48° 11' 28.32" N, 16° 21' 26.19" E zur Karte im Wien Kulturgut
Margaretner Brauhaus (5., Margaretenplatz 4, Bereich der Stiege 12 des Margaretenhofs; Konskriptionsnummer: Margareten 90).
Anfänge
1594 wird erstmals eine Brauerei im Schlossbereich Margareten genannt und als baufällig bezeichnet. Die Brauerei geht wahrscheinlich auf den ungarischen Hofkanzler und Primas-Erzbischof von Gran, Nikolaus Oláh zurück, der das im Zuge der Ersten Türkenbelagerung (1529) zerstörte Margaretner Schloss und die St.-Margarethen-Kapelle (1578?) wieder aufbauen ließ[1]. Das Brauhaus war Teil des gutsherrschaftlichen Dominikalgrunds und damit vom Biermonopol des Bürgerspitals ausgenommen. Es gab bis 1683 viele Besitzerwechsel und zwischen 1619 bis 1630 wurden aus dem Bräuhaus zwischen 10 bis 36 Hektoliter Bier jährlich nach Wien gebracht.[2]
1683 wurde das Gut mitsamt dem Brauhaus wegen der herannahenden Osmanen (Zweite Türkenbelagerung (1683)) niedergebrannt. 1690 kam Hans Freiherr von Oppel in den Besitz der Herrschaft Margareten und baute die Brauerei neu auf. Er hatte in der Herrschaft Droß (auch Troß oder oft Trost genannt) sehr erfolgreich Haferbier oder „Horner Bier“ gebraut und errichtete nun auch in Margareten ein eigenes Sudhaus für diesen Biertyp. Es wurde in Wien nur dort erzeugt, war licht, säuerlich und trübe, moussierte stark und wurde in steinernen Krügen getrunken.
Der Anfang vom Ende des Bürgerspital-Biermonopols
1709 vererbte Oppel seinem Stiefsohn Franz Anton Graf von Sonnau die Herrschaft Margareten. Dieser verkaufte sie 1727 um den Betrag von 115.000 Gulden und 100 Dukaten an die Stadt Wien. Dieses Ereignis kann als Anfang vom Ende des Biermonopols des Bürgerspitals angesehen werden. Mit dem Margaretner Brauhaus befand sich nun eine aktive Brauerei im Stadtgebiet, die nicht im Eigentum des Bürgerspitals, sondern im Besitz der Stadt Wien war. Das alleinige Braurecht des Bürgerspitals existierte von da an nur noch pro forma[3].
Die Wiener Stadtverwaltung zog aus dem Betrieb dieses Brauhauses jedenfalls große Vorteile und konnte wie schon Oppel das Wasser der Siebenbrunner Hofwasserleitung nutzen. Trotzdem trennte sich der Magistrat der Stadt Wien 1833 von seinem Brauhaus und verkaufte es an Vinzenz Mack, wobei es aber dominikal, also mit allen steuerlichen und rechtlichen Privilegien blieb. Nach seinem Tod und dem seines Bruders, der die Brauerei übernahm, wurde sie unter dem Namen "Mack's Erben" erfolgreich weitergeführt und konnte fast 33.000 Hektoliter Bier im Jahr brauen.
Niedergang und Nachnutzung
Am 14. Juni 1862 brannte das Brauhaus ab, wurde kurzfristig wieder in Betrieb gesetzt, 1869 aber wegen Baufälligkeit aufgelassen und 1883 abgerissen. An seiner Stelle wurde 1884/85 vom Architektenbüro Fellner und Helmer der sogenannte Margaretenhof erbaut.[4] Die Kellergewölbe haben sich teilweise darunter erhalten.
Literatur
- Leopold Aimeth: Aus dem Tagebuch eines alten Margaretners. Wien o.J.
- Heinrich Berg / Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 3/1992
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Margareten – Zwischen gestern und morgen. Wien: Mohl Verlag 2002, S.37-39
- Margaretner Museumsblätter 1/1984, 100 Jahre Margaretenhof
- Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. Wien: Brzezowsky Verlag 1910, S. 45-48
- Dagmar Spitznagl: Wien-Margareten. Erfurt: Sutton Verlag 2002, S. 88-89
- Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2017, S. 62-66.
Referenzen
- ↑ Christian Michael Springer: Historische Brauerei-Topographie Wien. Die Brauereien auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebietes, Wien: Selbstverlag 2023, S. 34
- ↑ Franz Maurer: Die ehemalige Wiener Vorstadt Margareten. Wien: Brzezowsky Verlag 1910, S.45; Heinrich Berg / Karl Fischer: Vom Bürgerspital zum Stadtbräu. Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 3/1992, S.15.
- ↑ Leopold Sailer: Das Bierbrau- und Schankmonopol des Wiener Bürgerspitals. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 6 (1926), S. 4
- ↑ Margaretner Museumsblätter 1/1984, 100 Jahre Margaretenhof.