Vilma Neuwirth

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Neuwirth, Vilma
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kühnberg, Vilma; Mayer, Vilma
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  361127
GNDGemeindsame Normdatei 136400671
Wikidata Q16295271
GeburtsdatumDatum der Geburt 25. August 1928
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 7. Dezember 2016
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Autorin, Friseurin, Fotografin, Zeitzeugin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 2.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
BestattungsdatumDatum der Bestattung  21. Dezember 2016
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 74, Reihe 31, Nummer 50
  • 2., Glockengasse 29 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Vilma Neuwirth, * 25. August 1928 Wien, † 7. Dezember 2016 Wien, Friseurin, Fotografin, Autorin, Zeitzeugin.

Biografie

Vilma Neuwirth wurde im August 1928 als Vilma Kühnberg in Wien geboren. Ihr Vater Josef Kühnberg (1888–1942) war jüdischer Abstammung und stammte aus Tarnow in Galizien. In Budapest arbeitete er als Friseur und gründete eine Familie. Nachdem seine Ehefrau bei der Geburt des 3. Kindes verstorben war, übersiedelte der Witwer mit den Kindern Otto, Grete und Ludwig (Lajos, Lally) nach Wien und eröffnete einen Friseursalon. Neuwirths Mutter, Maria Böhm (1892–1983), stammte aus einer wohlhabenden, katholischen Weinbauernfamilie in Retz und arbeitete in Wien als Köchin, als sie Josef Kühnberg kennenlernte. Aus einer vorherigen Beziehung hatte sie eine uneheliche Tochter, Maria ("Mizzi"), die bei den Großeltern in Retz lebte. Nach der Eheschließung mit Josef Kühnberg 1919 konnte sie ihr Kind nach Wien holen. Mit dem Geld, das Maria Kühnberg anlässlich der Eheschließung von ihren Eltern erhalten hatte, kaufte sie eine Wohnung in der Glockengasse 29, in der die große Familie – zu den vier bereits vorhandenen Kindern kamen noch vier gemeinsame hinzu – in einfachsten Verhältnissen wohnte. Im selben Haus mietete und betrieb Josef Kühnberg ein Friseurgeschäft.

Vilma Neuwirth war das jüngste der insgesamt acht Kinder. Sie besuchte zunächst die Volksschule in der Blumauergasse. Als sie nach dem "Anschluss" eine sogenannte "Judenschule" besuchen musste, ging sie in die Sperlschule in der Kleinen Sperlgasse, später in Schulen in der Vorgartenstraße, der Castellezgasse und der Pazmanitengasse. Da sie auf dem Schulweg regelmäßig antisemitisch motivierter Gewalt und Beleidigungen ausgesetzt war, brach sie den Schulbesuch nach der zweiten Klasse Hauptschule ab. Geschützt durch ihre "arische" Mutter verlebte sie gemeinsam mit ihren beiden älteren Geschwistern Hans und Alice ("Lizzi") ihre Kindheit und Jugend während der Zeit des Nationalsozialismus als "Mischling ersten Grades" in Wien. Ihren Geschwistern Grete, Ludwig, Mizzi und Kurt gelang die Flucht. Der älteste Bruder Otto und dessen Ehefrau wurden in einem Konzentrationslager ermordet. Dem Druck sich von ihrem jüdischen Ehemann, der ebenfalls in Wien verblieben war, scheiden zu lassen, hielt Maria Kühnberg stand und bewahrte ihn so vor der Deportation. Sein Friseurgeschäft wurde arisiert, er selbst starb im Herbst 1942 an einer Krebserkrankung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg absolvierte Vilma Neuwirth eine Lehre als Friseurin und war als Stafettenläuferin beim Hakoah sportlich aktiv. Später arbeitete sie im Geschäft ihres ersten Ehemannes mit. Nach der Scheidung war sie Referentin bei den Vereinigten Edelstahlwerken, studierte aber auch Fotografie bei Franz Hubmann.

Vilma Neuwirth war eine engagierte Zeitzeugin, besuchte Schulklassen und berichtete von ihrem (Über)Leben in der NS-Zeit. Ab 1993 arbeitete sie im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes im Bereich des "Akteneinbaus" mit und trat im Rahmen verschiedener Veranstaltungen des Dokumentationsarchivs auf. 2008 erschien im Milena-Verlag ihre vielbeachtete Autobiografie "Glockengasse 29". In diesem von Erich Hackl als "Volksbuch" bezeichneten Werk dokumentiert Vilma Neuwirth, wie sie als Kind und als heranwachsende, "jüdisch" deklarierte junge Frau die Zeit des Nationalsozialismus in Wien erlebte. Es ist ein seltenes und zugleich bedrückendes Lebenszeugnis, das von antisemitischen Anfeindungen, Repressalien und allgegenwärtiger Angst handelt, aber auch von Freundschaft und jugendlichem Leichtsinn. 2013/2014 wirkte Vilma Neuwirth gemeinsam mit Schoschana Rabinovici, Ari Rath, Rudolf Gelbard, Lucia Heilman und Marko Feingold an der Burgtheater-Produktion "Die letzten Zeugen" mit.


Werke

  • Vilma Neuwirth: Glockengasse 29. Eine jüdische Arbeiterfamilie in Wien. Wien: Milena Verlag 2008

Literatur


Vilma Neuwirth im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.