Kohlmarkt 8-10

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Wallnerstraße 1)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1875
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Ludwig Tischler
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  45511
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Paul Harrer: Wien, seine Häuser
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 8.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
  • 1., Kohlmarkt 8-10
  • 1., Wallnerstraße 1
  • Nr.: 141 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 142 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 143 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 144 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 259 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 260 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 261 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 262 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 270 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 271 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 272 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 273 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

Die Karte wird geladen …

48° 12' 31.67" N, 16° 22' 2.89" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1, Kohlmarkt 8/10, identisch mit Wallnerstraße 1 (Konskriptionsnummer 262, 261, 260, 259). Siehe auch Zum grünen Fassel (1, Kohlmarkt 8-10).

Haus Nr. 262: 1510 fiel die Haushälfte mangels Erben an die Stadt Wien. Im gleichen Jahr erwarben das ganze Haus der Plattner Michel Einspekh und dessen Frau Anna um 400 Wr. Pf. 1862 wurde das Haus von der Wiener Baugesellschaft erworben.

Haus Nr. 261: Der Wert des Hauses stieg von 300 Pfund in 1502 auf 550 Pfund in 1548. Es wird angenommen dass dieser Wertanstieg durch einen Neubau der schon vor 1548 stattfand, zustande kam. Das Haus besaß damals schon drei Stockwerke. Dieses Haus wurde 1872 von der Wiener Baugesellschaft erworben.

Haus Nr. 260: Ratsherr Mathias Schwartz stiftete am 1. März 1591 100 Gulden auf dieses Haus, zu 5 % für die Armen zum Klagbaum, Siechenals und der Hausarmenlade. Laut Urkunde vom 28. August 1591 legt er auf seinem Haus auf dem Kohlmarkt 700 Gulden an, von denen Zinsen sieben namentlich angeführte Kirchen je fünf Gulden erhalten sollen. In jeder dieser Kirchen soll dafür am St. Mathiastag eine Seelenmesse gehalten werden. In seinem vom 25. November 1591 datiertem Testament vermacht er 100 Gulden der Gottsleichnamsbruderschaft bei St. Michael, die gleichfalls auf seiner Behausung auf dem Kohlmarkt angelegt werden sollen. 1742 hatten die Freimaurer ihrer erste Loge in Wien, der sie den Namen „zu den drei Kanonen“ gaben, in diesem Haus aufgeschlagen.

Das Haus wurde 1873 von der Wiener Baugesellschaft erworben.

Haus Nr. 259: 1525 fiel das Haus dem großen Stadtbrand zum Opfer, wurde aber wieder aufgebaut. 1872 wurde das Haus von der Wiener Baugesellschaft erworben. Diese führte anstelle der vorher genannten vier Häuser das gegenwärtige dreistöckige Doppelhaus als Kohlmarkt Nr. 8/10 auf, das sich 1911 noch im Besitz der Wiener Baugesellschaft befand, die dort auch ihren Sitz hatte.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus Nr. 260: Am 17. August 1767 erwarb das Haus welches sich damals „zum Samson“ nannte Maria Theresia Spöttl, nachmals verehel. Rechberger. Sie betrieb hier ein Delikatessengeschäft, welches den Namen „zum grünen Fassel“ führte. Seit 1775 befand sich die aufgrund des Börsenpatentes der Kaiserin Maria Theresia vom 1. August 1771 gegründete Wiener Börse im ersten Stockwerk des Hauses. Dort blieb sie bis 1802 um später auf den Schottenring zu übersiedeln. Mit Kaufvertrag vom 26. Februar 1785 überließ Frau Rechberger das Haus ihrem Sohne erster Ehe, dem Handelsmann Ignaz Spöttl und desses Frau Maria Anna, die in Anspielung an das Geschäft ihres Gatten, der die feinsten Delikatessen erhielt, als „Sardellenkönigin“ stadtbekannt war. 1766 wurde sie als Tochter des kaiserlichen Büchsenspanners Josef Strassern geboren. Dieser gelangte später durch die Übernahme des Silberglückshafens auf dem Graben zu Wohlstand und Reichtum. 1783 heiratete sie den Handelsmann Ignaz Spöttl. Da sie jedoch aus einer anderen Umgebung als Ignaz stammte konnte sich die junge Frau in diese bürgerliche kaufmännische Welt nicht hineinfinden. Es zog sie vielmehr zur großen eleganten Welt. Ihr Vater wurde am 17. August 1787 in den Adelsstand erhoben und erwarb zudem die Herrschaft Kottingbrunn. Seitdem war sie auf den Kaufmannsstand nicht gut zu sprechen, da er sie behinderte und beschwerte. Die Verhältnisse in der Familie Spöttl-Strassern boten sogar Stoff für ein Lustspiel, inszeniert vom Wiener Lokaldramatiker Ferdinand Eberl am 13. Dezember 1787 mit dem Titel „Kasperl, der Mandolettikrämer“. Eines der erfolgreichsten und bekanntesten Stücke des Lustspieldichters August von Kotzebue („die beiden Klingsberg“, 1801) hat sich das Haus als Schauplatz der Handlung erwählt und Maria Anna Spöttl zur Hauptfigur gemacht. Nach dem frühen Tod (36 Jahre) ihres Gatten, hatte die junge Witwe nun die Möglichkeit ihrem Vergnügen nachzugehen. Sie führte das Delikatessengeschäft weiter, ließ sich aber auch von manch Kavalier umwerben, darunter Graf Metternich.

Haus Nr. 259: In diesem befand sich von 1892 bis 1901 Veltées Panoptikum, neben dem Café Pucher, und von 1902 bis 1915 das Kohlmarktkino. Das Café galt vor dem Ersten Weltkrieg als das vornehmste Wiens. Architektonisch handelte es sich um ein langgestrecktes, sehr hohes Lokal mit altmodischer Einrichtung. Hohe Beamte, aktive Minister, einflussreiche Abgeordnete usw. verkehrten dort ständig. Während der NS-Zeit wurde die Wehrmachtsevidenzstelle in das Haus verlegt und das Café musste schließen. Das Haus wurde aufgrund eines Kaufvertrages vom 11. und 21. Oktober 1938 vom Reichsfiskus (Heer) des Deutschen Reiches einverleibt. Aufgrund des Staatsvertrages, Art. 22 und des Staatsvertragsdurchführungsgesetzes vom 25. Juli 1956 fiel es zurück an die Republik Österreich.

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 11-20