Adolf-Hitler-Haus

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"Adolf-Hitler-Haus" (um 1932)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1931
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1933
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Braunes Haus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Adolf Hitler
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42359
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Letzte Änderung am 20.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes WSTLA Gauarchiv Dokumentation FC2 21.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll "Adolf-Hitler-Haus" (um 1932)
  • 6., Hirschengasse 25

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6, Hirschengasse 25, zwischen 1931 und 1933 Parteihauptquartier der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung.

Vorgeschichte

Das Haus wurde 1890 erbaut und 1901 von Wilhelm Beck gekauft.[1] Von 1927 bis Anfang der 1930er-Jahre befand sich in diesem Haus die "Kunstgewerbliche Abteilung" der "Aktiengesellschaft der Österreichischen Fezfabriken". Dazu wurde das Haus 1927 adaptiert.

Umbauplan der Zweigstelle Hirschengasse der "Aktiengesellschaft Österreichischer Fezfabriken" (1927)

"Adolf-Hitler-Haus"

Die NSDAP-Hitlerbewegung in Wien konnte ab 1929/1931 einen Zuwachs an Bekanntheit und Mitgliedern verzeichnen. Um diesem Aufschwung der Partei in Wien einen entsprechenden Ausdruck zu verleihen, gründete die NSDAP-Hitlerbewegung auf Initiative des Gauleiters Alfred Frauenfeld im Jahr 1931 den Verein "Braunes Haus", dessen Vereinszweck in der Beschaffung von finaniziellen Mitteln zum Ankauf und zur Renovierung eines neuen Hauptquartieres bestand. Diese Mittel sollten durch den Verein über Spenden eingebracht werden. Tatsächlich konnte die Partei, die zwar finanziell nicht gut aufgestellt war, mit einer wachsenden Zahl von Unterstützerinnen und Unterstützern rechnen. Über den Verein "Braunes Haus" wurde schließlich im Oktober 1931 ein mehrstöckiges Gebäude im 6. Wiener Gemeindebezirk angekauft.[2]

Nach den Plänen Frauenfelds sollte hier ein am Vorbild des "Braunen Hauses" in München orientiertes Parteihauptquartier entstehen, in dem die Wiener Gauleitung und die Organisationen der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung fortan ihren Sitz haben sollten. Weil der Titel "Braunes Haus" nach einer Verordnung der NSDAP-Reichsleitung aber der Münchner Parteizentrale vorbehalten blieb, durfte das Gebäude mit persönlichem Einverständnis Hitlers dessen Namen tragen. Nach Renovierungsarbeiten, die ebenfalls über den Verein "Braunes Haus" organisiert und abgewickelt wurden, wurde das Gebäude bereits drei Monate nach Kaufabschluss im Dezember 1931 beziehungsweise Anfang 1932 bezogen.

Neben den repräsentativen Zwecken und dem Ausruck des gestärkten Selbstvertrauens der NSDAP-Hitlerbewegung sollte das "Adolf-Hitler-Haus" auch die "Volksgemeinschaftsidee" zum Ausdruck bringen. 23 Räume bezog die Partei im engeren Sinn, 13 Zimmer sicherte sich die Gaupropagandaleitung, sechs weitere standen den Parteimilizen SA und SS zur Verfügung, weitere vier Räume erhielten die Jugendorganisationen, Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel zugeteilt. Im Hinterhof der Parteizentrale wurde vom "Gastwirtschaftlichen Verein Braunes Haus" eine Gaststätte eingerichtet. Diese Gastwirtschaft diente als Möglichkeit für die Parteimitglieder, sich günstig zu verpflegen. Die Räume, die nicht für die Büros der Gauleitung vorgesehen waren, wurden an Parteimitglieder als zeitweilige Unterkunft vermietet. Als ständige Wohnpartei lebte seit Dezember 1932 der Wiener SS-Sturmbannführer Franz Mazanek in dem Räumlichkeiten des "Adolf-Hitler-Hauses".[3] Mazanek war als Heizer, Hausmeister und Führer der Hauswache angestellt und wurde ab 1933 zur treibenden Kraft des nationalsozialistischen Terrors in der Bundeshauptstadt. Weitere SS-Angehörige waren als Kellner in der Gastwirtschaft beschäftigt.[4]

Der Verein "Braunes Haus" und das von diesem verwaltete Haus stellten einen Ort dar, an dem sich die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten versammeln und ungestört treffen konnten und vor allem ihre Vorstellung der "Volksgemeinschaft" propagandistisch vorführen konnten. In der näheren Umgebung des neuen nationalsozialistischen Hauptquartiers wohnte bereits 1932 ein großer Teil der Wiener SS-Führung, bis 1933 ließ sich zudem fast die gesamte Führungsspitze im "Adolf-Hitler-Haus" oder in der Umgebung nieder, auch zahlreiche einfache Parteimitglieder wohnten in Mariahilf.

In der nahen Mollardgasse 8 hatte die (sozialdemokratisch dominierte) Wiener Gemeindeschutzwache ihren Sitz. Zudem befand sich im unmittelbaren Umfeld des nunmehrigen "Adolf-Hitler-Hauses" auch das Zentrum des jüdischen Lebens im 6. und 7. Bezirk: Zwei Synagogen (Schmalzhofgasse 3 und Stumpergasse 42), ein Bethaus (Millergasse 43) und der Israelitische Tempelverein direkt gegenüber des Parteihauptquartiers in der Hirschengasse 22.

