Karner

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Philipp- und Jakob-Kapelle (1., Freyung). Die Kapelle war Teil eines Karners auf dem Schottenfreithof.
Daten zum Begriff
Art des Begriffs
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von 1227
Nachweisbar bis
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter, Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Friedhöfe, Kirchen
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.11.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Philipp-Jakob-Kapelle_Freyung.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Philipp- und Jakob-Kapelle (1., Freyung). Die Kapelle war Teil eines Karners auf dem Schottenfreithof.


Karner (lateinisch carnarius, auch Beinhaus) bezeichnet ein auf Friedhöfen errichtetes Gebäude, in welchem exhumierte Gebeine aus Gräbern, die man für neue Bestattungen benötigte, verwahrt wurden. Meist wurde über diesem Beinhaus eine Kapelle errichtet. In der Regel standen die Karner südöstlich der vom Friedhof umgebenen Pfarrkirche. Karner wurden in Wien seit dem Mittelalter errichtet.

Karner im heutigen Stadtgebiet

  1. St. Stephan: Der bereits 1227 erwähnte Karner von St. Stephan, der dem Chorbau (1304-1340) hatte weichen müssen, wurde um 1304/1307 durch ein südwestlich der Kirche errichtetes dreigeschoßiges Gebäude ersetzt, dessen tiefes Untergeschoß von Wernhard Chrannest (erwähnt 1295-1313) als Kapelle der Heiligen Virgilius, Erasmus und Helena ausgestaltet wurde und als Gruft (Begräbnisstätte) diente; das ebenerdige Geschoß diente bis zum Ende des 15. Jahrhunderts als Karner, das Obergeschoß bildete die Maria-Magdalena-Kapelle. Nach einem Brand 1781 wurde das Gebäude abgetragen und das Untergeschoß zugeschüttet (Freilegung im Zuge des U-Bahn-Baues 1972/1973; Virgilkapelle). Siehe auch: Stephansfreithof
  2. St. Michael: Ein Karner (ohne Kapelle) wird erst 1428 erwähnt, bestand aber sicherlich wesentlich früher; Neubauten sind für 1473 und 1511 überliefert. Nach der Auflassung des Michaelerfreithofs (1530) ist nur mehr von einer „Totenkammer" die Rede.
  3. Schotten: Auf dem Friedhof bei der Schottenkirche (Freyung) gab es einen Karner mit einer den Heiligen Philipp und Jakob geweihten Kapelle, die nach 1529 entweiht und bis zu ihrem Abbruch (1648) als Pulvermagazin verwendet wurde.
  4. Heiligenstädter Karner: Von den auf Dorffriedhöfen der Umgebung Wiens gestandenen Karnern hat sich als einziger jener in Heiligenstadt erhalten. Er steht am Rand des einstigen Heiligenstädter Friedhofs neben der Michaelskirche in der Grinzinger Straße. Da zur Pfarre Heiligenstadt auch Sievering, Grinzing und Nußdorf gehörten, war der kleine Friedhof der Zahl der Beerdigungen nicht gewachsen, weshalb laufend Exhumierungen vorgenommen werden mussten. Im 18. und 19. Jahrhundert fanden am Allerseelentag von Nachbargemeinden Prozessionen zum Karner statt.
  5. Berühmte Karner im Süden Wiens (1938-1946/1954 eingemeindet) haben sich in Perchtoldsdorf und Mödling erhalten.

Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 69 ff., S. 85, S. 121
  • Richard Perger: Zur Geschichte des neuen Karners und der Kapellen St. Virgilius und St. Maria Magdalena auf dem Wiener Stephansfreithof. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 27 (1973), S. 153 ff.
  • Karl Albrecht-Weinberger [Hg.]: St. Michael. Stadtpfarrkirche und Künstlerpfarre von Wien, 1288-1988. Historisches Museum der Stadt Wien, 26. Mai - 2. Oktober 1988. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 113), S. 94 f.
  • Kurt J. Apfel: Wiens einziger Karner steht in Heiligenstadt. In: Döblinger Heimatmuseum 11 (1967), S. 7 f.