Hinrichtungsstätten

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Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Revolution 1848, Todesstrafe, Mittelalter, Neuzeit, Spinnerin am Kreuz, Stadtgraben, Hinrichtung, Friedhöfe
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.05.2024 durch WIEN1.lanm08uns
BildnameName des Bildes Hinrichtungsstätte Stadtgraben.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Die Hinrichtungsstätte von Cäsar Wenzel Messenhauser im Stadtgraben

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Hinrichtungsstätten gab es in Wien im Lauf der Jahrhunderte an verschiedenen Orten der Stadt; die Arten der Todesstrafe wechselten (Hinrichtung). Die wichtigsten Hinrichtungsstätten waren:

  • Am Tabor: Die alte Brücke beim Tabor (2) diente als Vollstreckungsort für Ertränkungen.
  • Gänseweide: Hier wurde in der Mehrzahl der Fälle die Todesstrafe durch Verbrennen vollstreckt (unter anderem an den während der Geserah 1421 verurteilten Juden, 1528 an Balthasar Hubmaier. 1583 an Elisabeth Plainacher). Karl VI. schaffte diese Art der Todesstrafe 1733 ab (Gänseweide [auch Literatur]).[1]
  • Am Hof: Hier wurde insbesondere die Vollstreckung durch Vierteilen und Köpfen vollzogen (beispielsweise wurde hier 1463 Wolfgang Holzer hingerichtet).
  • Schweinemarkt (1., Lobkowitzplatz): Hier wurden beispielsweise 1408 Bürgermeister Konrad Vorlauf und die Ratsherren Hans Rockh und Konrad Ramperstorffer durch Erhängen hingerichtet.
  • Rabenstein: Eine der ältesten Hinrichtungsstätten, auf der vorwiegend gehängt und gerädert (Räderkreuz), aber auch mittels des Schwerts gerichtet wurde (Radierung von C. Kohl, 1786). Als 1706 wegen Aufstellung der Statuengruppe am Hohen Markt eine Passagenerweiterung nötig wurde, musste die alte Blutbannsäule von dort nach dem Rabenstein versetzt werden, wohin 1747 auf Anordnung Maria Theresias auch der Galgen vom Wienerberg versetzt wurde (der hier bis 1805 verblieb).
  • Wienerberg: Er gehörte zu den ältesten und bekanntesten Hinrichtungsstätten (erstmals erwähnt 1311, sicherlich jedoch schon früher bestehend). Der genaue Standort des Galgens ist nicht eruierbar (wahrscheinlich gegenüber der Spinnerin am Kreuz); beim Bau der Häuser an der Triester Straße (zwischen Raxstraße und Altdorferstraße) wurden 1927 zahlreiche Skelette von Gehenkten ausgegraben. Neben dem Galgen befand sich ein Räderkreuz; es wurden aber auch Verbrennungen vorgenommen. Am 23. März 1747 wurde der Galgen auf Anordnung Maria Theresias (die bei ihren Fahrten nach Laxenburg den Galgen nicht sehen wollte) auf den Rabenstein transferiert, 1805 jedoch auf Drängen der Roßauer Bevölkerung wieder auf den unbesiedelten Wienerberg (zur Spinnerin am Kreuz) zurückverlegt. Die erste öffentliche Hinrichtung fand hier am 16. Mai 1805 (Anton Luger) statt; ab 1850 fanden öffentliche Hinrichtungen ausschließlich hier statt (die letzte wurde am 30. Mai 1868 am Tischlergesellen Georg Ratkay vollzogen). Die Delinquenten verrichteten an der Matzleinsdorfer Linienkapelle ihr letztes Gebet.[2]
  • Landesgericht I (8., Landesgerichtsstraße 9A-11): Nach dem Bau des Landesgerichtsgebäudes I fanden ab dem 16. Dezember 1876 (Raubmörder Enrico Francesconi) die Hinrichtungen (die ab 1873 nicht mehr öffentlich durchgeführt werden durften) in einem der Höfe des Gerichtsgebäudes statt (Galgenhof), in der nationalsozialistischen Ära im Landesgerichtsgebäude selbst (Fallbeil). Letztere Hinrichtungsstätte wurde (im Hinblick auf die hier zahlreich erfolgten politischen Justifizierungen) zu einer Gedenkstätte ausgestaltet. Hinrichtungen von Widerstandskämpfern fanden auch auf Militärschießstätten statt.[3]
  • Militärpersonen: Auf der Erdberger Lände (Rossweide, heutiges Areal der Baustoffwerke) befand sich im 18. Jahrhundert ein Hinrichtungsplatz für Militärpersonen. Ein militärischer Richtplatz befand sich bis 28. Jänner 1747 auch am Getreidemarkt. Am 24. Juni 1809 wurde auf dem Getreidemarkt während der französischen Besetzung Peter Tell, am 26. Juni Jakob Eschenbacher erschossen.
  • Sonstige: Im Mittelalter werden auch der Graben (beispielsweise 1601 und 1640) und die Ratsstube des (alten) Rathauses (Franz Graf Nadásdy 1671) erwähnt. Während der Türkenbelagerungen 1529 und 1683 wurden (zur Abschreckung und Vollstreckung) an verschiedenen Plätzen der Stadt Galgen aufgestellt. Standrechtliche Erschießungen (etwa 1848) wurden des öfteren im Stadtgraben durchgeführt. Die Mörder des Grafen Latour wurden 1849 auf dem Glacis vor dem Schottentor hingerichtet.

Literatur

  • Wilhelm Deutschmann [Zusammenstellung und Text]: 200 Jahre Rechtsleben in Wien. Advokaten, Richter, Rechtsgelehrte. 21. November 1985 - 9. Februar 1986. Wien: Museen der Stadt Wien 1985 (Historisches Museum Wien: Sonderausstellung, 96), S. 74 f.
  • Franz Englisch: Die alte Hinrichtungsstätte auf der Gänseweide unter den Weißgerbern. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 14 (1959), S. 60 ff.
  • Friedrich Hartl: Das Wiener Kriminalgericht. Strafrechtspflege vom Zeitalter der Aufklärung bis zur österreichischen Revolution. Wien [u.a.]: Böhlau 1973, S. 420 ff.
  • Leomare Qualtinger: Biedermeiermorde. Berühmte Kriminalfälle aus dem alten Österreich. Wien [u.a.]: Amalthea 1979
  • Werner Sabitzerer: Letzte Hinrichtung im Galgenhof. In: Öffentliche Sicherheit 5-6 (2021), S. 93-94
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 48 ff., S. 209 ff.

Referenzen

  1. Franz Englisch: Die alte Hinrichtungsstätte auf der Gänseweide unter den Weißgerbern. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 14 (1959), S. 60 ff.
  2. Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 48 ff., S. 209 ff.
  3. Friedrich Hartl: Das Wiener Kriminalgericht. Strafrechtspflege vom Zeitalter der Aufklärung bis zur österreichischen Revolution. Wien [u.a.]: Böhlau 1973, S. 420 ff.; Werner Sabitzerer: Letzte Hinrichtung im Galgenhof. In: Öffentliche Sicherheit 5-6 (2021), S. 93-94