Totenbruderschaft

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Stich (Memento Mori) von Martin Engelbrecht im Verzeichnis der von den Mitgliedern der Totenbruderschaft zur Hinrichtung begleiteten "Malleficanten"
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Institution
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1638
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1783
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24936
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit, Friedhöfe, Bürgerspital-Gottesacker
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.07.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes TotenbruderschaftVerzeichnis.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Stich (Memento Mori) von Martin Engelbrecht im Verzeichnis der von den Mitgliedern der Totenbruderschaft zur Hinrichtung begleiteten "Malleficanten"
  • 1., Augustinerstraße 3

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48° 12' 18.69" N, 16° 22' 4.95" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Totenbruderschaft (1., Augustinerstraße 3; Georgskapelle in der Augustinerkirche).

Die Totenbruderschaft war eine von Eleonore von Mantua (1598–1655) und ihrem Ehemann Ferdinand II. ab 1634 initiierte und gestiftete Bruderschaft, die 1638 – und somit nach dem Tod ihres Mannes – vom Papst, dem Wiener Bischof Anton Wolfrath und ihrem Stiefsohn Ferdinand III. bestätigt und eingesetzt wurde. Kaiser Ferdinand III. stattete die Bruderschaft mit besonderen Freiheiten und Privilegien aus. Vornehmlicher Zweck der Vereinigung war die 'Jenseitsvorsorge': Es ging darum, den Seelen im Fegefeuer durch christliche Werke die Zeit im Purgatorium zu verkürzen und ihnen ins Himmelreich zu verhelfen. Im Gegenzug erhofften sich die Mitglieder von den Verstorbenen Fürsprache und Gutes bereits auch zu Lebzeiten.

Es handelte sich um eine vorwiegend von Laien organisierte Gemeinschaft zu deren Mitgliedern neben Angehörigen des Kaiserhauses – Ferdinand III. und weitere Familienmitglieder ließen sich einschreiben – Menschen verschiedener Berufsgruppen zählten. Grundsätzlich stand die Mitgliedschaft Männern und Frauen gleichermaßen offen, der Vorstand der Bruderschaft war jedoch ausschließlich mit hochrangigen weltlichen oder geistlichen Würdenträgern, darunter Abraham a Sancta Clara, besetzt. Neue Mitglieder trugen ihren Namen in ein heute nicht mehr erhaltenes "Bruderschaftsalbum" ein und erhielten vermutlich einen "Bruderschaftszettel" als Beleg für ihre als "Einverleibung" bezeichnete Einschreibung. Über die Höhe der eingehobenen "Einschreibgelder" oder sonstiger Kosten liegen keine Informationen vor. Mit der "Einverleibung" einher ging ein vollkommener Ablass, für die Zeit danach wurden – im Gegenzug für religiös-geistliche Handlungen, wie etwa das Totengeleit – Ablassprivilegien geboten. Ihren Sitz hatte die Totenbruderschaft in der Georgskapelle (Augustinerkirche)), daher auch "Totenbruderschaftskapelle" oder "Totenkapelle" genannt, in der Augustinerkirche, der ehemaligen Wiener Hofkirche.

Ein exklusives Recht und wichtiges Anliegen war der Bruderschaft vor allem die Begleitung und Bestattung von zum Tode verurteilten und hingerichteten Personen, sofern die Bestattung nicht obrigkeitlich untersagt worden war. Die Bruderschaftsmitglieder, zu denen viele Adelige zählten, trugen während des Wegs zwischen den Hinrichtungsstätten und dem Begräbnisort besondere Habite, schwarze Kapuzenmäntel mit dem Bruderschaftszeichen (Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen, darüber der kaiserliche Doppeladler). Begräbnisstätte war ein bereits 1571 angelegter Friedhof (nachmals Wieden Konskriptionsnummer 29-41; 4, Karlsgasse 1-10, Karlsplatz 11-12, Argentinierstraße 2-6, Paniglgasse 2-12), der der Stephanskirche, ab 1640 jedoch dem Bürgerspital unterstand und nachmals Armensünder-Gottesacker genannt wurde. Die 1638 errichtete Friedhofkapelle (Augustinkapelle [4]) wurde nach Zerstörung durch die Türken (1683) 1701 vergrößert wiederhergestellt.

Am 30. Juni 1783 hob Joseph II. die Totenbruderschaft auf, die Friedhofkapelle wurde abgebrochen und der Friedhof gesperrt. Das Areal wurde 1792 an das General-Militärkommando verpachtet, 1807 versteigert, parzelliert und verbaut.

Quelle

Literatur

  • Claudia Resch: Die kaiserlich-königliche Totenbruderschaft in Wien. „Bündnuß und höchst Lob-würdige Alliantz zum Heil der Seelen“. In: Bündnisse. Politische, soziale und intellektuelle Allianzen im Jahrhundert der Aufklärung. Hg. von Franz M. Eybl / Daniel Fulda / Johannes Süssmann. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2019, S. 183–194
  • Claudia Resch: Die Totenbruderschaft von St. Augustin und ihre Totenkapelle(n) – geziert, gemalt und gedruckt für die Ewigkeit. In: Bruderschaften als multifunktionale Dienstleister der Frühen Neuzeit in Zentraleuropa. Hg. von Elisabeth Lobenwein / Martin Scheutz / Alfred Stefan Weiß. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2018, S. 373–393
  • Heinz Riedel: Die Totenbruderschaft. In: Der österreichische Bestatter 32 (1990), S. 147 ff.
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7), S. 75, S. 170 f.
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen (1914), S. 305
  • Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 166 ff.

Weblinks