Bezirksmuseum Landstraße
48° 12' 4.63" N, 16° 23' 17.04" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Bezirksmuseum Landstraße (3, Sechskrügelgasse 11) wurde 1937 gegründet.
Gründung und erzwungene Auflösung
Am 11. Dezember 1935 begannen Vorgespräche zur Gründung einer „Bezirkskundlichen Sammlung Landstraße", am 11. Juni 1937 trat ein Museumsausschuß zusammen, dem als wissenschaftlicher Leiter Bezirksschulinspektor Hofrat Dr. Anton Becker vorstand (Bezirksvorsteher Viktor Kainzmayer). Die Gründungsversammlung des Vereins „Bezirkskunde Landstraße" fand am 24. September 1937 in der Bezirksvorstehung statt. Als Grundstock der „Bezirkskundlichen Sammlung Landstraße" standen 200 von Adolf Albin Blamauer im Auftrag des Bezirksvorstehers Paul Spitaler (1897-1919) gemalte Aquarelle zur Verfügung. Die Objekte wurden in der Hauptschule 3, Hainburger Straße 40, untergebracht. Als der Verein von den Nationalsozialisten als „nicht zeitgemäß und unerwünscht" am 5. Dezember 1938 aufgelöst wurde, kamen die Objekte ins Historische Museum der Stadt Wien.
Neugründung
1948 gründete Hauptschuldirektor Hans Pemmer einen neuen Ausschuss, der sich am 24. Februar 1949 als „Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums" konstituierte (Ehrenpräsident Becker, Obmann Bezirksvorsteher Josef Pfeifer, Geschäftsführender Obmann Pemmer). Am 19. Juni 1949 wurde das Heimatmuseum in der aufgelassenen Schule 3, Rochusgasse 16, untergebracht (Einrichtung durch Hans Pemmer und Franz Englisch). Nachdem das Museum 1955 die Schule hatte verlassen müssen, begann am 10. Oktober 1968 ein Neubeginn im Amtshaus (3, Sechskrügelgasse 11). Ab 1978 leitete Hofrat Dr. Helmut Lang das Bezirksmuseum und gestaltete unter Mithilfe der damaligen Zentralsparkasse den Vitrinenraum neu. Wegen Krankheit musste 1979 Karl Hauer die Leitung übernehmen und veranstaltete dort allmählich Sonderausstellungen. Erst seit 1984 gibt das Museum wieder regelmäßig „Die Bezirksmuseum Landstraße Nachrichten“ heraus, nachdem bereits 1982 ein Sonderheft zum Belvedere veröffentlicht wurde. Zur selben Zeit wurde das Museum auch um einen Raum vergrößert. 1992 wurde dem Bezirksmuseum Landstraße die Musil-Gedenkstätte (Robert Musil) angegliedert (3, Rasumofskygasse 20).
Räumlichkeiten des Museums
Das Museum verfügt im Erdgeschoß über neun Räume, von denen fünf für Wechselausstellungen verwendet werden. Im Eingangsbereich befinden sich an den Wänden Zeittafeln zu den Ereignissen auf dem Bezirksgebiet, wobei diese abgedeckt sind, wenn Sonderausstellungen stattfinden. Außerdem wird in einem anderen Raum der ehemaligen jüdischen Bezirksbewohner gedacht. Dort befindet sich auch ein Memorialbuch in dem mehr als 13.000 Schicksale eingetragen sind, die vor 1938 im Bezirk gewohnt haben. Es gibt ein Weinheber-Zimmer, in dem Originalmöbel aufbewahrt werden; der Raum wird als Arbeitszimmer genutzt. Man kann über die EDV-Anlage direkt Informationen beziehen und diese scannen. Im Museum ist auch eine Fotostrecke ehemaliger Landstraßer Sportler ausgestellt. Im Kellerabgang sind Bezirksansichten, Gedenktafeln, Grenzsteine, Straßentafeln, Büsten, archäologische Funde vorzufinden. Er dient auch als Vortragsraum.
Literatur
- Das Landstraßer Heimatmuseum. Band 1. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964, S. 2 ff.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 64.
- Maria Dawid / Erich Egg: Der österreichische Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in Österreich 1985, S. 323.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 05.10.1968.
- Karl Hauer, 3 Bezirksmuseum Landstrasse, in: Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 2/2013.