VS Am Platz 2
48° 11' 6.76" N, 16° 18' 5.15" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die VS Am Platz 2 ist eine öffentliche Volksschule im 13. Wiener Gemeindebezirk, Hietzing.
Schulanfänge in Hietzing
Seine erste Schule erhielt Hietzing bereits im Jahr 1789 am damaligen Kirchenplatz. Die Schule wurde vom Stift Klosterneuburg errichtet und betrieben. Der jeweilige Pfarrer leitete die Schule. Ein eigenes Schulhaus wurde im Jahr 1829 in der Fasholdgasse 8, Trauttmansdorffgasse 12 errichtet, wo sich die Schule bis 1866 befand, bevor sie wieder an den Kirchenplatz übersiedelte. Im Jahr 1899 wurde neben dem alten Schulhaus ein dreistöckiger Zubau für die Unterbringung von zwölf Klassen errichtet. Ein Gang im ersten Stock verband die beiden Trakte.[1]
Nach der Eingemeindung 1890/1892
Im Jahr 1896 gehörten zum Sprengel der Doppelvolksschule Am Platz 2 alle Häuser zwischen dem Wienfluss im Norden, der Bezirksgrenze im Osten, der Höhe des Küniglberges im Süden und der Lainzer Straße (vom Lainzer Bad an), Eitelbergergasse, Steckhovengasse im Westen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Doppelvolksschule von Oberlehrer Franz Mandl geleitet und führte fünf Knabenklassen mit 208 Schülern und fünf Mädchenklassen mit 166 Schülerinnen. Von den insgesamt 374 Schulkinder waren 364 römisch-katholisch, acht protestantisch und nur zwei jüdisch.
Renovierungsarbeiten 1899
Im Jahr 1899 wurden größere Umbauarbeiten am alten Schulgebäude Am Platz 2, in dem eine Volksschule für Knaben und Mädchen unter gemeinsamer Leitung untergebracht war, vorgenommen. Während der ursprüngliche Gassentrakt stehen blieb, wurde an die Stelle des alten Hoftraktes ein neuer zweistöckiger Hof- und Gartentrakt erbaut. Am 17. April 1899 wurde der alte Trakt abgerissen. Mitte Mai konnte mit den Bauarbeiten begonnen und Ende Oktober vollendet werden. Nach der kirchlichen Einweihung am 27. November 1899 wurde das Schulgebäude in Benützung genommen. Um den Unterricht während des Umbaues weiterhin fortsetzen zu können, wurde in dieser Zeit Spätunterricht in den Räumen des Gassentraktes erteilt. Einzelne Klassen wurden in benachbarte Schulen verlegt.
Das neue Schulhaus war mit getrennten Eingängen und Stiegen versehen, sodass Knaben einerseits und Mädchen andererseits getrennt das Schulgebäude betreten sollten. Das Gebäude enthielt zwölf Lehrzimmer, einen Turnsaal samt Garderobe und zwei Lehrmittelzimmer. Im alten Gassentrakt waren Kanzlei- und Konferenzzimmer untergebracht und wurde in dem nicht demolierten ebenerdigen Hofhäuschen die Schulwartwohnung belassen. Die gemeinsamen Turnlokalitäten waren im Souterrain des Gartentraktes untergebracht und standen mit einem Sommerturnplatz in Verbindung. Das neue Schulgebäude war mit einem Holzzementdach eingedeckt. Die Schullokalitäten besaßen Tramdecken zwischen Traversen, die Aborte und Gänge Decken von Flachziegelgewölben. Die Gänge waren mit Terrazzo-, die Aborte mit Asphaltpflaster versehen. Die Beheizung der Lehrzimmer und des Turnsaales erfolgte durch Regulierfüllöfen mit Lüftungsbetrieb, in den andern Räumen mittels Kreislauföfen. Die Beleuchtung erfolgte durch Auer-Gasglühlicht. In der Schule bestanden sechs Ausläufe der Hochquellenwasserleitung. In den Aborten waren Sturzklosetts ausgestellt. Die Pissoire waren mit Ölverschluss versehen. Die Lehrzimmer waren größtenteils mit neuen Schulbänken nach dem System Schlimp, teilweise (zwei Lehrzimmer) mit restaurierten alten Bänken eingerichtet.
Erster Weltkrieg
Während des Ersten Weltkrieges erhielten alle Klassen Wechselunterricht, die Knabenschule VS Diesterweggasse 30 im Schulgebäude untergebracht war. Die Funktion als Religionssammelstelle für den evangelischen und jüdischen Religionsunterricht hatte die Doppelvolksschule während der ganzen Kriegsdauer inne. In den Schuljahren 1915/1916 und 1916/1917 wurde die fachliche Fortbildungsschule vom Verein der Gärtner und Gartenfreunde in Hietzing als existent angegeben.
