Fritz Molden

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Molden, Fritz
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  38263
GNDGemeindsame Normdatei 118583301
Wikidata Q1467558
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. April 1924
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 11. Jänner 2014
SterbeortSterbeort Schwaz
BerufBeruf Verleger, Diplomat, Journalist, Widerstandskämpfer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Widerstandsbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.11.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 19. Juli 1978)
  • United States Medal of Freedom (Verleihung: 1947)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 5. Oktober 1999)
  • Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs (Verleihung: 1977)
  • Großer Tiroler Adler-Orden (Verleihung: 1979)
  • Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (Verleihung: 1986)
  • Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland (Verleihung: 1992)
  • Bundes-Ehrenzeichen für ehrenamtliche Leistungen im Bereich der Außenpolitik Österreichs (Verleihung: 2002)
  • Berufstitel "Professor" (Verleihung: 2005)
  • Siemens Life Award (Verleihung: 22. März 2000)


Fritz Molden, * 8. April 1924 Wien, † 11. Jänner 2014 Schwaz, Widerstandskämpfer, Diplomat, Verleger, Publizist.

Biografie

Fritz Molden kam als Sohn des Historikers und Chefredakteurs der Zeitung "Neue Freie Presse" Ernst Molden und der Schriftstellerin Paula von Preradović zur Welt. Er war der jüngere Bruder von Otto Molden, beide wuchsen in großbürgerlichen Verhältnissen in der Osterleitengasse im 19. Wiener Gemeindebezirk auf. Früh schon sei er, so erinnert sich Molden 1976 in einem Interview der Wochenzeitung "Die Furche", mit Politik konfrontiert worden: "Der Bürgerkrieg 1934 hat mich auf der Hohen Warte beim Fußballspielen erwischt, da haben sie plötzlich Kanonen aufgestellt und den Karl-Marx-Hof beschossen."

Zeit des Nationalsozialismus

Als Mitglied von katholischen Jugendverbänden geriet Molden nach dem sogenannten "Anschluss" früh ins Visier der Nationalsozialisten. Er beteiligte sich an Flugzettelaktionen und zählte zu den Teilnehmern der Jugendfeierstunde im Stephansdom am 7. Oktober 1938 ("Rosenkranzfest"), die sich zu einer Protestkundgebung gegen die NS-Machthaber entwickelte. Am Tag danach wurde er erstmals inhaftiert. Weitere Verhaftungen folgten im April 1940 und im Sommer 1941, als er vergeblich versucht hatte, über Holland nach Großbritannien zu fliehen.

Der politischen Verfolgung entging er mit einer freiwilligen Meldung zur Wehrmacht im Juli 1942, bei der er zeitweise einem Bewährungsbataillon an der Ostfront angehörte. Nach einer Verwundung gelangte er zunächst nach Paris, im Frühjahr 1943 nach Berlin. Dort nahm er Kontakte zum militärischen Widerstand auf, etwa zu dem aus Wien stammenden Offizier Erwin von Lahousen, einem Angehörigen des Amtes Ausland/Abwehr, der sich, gedeckt von seinem Chef Admiral Wilhelm Canaris, mit Attentatsplänen auf Hitler beschäftigte. Dank seiner italienischen Sprachkenntnisse wurde Molden – offiziell als Dolmetscher – nach Italien versetzt, wo er für den Widerstand tätig war. 1944 nutzte er einen Fronturlaub in Wien, um sich mit Alfons Freiherr von Stillfried zu besprechen und Möglichkeiten des Widerstands zu erörtern. Zurück in Italien, schien Molden aufgeflogen zu sein, weshalb er im Mai 1944 desertierte: Er inszenierte sein eigenes Ableben, indem er beim Abetone-Pass seine Kennmarke einem toten Soldaten umhängte und dessen Fahrzeug in Brand setzte. Molden nahm die Identität eines italienischen Studenten an und wurde Teil eines Nachrichtennetzwerks zwischen der Schweiz und Italien. So kam er auch in Kontakt zum US-Geheimdienst OSS (mit Sitz in Bern) und dessen Chef Allen Welsh Dulles, der gut Deutsch sprach, weswegen er im Ersten Weltkrieg während zweier Jahre zum Personal der US-Botschaft in Wien gehört hatte. Dulles machte Molden zum Verbindungsoffizier der "Austrian Underground Forces", mithin der österreichischen Widerstandsbewegung "O5". Der finale Höhepunkt von Moldens Tätigkeit als Agent (mit dem Codenamen K-28) wurde ein Fallschirmsprung Ende März 1945, als er mit einem US-Bomber von Bari kommend, über dem Ötztal ausstieg, um Verbindung zu versprengten Partisanengruppen herzustellen. Den bei der Landung verstauchten Knöchel behielt Molden sein Leben lang in Erinnerung.

