WÖK
48° 10' 59.45" N, 16° 21' 51.61" E zur Karte im Wien Kulturgut
Wiener öffentliche Küchenbetriebsgesellschaft (WÖK), Hilfsorganisation zur öffentlichen Ausspeisung Armer und Bedürftiger.
Anfänge
Nachdem bereits ab 1914 öffentliche Ausspeisungen für sozial Bedürftige in Wien organisiert wurden, wurde im Jahr 1919 die „Vienna Public Feeding GesmbH“ mit einem Stammkapital von 20 Millionen Kronen gegründet, je zur Hälfte vom Österreichischen Staatsschatz und der Gemeinde Wien aufgebracht. Der dezidierte Auftrag der Unternehmung bestand in der Volksausspeisung für Klein- und Schulkinder, bedürftige Erwachsene und Pensionisten. Zu diesem Zweck übernahm die „Vienna Public Feeding GesmbH“ auch 19 ehemalige Kriegsküchen. Die Zentralküche lag im 5. Wiener Gemeindebezirk (Margareten), Margaretengürtel 18 (Hanns-Gasser-Hof). Eine Konsumtion der Speisen vor Ort war nur in der Küche Karolinengasse möglich, wo einige Gartentische vorhanden waren, in allen anderen Küchen mussten die Speisen mitgenommen werden.
Expansion in der Zwischenkriegszeit
Im Jahr 1920 wurde der Name des Unternehmens schließlich in „Wiener öffentliche Küchenbetriebsgesellschaft“ (WÖK) geändert. Damit verbunden war ein umfassender Expansionskurs: Neben der Inbetriebnahme weiterer Küchen (Anfang der 1920er Jahre insgesamt 39 bei 766 Mitarbeitern) konnte im April 1921 auch der erste restaurantartige Betrieb in der Herrengasse 16 im 1. Wiener Gemeindebezirk (Innere Stadt) eröffnet werden. 1923 wurden von der WÖK etwa 5 Mio. Essensportionen ausgegeben, der Höchststand wurde 1930 mit 9 Mio. erreicht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Einen neuerlichen Aufschwung erreichte die WÖK in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1947 wurden bereits 41 Mio. Essensportionen verzeichnet. Ab 1955 belieferte die WÖK auch Tagesheimstätten für alte Menschen mit Mindesteinkommen. 1958 nahm die WÖK als erster Restaurationsbetrieb in ihrer Filiale in der Mariahilfer Straße 85 (6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf) einen Elektronenherd in Gebrauch; 1969 startete die Aktion „Essen auf Rädern“ zunächst mit 25 Kunden. Ein Jahrzehnt später wurden von „Essen auf Rädern" bereits 5.500 Menschen erfasst.
1978 kam es zu weitreichenden Umstrukturierungen und zur Umbenennung der WÖK zur „Wigast Gaststättenbetriebsges.m.b.H“. Von 1999 bis 2001 wurde die Wigast schließlich in mehreren Etappen mit der „Österreichisches Verkehrsbüro AG“ fusioniert. Dadurch entstand die größte Gastronomiekette Österreichs, der auch bekannte Restaurants wie Rathauskeller, Donauturm und Schloss Wilhelminenberg sowie die Kette „Wienerwald“ angehörten. Im Jahr 2008 verkaufte das Verkehrsbüro seine Gastronomiesparte, um sich auf das touristische Kerngeschäft zu konzentrieren.
siehe auch Kinderausspeisung, Kriegsküchen, Suppenanstalten.
Quellen
Literatur
- Edith Hörandner: WÖK. Eine Wiener Institution 1919-1994. Wien: Wiener Öffentliche Küchenbetriebsges.m.b.H. 1994
- Franz Schönfellner: Der Bund als Gesellschafter der WÖK in der Ersten Republik. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchives 39 (1986), S. 148–171
- Thomas Bernhard: Die Billigesser. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980 [belletristische Darstellung]