jahrhundert; sein Nachlaß wird vom Historischem Museum der Stadt Wien verwahrt. Ritterkreuz der Ehrenlegion.
Quellen
Literatur
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Rudolf Schmidt: Österreichisches Künstlerlexikon. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Tusch 1974-1980
- Österreicher aus sudetendeutschem Stamme. Band 1 (Maler, Graphiker, Bildhauer, Medailleure, Baumeister, Architekten, Dichter, Schriftsteller, Journalisten). Wien: Verlag der Typographischen Anstalt 1961
- Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
- Rudolf Kolowrath: Ludwig Baumann. Repräsentant der großbürgerlichen Architektur der Jahrhundertwende. Diss., Techn. Univ. Graz. Graz 1982
- Rudolf Kolowrath: Ludwig Baumann. Architektur zwischen Barock und Jugendstil. Wien: Compress-Verlag 1985
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Bände 4, 10 und 11. Wiesbaden: Steiner 1969-1981, Register
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 9/2. Wiesbaden: Steiner 1976, S. 3, Register
- Geschichte der bildenden Kunst in Wien. Band 3: Geschichte der Architektur in Wien. Wien [u.a.]: Selbstverlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe 7/3), Register
- Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, Register
- Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 56, 68, 87, 398, 427, 430 f.
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905, S. 76
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 20, 194, 348
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Register
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- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, Register
- Der Architekt 14 (1908), S. 12 ff., 48 ff., 92 ff.
- Ludwig Baumann: Mein Lebenslauf und meine Tätigkeit. Wien: Rosenbaum [1931]
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 09.05.1953 und 01.08.1986