Antonie Platzer
Antonie Platzer, * 3. Juni 1890 Wachsenberg (Kärnten), † 24. Oktober 1981 Wien, Kommunalpolitikerin.
Biografie
Antonie Platzer kam als Tochter eines Steinbrucharbeiters und einer Gelegenheitsarbeiterin, die als Wäscherin und durch Gartenarbeit Geld verdiente, in Kärnten auf die Welt. Schon früh musste sie ihrer Mutter neben der Schule bei deren Tätigkeit helfen und bereits als 14-Jährige trug sie als Arbeiterin in einer Leinenweberei zum Unterhalt der Familie bei. Anschließend wirkte sie als Hausgehilfin zunächst in Klagenfurt und ab 1908 in Wien. In Wien schloss sie sich noch im selben Jahr der Arbeiterbewegung an, zudem war sie Mitglied im Verein der Dienstmädchen. Als 1911 der Verband der Hausgehilfinnen "Einigkeit" aus der Taufe gehoben wurde, gehörte Antonie Platzer zu den Gründungsmitgliedern und ersten Funktionärinnen. Ab 1915 fungierte sie als Obfrau der "Einigkeit", von 1918 bis zur Auflösung des Verbands 1934 war sie dessen Sekretärin.
Antonia Platzer kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im damaligen 13. Bezirk und war von 24. Mai 1932 bis 12. Februar 1934 Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Sie zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern und wirkte im Gemeinderatsausschuss für Wohlfahrtswesen und soziale Verwaltung. Während der Zeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes wurde sie mehrmals verhaftet. Nach einer sechswöchigen "Anhaltehaft" im Februar und März 1934 war Antonie Platzer im Untergrund als Bezirksleiterin der Sozialistischen Arbeiterhilfe aktiv, weshalb sie 1935 und während des Nationalsozialismus 1944 erneut inhaftiert wurde.
Nach Kriegsende war Antonie Platzer aktiv am Wiederaufbau der Bezirksorganisation – aufgrund der 1938 erfolgten Umstrukturierung im nunmehrigen 14. Bezirk – beteiligt. In Penzing fungierte sie von 1945 bis 1949 als Frauenleiterin und stellvertretende Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Österreichs. Von 1954 bis 1957 gehörte sie als Abgeordnete für den 14. Bezirk erneut dem Wiener Gemeinderat und Wiener Landtag an.
Das Bildungszentrum der Gewerkschaft "Toni-Platzer-Heim" im 15. Bezirk, Hackengasse 1, und die Antonie-Platzer-Gasse (samt Erläuterungstafel) wurden nach der Politikerin benannt.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Platzer, Toni [Signatur: TP 039060]
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 202, A52 – Personal- und Pensionsakten, politische Funktionäre, 1945–2004: Personalakt von Antonie Platzer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gestapo, K1 – Gestapo-Kartei: Erkennungsdienstliche Kartei von Antonie Platzer
- Wienbibliothek im Rathaus: Namensverzeichnis der Mitglieder des Gemeinderates, des Landtages, des Stadtsenates, der Gemeinderatsausschüsse und der Bezirksvertretungen der Stadt Wien (Nach dem Stande vom 30. Juli 1932). Wien: Selbstverlag der Gemeinde 1932
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2546 f.
- Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien: 2003
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995
- Wolfgang Solt: Personenindex. In: Stichwort Demokratie. 50 Jahre Zeitgeschehen. Politisches Handbuch. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1994
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 18.11.2019]
- Website des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Suchabfrage: Platzer, Antonia [Stand: 25.02.2019]
- Frauen in Bewegung: 1848–1938: Platzer, Antonie [Stand: 25.02.2019]