Sozialmedizinisches Zentrum Sophienspital
48° 11' 52.02" N, 16° 20' 27.42" E zur Karte im Wien Kulturgut
Erzherzogin-Sophien-Spital, Sozialmedizinische Zentrum Sophienspital (7., Apollogasse 19, Kaiserstraße 9, Neubaugürtel 14).
Erzherzogin-Sophien-Spital
Gründung
Eduard Graf Kenyon (1785-1856) erwarb 1845 das Grundstück Schottenfeld Nr. 6 (Kaiserstraße 7, dann Kaiserstraße 9) mit Haus und großem Garten von Barbara Gottlieb. Seine Gattin, Eugenie Louise Kenyon, geborene Turovsky (1807-1877), vermachte das Grundstück und ihr Vermögen testamentarisch zur Errichtung eines Spitals für die bedürftige Bevölkerung des 6. und 7. Bezirks. Bereits 1872 war ein Komitee zum Bau eines Spitals in Neubau unter der Leitung von Dr. Rudolf Ritter von Vivenot gebildet und dem Protektorat Erzherzog Karl Ludwigs unterstellt worden. Zu Ehren der damals kürzlich verstorbenen Mutter Kaiser Franz Josephs I. sollte das Krankenhaus den Namen Erzherzogin-Sophien-Spital tragen.
Nach dem Tod Eugenie Louise Kenyons 1877 konnte das bis dahin aus finanziellen Gründen nur wenig tätig gewordene Komitee das geplante Krankenhaus verwirklichen, das nach den Plänen des Architekten und Stadtbaumeisters Franz Weigang (1843-1881) errichtet und am 28. Mai 1880 eröffnet wurde. Die finanziellen Mittel wurden durch die neu gegründete Erzherzogin-Sophien-Spital-Stiftung verwaltet, zum ärztlichen Leiter wurde Emil Rollett bestellt. Das erste Gebäude, ab 1900 unter dem Namen Kenyon-Pavillon, umfasste eine chirurgische Ambulanz und 20 Betten, 1888 wurde ein chirurgischer Operationssaal eingerichtet und die Bettenzahl erhöht.
k. k. Krankenanstalt Erzherzogin-Sophien-Spitals-Stiftung
Am 1. August 1900 wurde das Spital in den Wiener Krankenanstaltenfonds eingegliedert und trug nun den Titel „k. k. Krankenanstalt Erzherzogin-Sophien-Spitals-Stiftung“, der Stand von 80 Betten wurde in drei Verpflegsklassen gegliedert. 1901-1906 erfolgte die Errichtung weiterer Gebäude, darunter der Karl-Ludwig-Pavillon für die chirurgische Abteilung und das Verwaltungsgebäude. 1936 wurde ein Röntgeninstitut eingerichtet.
NS-Zeit und Nachkriegsjahre
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Spital dem Reservelazarett II angegliedert und 1940 der Stadt Wien übertragen. Zunächst an die Polizei verpachtet, wurde es 1945 wieder zum Zivilkrankenhaus mit einem Stand von 240 Betten.
Die medizinischen Schwerpunkte nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten Chirurgie und Innere Medizin sowie das Röntgeninstitut. Weitere Ambulanzen, etwa der Urologie und der Gynäkologie, wurden ebenfalls eingerichtet. In den 1970er Jahren lag der Interessensschwerpunkt der Inneren Medizin besonders auf der Gastroenterologie und der Hepatologie. 1987 (Beschluss 1985) wurde das Haus in ein Pflegezentrum umgewandelt und das medizinische Angebot um Teile der Poliklinik erweitert.
Sozialmedizinischen Zentrum Sophienspital
1999 erfolgte die Erweiterung zum Sozialmedizinischen Zentrum Sophienspital, dieses umfasste neben dem Krankenhaus ein Geriatriezentrum mit einer Pflegestation und ein geriatrisches Tageszentrum, das nach der ärztlichen Leiterin der Jahre 1979 bis 1986, Ingrid Leodolter, benannt wurde, sowie das Ludwig Boltzmann Institut für Angewandte Gerontologie. Für diese Erweiterung wurde 1997 bis 1999 ein zusätzlicher Gebäudetrakt entlang des Neubaugürtels als Verbindung zwischen Kenyon- und Karl-Ludwig-Pavillon von Martin Kohlbauer errichtet.
Im Oktober 2017 wurde das Sozialmedizinische Zentrum Sophienspital geschlossen.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbuch St. Ulrich (Oberhof – 144), B144: Band 3a, fol. 319r
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 209.1 – Allgemeines Krankenhaus, A1 – Direktionsakten: 1880 – Stiftbrief und Statut des Erzherzogin Sophien-Spitals
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A2 – A – Verlassenschaftsabhandlungen: 38/1881, Franz Weigang
- Neue Freie Presse, 28.5.1880, Seite 1: Feierliche Eröffnung des Erzherzogin Sophien-Spitals
Literatur
Allgemein:
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 203
- Architektenlexikon: Franz Weigang [Stand: 20.01.2021]
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 288
- Magistrat der Stadt Wien- Erzherzogin-Sophien-Spital [Hg.]: 100 Jahre Erzherzogin-Sophien-Spital. Wien: [Eigenverlag] 1981
- Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2007, S. 342-351
- Wikipedia: Martin Kohlbauer [Stand 21.01.2021]
Wiener Gesundheitsarchitekturen:
- Sanitätsdepartment der k. k. Nieder-Österreichischen Statthalterei. VI. Heil- und andere Humanitätsanstalten. In: Bericht über die Sanitären Verhältnisse und Einrichtungen im Erzherzogthume Österreich unter der Enns für das Jahr 1896. Hg. von K. K. Nieder-Österreichische Statthalterei. Wien: 1897, S. 130-225, S. 144
- Geschichte der k. k. Krankenanstalt Erzherzogin Sophien-Spitals-Stiftung in Wien. In: Jahrbuch der Wiener k. k. Kranken-Anstalten 9. Jahrgang 1900. Hg. von K. K. Nieder-Österreichische Statthalterei. Wien: 1903, S. 1-18