Sechskrügelgasse

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Panorama vom Dach des Hauses 3, Sechskrügelgasse 12 gegen den Stephansdom am 2. Juni 1914.
Daten zum Objekt
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48° 12' 5.56" N, 16° 23' 20.17" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Sechskrügelgasse (3, Landstraße), benannt (1870) nach dem Hausschild "Zu den sechs Krügeln" (Nummer 2); vorher Krügelgasse (im 18. Jahrhundert Kriegl Gasse).

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Gebäude

  • Nummer 1 (erbaut 1817): Hier befindet sich das "Stammkaffee",[1] eines der ältesten Szene-Lokale Wiens, das Ende der 1970er Jahre alternativ zum Wiener Konditorei- und Kaffeehausschmäh vor allem der jüngeren Generation, Künstlern und Studenten eine Plattform bot, und seit den 1980er Jahren bis heute für viele zum verlängerten Wohnzimmer wurde. Darunter finden sich bis heute Studenten, Musiker, Künstler wie der junge Rainhard Fendrich, Maria Bill, sowie Kabarettisten wie Ciro de Luca, Josef Hader oder Pepi Hopf.
  • Nummer 2 (erbaut 1841) und einige seiner damaligen Bewohner:
    • Dr. Heinrich Lill, Chirurg, Kunstsammler und ab 1973 ärztliche Leiter der Privatklinik Confraternität, Wien Josefstadt, wohnte hier bis 2004. Der Erlös seiner umfangreichen Kunstsammlung in der Höhe von 3,5 Millionen Euro[2], die von 31. Mai bis 3. Juni 2005 in einer Auktion im Wiener Dorotheum zugunsten des "Vereins Rettet den Stephansdom"[3] versteigert wurde, wurde von ihm für die Erhaltung des Wiener Stephansdomes gewidmet.
    • Das "Café Hufnagel", neben dem Hauseingang rechts, bestand seit der Gründung des Hauses bis ca. 1992 unter diesen Namen. Das Café hatte noch in den 1990er Jahren eine besondere Stammkundschaft, die es gelegentlich als Ersatzbüro nutzten. Obwohl das Geschäft trotz steigender Konkurrenz gut verlief, übersiedelte der damalige Pächter nach Klagenfurt, um am Wörthersee ein Café zu betreiben. Das Café bestand nach einer Neuübernahme als "Café Benedikt" weiter.[4]
    • Prof. Ing. Claus Scholz-Nauendorff († 1996), Kybernetiker,[5] schuf ab 1950 in seiner Wohnung im rechten Flügel des Hauses die "MM"-Serie "kybernetischer Maschinen", elektro-hydraulischer künstlicher Wesen.[6] Das älteste erhaltene Modell ist MM6,[7] ein 1958 konstruierte Roboter-Vorfahr. Im Jahr 2013 wurde das Werk von Scholz unter dem Titel "Roboter. Maschine und Mensch?"[8] erstmals im Technischen Museum Wien ausgestellt.[9]
  • Nummer 4: Um 1988 befand sich an dieser Adresse auf einem weit ausgedehnten Areal bis zu die Häuser Ungargasse 27 und 29 (die bis zur Sechskrügelgasse 10 reichen) die "Tennisplatz Anlage" der Inhaber Paulus. Um 2011 entstand an dieser Adresse - eigentlich auch ein Teilabschnitt der Pfarrhofgasse - ein Wohnhaus und eine Tiefgarage der BIP Garagen Breiteneder. Neu angelegt wurde dazu der Friedrich-Gulda-Park.
  • Nummer 6: Bis 1938 Adresse der Zionistischen Jugendorganisation "Betar" . 1975 wurde das Gebäude durch den Architekten Raimund Haintz als Wohnhaus für die Gemeinde Wien adaptiert.
  • Nummer 10 (erbaut 1816): Wohnhaus des 1988 verstorbenen Großindustriellen Herbert Karla, Inhaber der 1920 gegründeten "Oskar Karla Zerstäuber Fabrik", ehemals noch Baumgasse 40. Die International weit bekannte "Oskar Karla Fabrik" übersiedelte in Verlauf der Jahre in die Schnirchgasse 22.[10] Bis 1942 wohnte in Haus Nummer 10 die Familie Schiller. Ein Stein vor dem Haus erinnert seit 2009 an die Deportation der Familie.
  • Nummer 11: Bezirksmuseum Landstraße.[11]
  • Nummer 12: Hier wohnte bis 1979 Ludwig Polsterer, Mühlenbesitzer und von 1954 bis 1972 Besitzer der Tageszeitung Kurier. Im "Wiener Zeitungskrieg" geriet Ludwig Polsterer in Streit mit Fritz Molden, dem Herausgeber der Tageszeitung "Die Presse".
  • Nummer 14: Hier wohnte Dr. Gerhard Brunner, ehemals Journalist und Staatsopernballettdirektor, bevor er 1987 als Intendant nach Graz und 2003 als Lehrbeauftragter an die Universität nach Zürich berufen wurde. Brunner ist heute ein Ehrenmitglied des Wagner Forums Graz und Träger verschiedener Ehrenabzeichen.
  • Nummer 16: In diesem Haus wohnte der legendäre Wiener Garagenkönig, 2017 im Alter von 87 Jahre verstorbene, Johann Breiteneder Senior, denn man um 1988 alle Jahre rund um Neujahr mindestens einmal in der Sechskrügelgasse persönlich begegnen konnte.

Baugeschichte und Architektur

  • Nummer 2: 1847 erbautes Miethaus mit zwei Stiegen und zwei erhaltene Aufzüge mit Münzeinwurf aus der Gründerzeit.
  • Nummer 6: 1807 erbautes, ehemals "josephinisches Vorstadt-Mietshaus". Unter Objekt-ID 7882 unter Denkmalsschutz. Rasterartige Gliederung und Plattendekor. Heute ein Wohnhaus der Gemeinde Wien (Wiener Wohnen).
  • Nummer 10: 1807 erbaut. Besonders reich an Gestaltungselementen. So wie Haus 12 gegenüber dem ehemals so genannten "Gemeinde Platz" gelegen.
  • Nummer 12: 1897 erbaut von Freiherr von Krauss.[12].

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 130
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 130
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Géza Hajós / Walther Brauneis: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirkes. Wien: Schroll 1980 (Österreichische Kunsttopographie, 44.2), S. 157
  • Hans Pemmer: Die Sechskrügerlgasse. In: Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. Heft 20 (1973), S. 8-12
  • Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 144

Referenzen