In den folgenden eineinhalb Jahren bis zum Verbot der NSDAP-Hitlerbewegung im Juni 1933 erlebte diese einen starken Aufschwung. Dieser Aufschwung spiegelte sich sowohl in den Mitgliederzahlen als auch zum Teil in den Wahlergebnissen bei den Gemeinderatswahlen in Wien wider. Infolgedessen wurde die Parteizentrale mehrfach ausgebaut und erweitert. Zudem existierten in unmittelbarer Nachbarschaft ein SA-Lokal in der Hirschengasse 19 und ein NSDAP-Parteiheim in der Marchettigasse 16. Durch die verstärkte Präsenz von Anhängerinnen und Anhängern der NSDAP-Hitlerbewegung kam es im Viertel bald regelmäßig zu politisch und rassistisch motivierten Pöbeleien und Übergriffen. Bis 1933 konnte in den umliegenden Bezirken ein signifikanter Anstieg von nationalsozialistisch und vor allem antisemitisch motivierten Gewalthandlungen beobachtet werden. Die seit 1929 im späteren "Adolf-Hitler-Haus" wohnende jüdische Familie Spielmann wurde mehrmals Opfer von Übergriffen und Anschlägen. Im Juni 1933 zog die Familie aus der Hirschengasse aus und emigrierte 1939 in die USA.[5]

In der letzten Phase, bevor das Verbot dieser Partei in Österreich erfolgte, wurde die NSDAP-Hitlerbewegung in Wien und österreichweit immer aggressiver und gewalttätiger. Obwohl die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten sich auch weiterhin an Wahlen beteiligten, setzten sie mit ihrem wachsenden Erfolg verstärkt auf terroristische und gewalttätige Methoden gegen politische Gegner, den Staat und andere ihnen verhasste Gruppen.

Spendenaunfruf des Vereins "Braunes Haus" zur Finanzierung des "Adolf-Hitler-Hauses" (1932)

Schließung und Liquidation

Nach einer Reihe von Bombenattentaten und dem darauf folgenden Verbot der NSDAP-Hitlerbewegung in Österreich wurde das "Adolf-Hitler-Haus" am 12. Juni 1933 polizeilich geschlossen. Der Verein "Braunes Haus", ebenso wie die Partei selbst, wurde behördlich aufgelöst, das Vermögen und die Immobilien wurden beschlagnahmt und unter Treuhandverwaltung gestellt und schließlich zwischen 1933 und 1936 liquidiert. Die Unterlagen des Vereins "Braunes Haus" sowie die Unterlagen der Treuhandverwaltung und der Liquidation des Vereins und des Vermögens gelangten nach dem "Anschluss" in das Gauarchiv der NSDAP Wien.[6]

Beschlagnahmte Möbel aus dem "Adolf-Hitler-Haus", Foto des Treuhandverwalters (um 1935)

Nach 1945 diente das Gebäude dem österreichischen Unterrichtsministerium lange Zeit als Unterkunft für Schülerinnen und Schüler aus den Bundesländern während ihrer Wien-Woche. Das "Schülerwohnheim Hirschengasse" wurde von der E. Bauer Ges.m.b.H. betrieben. Die Unterbringung im ehemaligen "Adolf-Hitler-Haus", ohne entsprechende Informationen über die Geschichte des Hauses, rief bei einigen Schülerinnen und Schülern Proteste hervor.[7]

Im Oktober 2019 wurde das ehemalige "Adolf-Hitler-Haus" abgebrochen. Heute befindet sich an der Stelle ein neu errichtetes Wohnhaus.

Neu errichtetes Wohnhaus in der Hirschengasse 25

Quellen

Literatur

  • Christiane Rothländer, Das "Adolf-Hitler-Haus" in der Hirschengasse 25, Mariahilf. In: Kilian Franer/Ulli Fuchs [Hg.]: Erinnern für die Zukunft. Ein Projekt zum Gedächtnis an die Mariahilfer Opfer des NS-Terrors. Wien: Echomedia-Verlag 2009, 147-150.
  • Christiane Rothländer, Die Anfäng der Wiener SS. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2012.
  • Susanne Korbel, Bund jüdischer Frontsoldaten Österreich. (Jüdische) Identitätskonstruktionen in der Zwischenkriegszeit, MA-Arbeit, Graz: 2014.
  • Georg Gänser, Organisationen und Vereine der Wiener NSDAP-Hitlerbewegung in ihrer Formierungsphase, in: Wiener Geschichtsblätter 71 (2016) 3, 183-190.

Einzelnachweise

  1. J. Wolfgang Salzberg: Häuser-Kataster der Bundeshauptstadt Wien. Wien: Perles 1927-1929, 5., 6. und 7. Bezirk, S. 82.
  2. WStLA, Gauarchiv: NSDAP (Formierungsphase), A2, Gauleitung Wien: Vereine: "Braunes Haus", Konvolut 1 und 2, Baupläne, Verträge und Rechnungen.
  3. WStLA, Bundespolizeidirektion Wien: Historische Meldeunterlagen: K3, D-Antiquariat, Meldezettel Hans Mazanek.
  4. WStLA, Gauarchiv: NSDAP (Formierungsphase), A2, Gauleitung Wien: Vereine: "Braunes Haus", Konvolut 7, Hausverwaltung, Vermietung und Gastwirtschaft.
  5. WStLA, Bundespolizeidirektion Wien: Historische Meldeunterlagen: K3, D-Antiquariat. Meldezettel Berthold Spielmann.
  6. WStLA, Gauarchiv: Gauarchiv: Unterlagen der Verbotszeit, A3, Treuhandverwaltung und Liquidation: Liquidation: NSDAP-Hitlerbewegung und Vereine, Konvolut 1-2 und 4.
  7. [Standard: Schüler fordern Infos über Wiener "Adolf-Hitler-Haus"]