Vereinigung sozialistischer Schriftsteller
Gründung
Kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurde am 22. Jänner 1933 in Wien die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Fritz Brügel, Rudolf Brunngraber, Theodor Kramer und Josef Luitpold Stern, der als erster Obmann fungierte. Grundsätzlich war die Mitgliedschaft auf Angehörige der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs beschränkt. Mit Genehmigung des Vorstandes konnten jedoch auch Schriftsteller und Schriftstellerinnen dem Verein beitreten, die nicht der Partei angehörten oder im Ausland lebten.
Ziele und Tätigkeit
Die Zielsetzung war, literarisch Tätige mit sozialistischer Weltanschauung zu vereinigen und eine kulturelle Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten zu ermöglichen. Die vom Faschismus unterdrückte Literatur sollte gefördert werden. Die Vereinigung unterstützte antifaschistische deutsche Autoren und Autorinnen, die vor dem nationalsozialistischen Terror nach Österreich geflüchtet waren.
Die Vereinsmitglieder veröffentlichten zahlreiche Beiträge in der sozialdemokratischen Presse, vor allem in der Arbeiter-Zeitung. Sie beteiligten sich an den Aktivitäten der Volks- und Arbeiterbildungsinstitutionen bzw. veranstalteten selbst Vorträge, Diskussionen und Lesungen.
Protest gegen Bücherverbrennungen
So wurde zum Thema: "Die verfolgte Literatur in Deutschland und die Ankündigung, Bücher öffentlich zu verbrennen" ein Literaturkurs organisiert. Der erste Vortrag war am 10. Mai 1933 angesetzt, genau an jenem Tag, an dem die Nationalsozialisten Scheiterhaufen für die Werke von Sigmund Freud, Karl Marx, Erich Kästner, Kurt Tucholsky und vielen anderen entzündeten.
Zwei Tage später veröffentlichte der nach Österreich emigrierte bayrische Dichter Oskar Maria Graf, stellvertretender Obmann der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller, in der Arbeiter-Zeitung seinen leidenschaftlichen Protest "Verbrennt mich!" [1] Insgesamt fanden von Mai bis August 1933 in Wien 41 Veranstaltungen – meist Vorträge mit anschließenden Rezitationen – über die Bücherverbrennungen in Deutschland statt.
Auflösung
Am 2. März 1934 erfolgte die zwangsweise Auflösung der Vereinigung. Viele Mitglieder gingen ins Exil, viele wurden von den Nationalsozialisten ermordet, so Benedikt Fantner, Else Feldmann, Adele Jellinek, Käthe Leichter, Walter Lindenbaum, Thekla Merwin, Heinrich Steinitz, Adolf Unger.
Nachfolgeorganisationen
Im Juli 1946 konstituierte sich die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Journalisten und Schriftsteller Österreichs. Am 19. September 1948 wurde in weiterer Folge die Vereinigung sozialistischer Journalisten und Schriftsteller Österreichs als Fachverband des BSA (heute Bundesfachgruppe Medienberufe) gegründet.
Quellen
Literatur
- Siglinde Bolbecher / Konstantin Kaiser: Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien-München: Deuticke 2000
- Herbert Exenberger [Hg.]: Als stünd’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen. Wien: Mandelbaum 2000
- Ursula Seeber [Hg.]: Asyl wider Willen. Exil in Österreich 1933 bis 1938. Wien: Picus 2003
Weblinks
Herbert Exenberger hat viele Jahre lang Unterlagen und Dokumente zur Vereinigung sozialistischer Schriftsteller gesammelt. Seine Sammlung umfasst Materialien zur Geschichte der Vereinigung, zu ihren 55 Mitgliedern und zu weiteren Autoren und Autorinnen aus deren Umfeld:
- Theodor Kramer Gesellschaft: Archiv Exenberger
- Das rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Vereinigung sozialistischer Schriftsteller
- Österreichische Kultur und Literatur der 20er Jahre: Vereinigung Sozialistischer Schriftsteller Österreichs
Einzelnachweise
- ↑ Arbeiter-Zeitung, Nr. 130, 12. Mai 1933, S. 1