Einkaufszentrum
Definition
Ab den 1950ern wurde die Idee, Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe in Einkaufszentren zu konzentrieren, von den USA nach Europa importiert. In den USA existierten diese seit den 1930er-Jahren. Nach der Definition des "Austrian Council of Shopping Places" (ACSP) verfügen diese über eine Mindestgröße von 4.000 m² vermietbarer Fläche sowie mindestens 20 Betriebe oder 4.000 m² vermietbare Fläche sowie mindestens zehn Betriebe, sofern zumindest zwei Magnetbetriebe aus unterschiedlichen Branchen vorhanden sind.
Einführung
Eine Pionierrolle bei der Einführung von Einkaufszentren in Wien spielte der infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich 1938 nach USA emigrierte österreichische Architekt Victor Gruen. 1956 entwickelte er mit dem Southdale Center bei Minneapolis das weltweit erste, in einem einzigen Gebäude integrierte, Einkaufszentrum. Schon 1957 entstand in Wien das AEZ (Ausstellungs- und Einkaufszentrum) im 3. Wiener Gemeindebezirk auf der Überdeckung der Stadtbahnstation Hauptzollamt (heute: Bahnhof Wien Mitte / Landstraße), im Verlauf des Straßenzuges Weiskirchnerstraße–Stubenbrücke–Landstraßer Hauptstraße nach den Plänen von Josef Wöhnhart. In drei mit Rolltreppen verbundenen Stockwerken (damals die längste Rolltreppe Österreichs) wurden Geschäfte untergebracht. Im Jahr 1964 folgte die Eröffnung des Ekazent Hietzing (13., Hietzinger Hauptstraße 22), das an der Stelle des 1883 erbauten und 1945 zerbombten Hotels „Hietzinger Hof" errichtet wurde. Nach Plänen von Wolfgang und Traude Windbrechtinger erhielt das Einkaufszentrum ein markantes Fassadensgraffito. Neben den Einzelhandelsgeschäften ergänzte eine Parkgarage, ein Hotel, ein Restaurant, ein Kaffeehaus und ein Kino das Ensemble. Im Unterschied zu Jahrzehnte später angelegten Einkaufszentren flanieren die Fußgänger meist unter freiem Himmel durch das Ekazent.
Konkurrenz der Shopping City Süd
Durch die Eröffnung der Shopping City Süd auf niederösterreichischem Gebiet kam es zu einem beträchtlichen Kaufkraftabfluss. Dieser motivierte die Förderung der Gründung von Einkaufszentren auf Wiener Stadtgebiet unter anderem in der Großfeldsiedlung mit 41 Geschäften. Ein großes Einkaufszentrum entstand 1989 mit dem Shopping Center Nord (21., Ignaz-Köck-Straße 1) unter der Generalplanung der Firma Suter und Suter. Es umfasst rund 45 Geschäftslokale auf 50.000 m². Das Konzept neuerer Einkaufszentren war ab den 1980er-Jahren durch einen stärkeren Branchenmix unter anderem durch die Einbeziehung von Arztpraxen und Apotheken gekennzeichnet.
Literatur
- Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Band 17. Wien: Compress / Jugend & Volk 1962, S. 525 ff.
- Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Band 20. Wien: Compress / Jugend & Volk 1965, S. 118 f.
- Perspektiven 8 (1989), S. 2