Alliierte "Wohnungen"
Mit der militärischen Besetzung Wiens durch die Alliierten Mächte ging ein entsprechender Raumbedarf für Alliierte Einrichtungen und die Versorgung mit Wohnraum einher, der den Wiener Wohnungsmarkt der durch die Zerstörung oder schwere Beschädigung von Wohnhäusern und den Zustrom von Flüchtlingen durch eine akute Wohnungsnot geprägt war, zusätzlich unter Druck setzte. In den Jahren 1945/46 wurden, soweit dem Wiener Wohnungsamt bekannt, insgesamt 5.240 Wohnungen, 1.182 Wohnräume, 215 Villen, 56 Hotels, 85 Kaffeehäuser und Restaurants, 113 Geschäftsräume, 105 Garagen, 10 Schulen, 24 Büros und 49 sonstige Objekte beschlagnahmt.
Beschlagnahmungen nach Besatzungsmächten 1945
Die Beschlagnahmungen nach Besatzungsmächten untergliedert betrafen:
USA
- 750 Wohnungen
- 148 Villen
- 19 Hotels
- 38 Geschäftslokale
- 29 Garagen
- 2 Schulen
- 65 sonstige Objekte
Großbritannien
- 380 Wohnungen
- 159 Wohnräume
- 86 Villen
- 5 Hotels
- 17 Geschäftslokale
- 31 Garagen
- 1 Schule
- 32 sonstige Objekte
Sowjetunion
- 3292 Wohnungen
- 1456 Wohnräume
- 9 Villen
- 7 Hotels
- 32 Geschäftslokale
- 28 Garagen
- 4 Schulen
- 39 sonstige Objekte[1]
Über beschlagnahmte Wohnungen der französischen Besatzungsmacht liegen keine Zahlenangaben vor.
Beispiele
- 1., Fichtegasse 10: Untergebracht waren die Sowjetabteilung des Alliierten Rates, der alliierte Referent für Musikangelegenheiten Parkajew, die „Theaterzensurstelle“. Zurückgegeben wurde das Gebäude am 31. Juli 1953.
- 3., Salesianergasse 3a: Mit 6. August 1946 benachrichtigte das britische Quartierbüro das Wiener Wohnungsamt, dass das Gebäude in der Salesianergasse 3a geräumt werden müsse, Zivilisten umgesiedelt werden müssen und nur das Mobiliar im Gebäude verbleiben solle. Das Haus wurde als Unterkunft für Besatzungspersonal der „Information Service Branch“ gelistet.
- 25/23., Pülslgasse 28 und 22., Konstanziagasse 50: Die Schule in der Pülslgasse 28 (alter Straßenname: Schloßgasse) wurde im Juli 1946 von 40 sowjetischen Offizieren bewohnt, der Turnsaal diente Turnzwecken und Versammlungen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Schule vom sowjetischen Militärkommando beschlagnahmt, zuerst als Lazarett, dann als Stabsgebäude und als Amtssitz des Generals und für den Kanzleibetrieb. Auch die Schule in der Konstanziagsse 50 war seit der Eroberung der Stadt Wien im April 1945 von sowjetischen Truppen besetzt.
- 17., Kulmgasse 14: Die amerikanische Militärregierung beschlagnahmte im August 1945 die Fabrikations- und Lagerräume der Firma Josef Manner & Comp. AG. Die Beschlagnahmung wurde in späterer Folge in ein Mietverhältnis umgewandelt. Die Militärverwaltung hatte für die USCOA (United States Allied Council Austria) und für Civilian Supply insgesamt 6.518 Quadratmeter an reiner Fabrikfläche gemietet. Durch diese Beschlagnahmung konnte die Firma Manner die Pack- und Lagerräume nicht verwenden und Exportaufträgen, vor allem mit Hinweis auf amerikanische Lieferungen, nicht nachkommen.
- 6., Hirschengasse 25: Das Gebäude in der Hirschengasse 25 war von der französischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden und zwei Gebäude wurden mit 30. April 1952 an die Stadt Wien zurückgestellt. Das ehemalige „Adolf-Hitler-Haus“ diente der französischen Besatzungsmacht als Dienststelle für die 4. Bezirkskommandantur und die Kontrollstelle für den 6. Wiener Gemeindebezirk war ebenfalls untergebracht.
Entwicklung ab 1947
Aufgrund von weiteren Beschlagnahmungen im Jahr 1947 bei gleichzeitiger Freigabe von Immobilien sank mit 31.12.1947 die Zahl der beschlagnahmten Wohnungen auf 4.881, während die der Wohnräume auf 1.295 weiter stieg. Erst in der Folge kam es zu einem durchgängigen Rückgang bis Ende 1949 auf 3.084 beschlagnahmte Wohnungen und 492 Wohnräume. Die Zahl der beschlagnahmten Villen blieb mit 225 hoch, die der Kaffeehäuser und Restaurants hingegen wurde auf 39 reduziert. Selbst 39 ganze Wohnhäuser waren mit Jahresende 1949 von den Besatzungsmächten noch in Besitz genommen. Da die beschlagnahmten Wohnungen in der Regel bewohnt waren, wurden den dortigen Einwohnern vom Wohnungsamt andere Wohnungen oder Wohnräume als Untermieter zugewiesen.[2]
Literatur:
- Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. April 1945 bis 31. Dezember 1947, Wien 1949, S. 339.
- Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien vom 1. Jänner 1948 bis 31. Dezember 1949, Wien 1951, S. 437.
- Karl Vocelka: Trümmerjahre Wien 1945-1949, Wien/München: Jugend & Volk o.J.