Walther Rentmeister
Walther Rentmeister, * 3. Dezember 1894 Feldbach (Steiermark), ✝︎ 3. Dezember 1964 Peggau (Steiermark), Apotheker, Politiker.
Biografie
Walther Rentmeister wurde am 3. Dezember 1894 als Sohn eines Kaufmanns in Feldbach, Steiermark, geboren. Er war verheiratet. Zunächst dem römisch-katholischen Glauben zugehörig, trat er nach 1938 aus der Kirche aus und galt dann laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".
Er studierte Pharmazie an der Deutschen Universität in Prag (Mag. pharm.) und arbeitete von 1922 bis 1925 als Sachbearbeiter in Apotheken bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse in Klagenfurt. Von 1926 bis 1933 war er als angestellter Apotheker (Quellenapotheke, 10, Quellenstraße 45) tätig. Wegen illegaler Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) floh er nach Deutschland und wurde am 30. Oktober 1933 aus Österreich ausgebürgert.
Ab dem 9. November 1935 war er als SA-Obersturmbannführer in der Gruppe "Hilfswerk Nordwest" in Bad Godesberg tätig und von 1934 bis 1938 als Reichshauptstellenleiter, dabei von 1936 bis 1937 als Amtsleiter bei der Deutschen Arbeitsfront (Geschäftsführer Internationales Zentralbüro "Freude und Arbeit"). Von April bis November 1939 war er Kreisleiter Kreis V.
Von 1938 bis 1945 arbeite er wieder als Apotheker der arisierten Apotheke in Wien 10, Gudrunstraße 150. Am 8. November 1942 erfolgte die Bestellung eines Verwalters für die Apotheke, da Rentmeister ein Stadtratsmandat übernahm. Nach 1945 wurde er von der Gemeinde Wien aus dem Dienst entlassen und seine Bezüge eingestellt.
Er nahm am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil. Von Februar bis April 1942 war er als Feldapotheker in Neapel (Afrikakorps), wurde allerdings am 4. November 1942 unabkömmlich gestellt.
Vom 11. Mai 1939 bis 1943 war er Ratsherr.
Am 22. Mai 1945 wurde Rentmeister in St. Gilgen verhaftet und unter anderem in Glasenbach interniert. Ab dem 9. Juni 1947 war er im Landesgericht Wien in Untersuchungshaft. Das Volksgericht Wien verurteilte ihn am 16. September 1948 wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz und der Paragrafen 3 und 4 Kriegsverbrechergesetz (KVG) zu sechs Jahren schweren Kerker und Vermögensverfall (Vg 12 b Vr 3268/1947). Am 30. August 1949 erfolgte seine bedingte Entlassung aus der Strafanstalt Stein an der Donau.
Die nach der NS-Amnestie 1957 geforderte Wiedereinstellung beziehungsweise Abfertigung wurde mit Stadtsenatsbeschluss vom 14. Jänner 1958 abgewiesen: Er wurde ohne Zuerkennung von Ruhegenuss ausgeschieden. Von September 1955 bis Dezember 1958 arbeitete er wieder als angestellter Apotheker in Niederösterreich, Oberösterreich und im Burgenland. Von 1959 bis 1964 war er selbstständiger Apotheker in Peggau (Steiermark).
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 202, A5: Personalakt Walther Rentmeister
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, K1
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 143.782
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42: 9. Bezirk, 7826
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 12 b Vr 3268/1947
- Rentmeister, Walther, Wienbibliothek im Rathaus: Tagblattarchiv, TP-041798
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 239.304
- Gemeinde Peggau, E-Mail, 07.12.2005
- Österreichische Apothekerkammer, E-Mail, 17.11.2004
- Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien, Biographische Sammlung
- Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht
Literatur
- Biographisches Handbuch des NÖ Landtages und der NÖ Landesregierung 1921–dato, S. 106
- Alfred Elste: Kärntens braune Elite. 20 biographische Skizzen der "Alten Kämpfer" der NSDAP. Wien: Hermagoras 2</2>1997
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 857 f.