Würstelstand

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Michael Ludwig mit Walter Ruck und der Würstelstand-Betreiberin Patricia Pölzl beim Würstelstand von Josef Bitzinger (2024)
Daten zum Begriff

Schon im 17. Jahrhundert boten ambulante Händler wie Bratelbrater und später auch Salamudschi in den Straßen Wiens Imbisse feil. Nachdem 1805 Johann Georg Lahner die Frankfurter erfunden hatte, konnte man im 19. Jahrhundert auch diese Spezialität vom "Würstelmann", der entweder mit einem Handkessel oder einen Wagen unterwegs war, erwerben. Lizenzen konnten sowohl für den Tages- als auch für den Nachtbetrieb erworben werden, wobei das Nachtgeschäft aufgrund der kaum vorhandenen Konkurrenz lukrativer war.

Häufig sicherten Würstelstände – wie Trafiken – Kriegsveteranen ihren Lebensunterhalt. Heute werden die Verkaufsstände oft als Familienbetriebe, die in der Gastronomie oder der Fleischerbranche verankert sind, betrieben.

Bis 1969 waren nur mobile Stände, die außerhalb der Betriebszeiten ihre Standplätze verlassen mussten, erlaubt. Der älteste noch erhaltene Wiener Würstelstand ist der 1928 gegründete Würstelstand Leo am Döblinger Gürtel.

Das klassische Speiseangebot eines Würstelstandes umfasst Burenwurst (gekocht, manchmal auch gebraten), Debreziner, Waldviertler, Käsekrainer, Bratwurst, Frankfurter und Leberkäse, dazu Brot oder Weißgebäck, süßen oder scharfen Senf, Kren, Pfefferoni und Gurkerln. Dem Zeitgeist geschuldet sind Hot-Dogs und Currywurst sowie Speisen ohne Schweinefleisch und vegetarische / vegane Varianten. Der Versuch eines rein veganen Standes in der Brigittenau scheiterte hingegen 2002 schon nach kurzer Zeit.

Neben dem eigentlichen Zweck, der niedrigschwelligen Verpflegung, gelten Würstelstände, die sich meist an frequentierten Plätzen finden, auch als Orte der Kommunikation, die von allen Gesellschaftsschichten frequentiert werden.

Eine Initiative rund um die Würstelstandsbetreiberin bzw. –betreiber Patricia Pölzl ("eh scho wuarscht"), Josef Bitzinger ("Bitzinger an der Oper") und René Kachlir ("Zum scharfen René") erreichte 2024 die Aufnahme der "Wiener Würstelstandkultur" ins Nationale UNESCO-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes .

Literatur

  • Sebastian Hackienschmidt / Stefan Olah: Fünf und neunzig Wiener Würstelstände. The Hot 95. Salzburg: A. Pustet 2013

Weblinks