Nach Kriegsende

Nach Kriegsende machte Molden schnell Karriere. Er wurde zunächst Pressechef bei Außenminister Karl Gruber. Diese Aufgabe tauschte er bald mit einem Posten bei dem von seinem Vater wiederbegründeten Blatt "Die Presse", 1946 wurde er deren außenpolitischer Redakteur. 1948 wechselte er nach New York, wo Fritz Molden als Leiter der Informationsstelle beim österreichischen Generalkonsulat tätig war. Er kehrte jedoch 1950 zur "Presse" zurück, zunächst als Verlagsdirektor. Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1953 auch Herausgeber der "Presse" (bis 1961). Im Jahr 1954 begründete Molden zudem die "Wochenpresse" und wurde deren Herausgeber. Gemeinsam mit Gerd Bacher erweiterte Molden 1958 sein Zeitungs-Portfolio schließlich um eine Boulevardzeitung, den "Express" Zum österreichischen Pressetycoon (das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bezeichnete ihn 1960 wenig schmeichelhaft als "Axel-Springer-Miniatur", im Jahr darauf als "jugendlichen Zeitungslord") mutierte Molden, nachdem er auch als Druckereibesitzer firmierte. Zur Finanzierung des als Pressehaus dienenden Büroturms mit 18 Stockwerken (Muthgasse 2, 1190 Wien), das von 1961 bis 1963 errichtet wurde, musste er sich binnen zehn Monaten von seinen Zeitungen trennen. 1970 verkaufte Molden auch die Immobilie an den Chef der "Kronen-Zeitung" Hans Dichand.

Einen schnellen Aufstieg und einen atemberaubenden Fall erlebte Molden nach der Gründung des Verlags Fritz Molden, der Büros in Wien, München und Zürich unterhielt, im Jahr 1964. Mit aufwändig beworbenen Memoiren, Sachbüchern und belletristischen Bestsellern wie "Der Pate" von Mario Puzo (1969) oder "Der geschenkte Gaul" von Hildegard Knef (1970) wurde der Molden-Verlag vorübergehend zur vierten Kraft auf dem deutschsprachigen Markt. Durch völlig überteuerte Lizenzen für Bücher, die sich bald als Flops herausstellten, geriet das Haus aber in Schieflage und ging 1982 schließlich Pleite – Molden haftete dafür auch mit seinem Privatvermögen.

Sein politisches und gesellschaftliches Engagement stellte er in seiner Zeit als Präsident des Auslandsösterreicherwerks unter Beweis, ein Amt, das er im Juli 1976 als Nachfolger von Clemens Holzmeister übernommen hatte. Molden zählte darüber hinaus – neben seinem Bruder Otto – auch zu den Mitbegründern des Forums Alpbach.

Mit seiner publizistischen Erfahrung stand er 1989 Oscar Bronner als Geburtshelfer der Tageszeitung "Der Standard" beratend zur Seite. Seinen 1995 wiederbegründeten Verlag gab er 2005 – im Alter von über 80 Jahren – wieder ab.

Fritz Molden war viermal verheiratet, in erster Ehe mit Joan Dulles (1948–1953), der Tochter des späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles. Aus der zweiten Ehe gingen drei Kinder hervor: Gabriela (*1955), Alexandra (*1957), Andrea (1959–1982). Aus der Ehe mit der Journalistin und Autorin Hanna Molden (geborene Bernhard, seit 1967) stammen die Söhne Ernst (*1967) und Berthold (*1974).

Werke

  • Fritz Molden: Austria. A Summary in Facts and Figures. New York 1949
  • Fritz Molden: Ungarns Freiheitskampf. Wien: Libertas Verlag 1956 [mit Eugen Géza Pogany]
  • Fritz Molden: Fepolinski und Waschlapski auf dem berstenden Stern. Bericht einer unruhigen Jugend. Wien [u. a.]: Molden 1976
  • Fritz Molden: Besetzer, Toren, Biedermänner. Ein Bericht aus Österreich 1945–1962. Wien [u. a.]: Molden 1980
  • Fritz Molden: Der Konkurs. Aufstieg und Fall eines Verlegers. Hamburg: Hoffmann & Campe 1984
  • Fritz Molden: Die Österreicher oder Die Macht der Geschichte. München: Langen Müller 1986
  • Fritz Molden: Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938–1945. Wien / München: Amalthea 1988
  • Fritz Molden: Aufgewachsen hinter grünen Jalousien. Vergessene Geschichten aus Österreichs bürgerlicher Welt. Wien: Ibera & Molden 1996
  • Fritz Molden: Vielgeprüftes Österreich. Meine politischen Erinnerungen. Wien: Amalthea 2007


Literatur


Fritz Molden im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks