Donauprallhang
Steilkante zwischen Maiselgasse und Anton-Kuh-Weg (3.), an deren Fuß ursprünglich der Donaukanal das Erdberger Mais in Form einer Schlinge umfloss. Das Flussbett versandete nach einem 1726 erfolgten Durchstich, durch den das Erdberger Mais vom Rest des Praters abgetrennt wurde. Die Anhöhe des Donauprallhangs ist seit 1999 als so genannte "Stadtwildnis" zugänglich (Naturdenkmal 752).
Am Donauprallhang befinden sich zwei unter Denkmalschutz gestellte Überrreste des Linienwalls:[1] Der eine verläuft entlang des als Fluchtweg bestimmten Stiegenabgangs vom Turnsaal der 1998 erbauten, auf der Anhöhe liegenden Polytechnischen Schule Maiselgasse und stieß zur Zeit seiner Errichtung im 18. Jahrhundert hier auf die Donau. Der zweite Überrest liegt knapp südöstlich davon und verläuft am Rand der heutigen Hundezone den Hang entlang; diese Mauer wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, als im Zuge der Anlage des Schlachthofs St. Marx der Linienwall an dieser Stelle stadtauswärts verlegt wurde.[2]
Auf der Anhöhe des Donauprallhangs hin zum Bereich der heutigen Kreuzung Baumgasse/Schlachthausgasse befand sich ein im Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber eingezeichnetes Haus des Henkers ("Freymann"), der dort das Geschäft der Tierkörperverwertung ("Schinderey", siehe Abdecker) betrieb.
In den Abhang hinein wurden Mitte des 19. Jahrhunderts mehrstöckige Keller gegraben, die der von Adolf Ignaz Mautner geführten, nahe gelegenen St. Marxer Brauerei als Eiskeller dienten. Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs wurden diese Anlagen militärisch unter anderen durch den Betrieb Siemens & Halske genutzt.[3] Ab 1957 wurden Gelände samt Keller von der Gewista verwendet,[4] später wurden in den Kellern Champignons gezüchtet, um 2001 fanden darin illegale Goa-Parties statt.[5] Ein Versuch, die Keller unter der Bezeichnung "Eiskella" als Ersatz für das 2007 gesperrte Kulturzentrum "Movimento" zu adaptieren, scheiterte;[6] bis heute dienen Teile der Anlagen dem Sportschützenclub Wien als Schießstätte.
Literatur
- Anton Tantner: Kleinod an der Grenze von Erdberg und St. Marx: Stadtwildnis und Donauprallhang, in: Augustin. Die erste österreichische Boulevardzeitung, Nr. 453, 14. Februar 2018, S. 18f
- Andreas Reinstadler: Stadtwildnis Erdberg. Diplomarbeit am Institut für Architektur und Entwerden der Technischen Universität Wien. Wien 2010, urn:nbn:at:at-ubtuw:1-31459
Einzelnachweise
- ↑ Verordnung des Bundesdenkmalamtes vom 30. Juli 2002, mit der 141 unbewegliche Denkmale des Gerichtsbezirks Landstraße, Wien, 3. Bezirk, KG 01006 Landstraße, die kraft gesetzlicher Vermutung unter Denkmalschutz stehen, unter die Bestimmungen des § 2a Denkmalschutzgesetz gestellt werden.
- ↑ Bertrand-Michael Buchmann: Der Wiener Linienwall. Geschichte und Bedeutung. Wien: Dissertation an der Universität Wien 1974, S. 40
- ↑ Hans Walter Wichert: Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Ubootbunker, Ölanlagen, chemischer Anlagen und WIFO-Anlagen des zweiten Weltkrieges. Marsberg: Schulte 1994, S. 187
- ↑ Jahrbuch der Stadt Wien 1957, Wien 1958, S. 234
- ↑ Benjamin S. (nacherzählt von Josef Zorn): „Party unterm Schwarzenbergplatz!“- Das war der wahre Wiener Untergrund, in: Vice, 18. August 2015
- ↑ Jaime Alejandro Corena Herrera: Simmeringer Subkultur. Diplomarbeit an der TU Wien, Wien 2010, S. 9 -12, urn:nbn:at:at-ubtuw:1-47861