Erich Kielmansegg
Erich Graf von Kielmansegg, * 13. Februar 1847 in Hannover, † 5. Februar 1923 in Wien, Statthalter, liberaler Politiker.
Biografie
Er war der Sohn des Eduard Graf Kielmansegg, der als hannoveranischer Staatsminister (Ministerpräsident) 1866 nach Wien kam. Kielmansegg studierte Jus an der Universität Wien und trat 1870 als Konzeptspraktikant in den Dienst der Niederösterreichischen Statthalterei. 1876-1881 war er Bezirkshauptmann von Baden, 1881/1882 Bezirkshauptmann von Sechshaus, arbeitete 1882 bis 1886 in den Landesregierungen von Kärnten und der Bukowina, war 1886 bis 1889 Leiter der Staatspolizei sowie der Kranken- und Unfallversicherung im Innenministerium und 1889–1911 Statthalter von Niederösterreich (nur kurzfristig durch die Funktion als Ministerpräsident unterbrochen, 18. Juni bis 2. Oktober 1895).
Kielmansegg strebte eine gesamtösterreichische Verwaltungsreform an, konnte seine Ideen jedoch lediglich in der niederösterreichischen Verwaltung teilweise realisieren. Er wirkte zudem entscheidend an der Regulierung der Donau, des Donaukanals und des Wienflusses sowie an der zweiten Stadterweiterung (Eingemeindung der Vororte diesseits der Donau 1890/1892) mit (Groß-Wien[1]); der von ihm angestrebten Schaffung einer niederösterreichischen Hauptstadt in Floridsdorf kam ihm Karl Lueger durch die Eingemeindung der linksseitigen Donaugemeinden zuvor (1904/1905).
Kielmansegg verfaßte eine Familienchronik (1872, 2/1910) und hinterließ aufschlussreiche Memoiren, in denen er scharfzüngig prominente Zeitgenossen beurteilt (Franz Joseph, Schratt, Eduard Taaffe, Casimir Felix Badeni, Bienerth-Schmerling, Karl Lueger und andere).
Er wurde am Döblinger Friedhof begraben, sein Grabdenkmal war von Franz von Matsch.
Nach Kielmansegg wurde die Kielmannseggbrücke in Penzing benannt.
Literatur
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 04.02.1972.
- Walter Goldinger (Hg.): Kaiserhaus, Staatsmänner und Politiker. Aufzeichnungen des kaiserlich königlichen Statthalters Erich Graf Kielmansegg. Wien: Verl. f. Geschichte u. Politik 1966.
- Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien/Graz: Böhlau 1954–lfd.
- Leopold Haushofer: Biographie über Erich Graf Kielmansegg, Diss. Univ. Wien. Wien: 1945.
- Neue Freie Presse. Wien 07.10.1909, 04.07.1911, 06. und 09.02.1923.
Erich Kielmansegg im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Referenzen
- ↑ Die Bezeichnung Groß-Wien wurde erstmals im Zuge der Eingemeindung der Vororte (Gesetz von 19. Dezember 1890, Inkrafttreten 1. Jänner 1892) geprägt, wonach Wien 19 Bezirke umfasste und ist vom späteren nationalsozialistischen Groß-Wien zu unterscheiden.