Während der Kriegsjahre gingen die Schülerinnen- und Schülerzahlen etwas zurück:
Volksschule für Knaben:
- 1914/1915: acht Klassen mit 406 Knaben
- 1915/1916: acht Klassen mit 389 Knaben
- 1916/1917: acht Klassen mit 391 Knaben
- 1917/1918: sieben Klassen mit 366 Knaben
Volksschule für Mädchen:
- 1914/1915: fünf Klassen mit 230 Mädchen
- 1915/1916: fünf Klassen mit 246 Mädchen
- 1916/1917: fünf Klassen mit 231 Mädchen
- 1917/1918: fünf Klassen mit 220 Mädchen
Februar 1934
Im Schuljahr 1933/1934 leitete Oberlehrer Albert Mender die Doppelvolksschule Am Platz 2, die von vier Knaben-, drei Mädchenklassen und drei gemischten Klassen besucht wurde. Die Gesamtzahl der Schulkinder betrug 347, worunter sich noch 50 jüdische Schulkinder befanden. Die Doppelvolksschule fungierte als Religionssammelstelle für den evangelischen sowie für den altkatholischen Religionsunterricht. Vor dem Hintergrund der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse im Februar 1934 blieben die Schulen vom 13. bis einschließlich 17. Februar 1934 geschlossen. Albert Mender blieb Leiter der Doppelvolksschule.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden Zimmer von kriegsbedingten Organisationen und Körperschaften in Anspruch genommen. So wurde ein Lehrzimmer dauerhaft von einer der zahlreichen Kartenstellen belegt. Die Funktion als Religionssammelstelle für den römisch-katholischen bzw. evangelischen Religionsunterricht hatte die Schule während des ganzen Krieges weiterhin inne. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler schwankte stark in den Kriegsjahren, weshalb davon auszugehen ist, dass die Schule Schulkinder aus anderen Schulen aufnahm:
- 1939/1940: fünf Klassen mit 127 Knaben, drei Klassen mit 93 Mädchen, eine gemischte Klasse mit 19 Knaben und 20 Mädchen. Gesamt: 259
- 1940/1941: sechs Klassen mit 204 Knaben, zwei Klassen mit 75 Mädchen, zwei gemischte Klassen mit 19 Knaben und 47 Mädchen. Gesamt: 345
- 1941/1942: Keine Angaben
- 1942/1943: fünf Klassen mit 193 Knaben, vier Klassen mit 150 Mädchen, eine gemischte Klasse mit 25 Knaben und zehn Mädchen. Gesamt: 378
- 1943/1944: vier Klassen mit 154 Knaben, vier Klassen mit 143 Mädchen, eine gemischte Klassen mit 20 Knaben und 17 Mädchen. Gesamt: 334
- 1944/1945: zwei Klassen mit 60 Knaben, zwei Klassen mit 65 Mädchen, drei gemischte Klassen mit 114 Knaben und 127 Mädchen. Gesamt: 241
Nachkriegszeit
Im Jahr 1968 wurde ein weiterer Anbau zum Schulgebäude errichtet. Im Jahr 2015 kam abermals ein moderner Zubau hinzu, der den Komplex um moderne Einrichtungen und eine Klasse erweitert.[2]
Gegenwart
Heute ist die Schule Am Platz 2 eine öffentliche Volksschule mit Mittagsaufsicht und Nachmittagsunterricht. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit Horten in der Umgebung. Insgesamt führt die Schule zehn Klassen sowie eine Mehrstufenklasse. Die Schule verfügt über einen eigenen Schulgarten, einen Turnsaal und einen technischen Werksaal. In jeder Klasse befinden sich zwei Computer. Neben individueller Differenzierung und gemeinschaftsfördernden Projekten wird ein Schwerpunkt auf Bewegung gelegt, wofür ein zusätzlicher Schwerpunktlehrer zur Verfügung steht. Englisch wird bereits ab der ersten Klasse unterrichtet und Spanisch in Form einer unverbindlichen Übung für die 3. und 4. Klasse angeboten. Religionsunterricht erfolgt für Kinder mit römisch-katholischem, evangelischem oder islamischem Glaubensbekenntnis.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, A9/1 – Standesausweise: Öffentliche Schulen 1916-1945
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Stadtschulrat, B4 – Standesausweise 1876-1915
- Verwaltungsbericht der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien im Jahre 1899. Bericht des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Wien: Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902, S. 324