Die Strudlhofstiege (9.) stellt in der Strudlhofgasse, die zwischen der Währinger Straße und der wesentlich tiefer gelegenen Liechtensteinstraße verläuft, eine Verbindung für Fußgänger her. Sie wurde unter Karl Lueger nach einem Entwurf von Theodor Johann Jaeger (1874 - 1943) im Abschnitt der Gasse zwischen Boltzmanngasse und Pasteurgasse erbaut und am 29. November 1910 zur Benützung freigegeben. Die Kosten beliefen sich auf 100.000 Kronen.[1]
Peter Strudel
Ursprünglich stand hier der Strudelhof von Peter Strudel. Hof- und Kammermaler Peter von Strudel wurde um 1660 in Cles (Trentino, Italien) geboren und starb am 4. Oktober 1714 in Wien. Er errichtete 1690 den Strudelhof und wurde später zum Direktor der Kunstakademie gewählt. Sein Werk als Bildhauer und Maler bildet in Österreich den Übergang zum Hochbarock.[2]
Architektur
Die Strudlhofstiege wurde aus Mannersdorfer Kalkstein erbaut. Mittels dreier Rampen und 58 Stufen wird der Höhenunterschied von rund 11 Metern überwunden.[3] Die Stiege wird von einem zweigeteilten Beckenwandbrunnen ("Strudlhofbrunnen") geschmückt, dessen oberes Becken an der Stiegenwandung eine Kopfmaske als Wasserspeier besitzt. Auf dem ersten Treppenabsatz befindet sich eine mosaikverkleidete Nische mit Fischmaul als Wasserspeier. Die Strudlhofstiege ist ein bedeutendes Bauwerk des Jugendstils.
Die an Otto Wagners Stadtbahn-Architektur erinnernden, grün gestrichenen Metallbeschläge waren ursprünglich blau.[4]
Renovierung
1984 und erneut 2008 bis 2009 wurde die Strudlhofstiege renoviert.
In Anlehnung an die ursprüngliche Gestaltung wurde nach einer Mosaikverkleidung im Zuge der Instandsetzung 2008 bis 2009 das Relief aus Donaukies in Handarbeit nachgebildet.
Die Beleuchtung der Stiegenanlage besteht aus sieben Masten, auf denen sich insgesamt 16 Lichtpunkte befinden. Die alten Kugelleuchten wurden durch stilvolle Hängeleuchten ersetzt. Dadurch wurde die Beleuchtung verbessert und zugleich die Energiebilanz gesenkt.[5]
Roman
Durch den gleichnamigen Roman Heimito von Doderers (1951) wurde die Strudlhofstiege weltbekannt. Nach Renovierung (1962) Gedenktafel (mit Gedicht Doderers):
- Auf die Strudlhofstiege zu Wien
- Wenn die Blätter auf den Stufen liegen
- herbstlich atmet aus den alten Stiegen
- was vor Zeiten über sie gegangen.
- Mond darin sich zweie dicht umfangen
- hielten, leichte Schuh und schwere Tritte,
- die bemooste Vase in der Mitte
- überdauert Jahre zwischen Kriegen.
- Viel ist hingesunken uns zur Trauer
- und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.[6]
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 49 f.
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 470
- Hans Mück: Quellen zur Geschichte des Bezirks Alsergrund. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1978 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 3), S 72 f.
Einzelnachweise
- ↑ Neues Wiener Journal vom 30. November 1910 (ANNO)
- ↑ Angaben: Magistratsabteilung 29 - Brückenbau und Grundbau.
- ↑ Angaben: Magistratsabteilung 29 - Brückenbau und Grundbau.
- ↑ Wikipedia: Strudlhofstiege [Stand: 20.02.2018].
- ↑ Angaben: Magistratsabteilung 29 - Brückenbau und Grundbau.
- ↑ Heimito von Doderer: Die Strudlhofstiege: dtv 1254, München (3. Auflage) 1976