Erster Wiener Demokratischer Frauenverein

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Flugblatt des Wiener Demokratischen Frauenvereins vom 13. September 1848
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 28. August 1848
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 31. Oktober 1848
Benannt nach
Prominente Personen Karoline Perin-Gradenstein
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  41690
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert, Revolution 1848, Praterschlacht
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Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Wiener Demokratischer Frauenverein.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Flugblatt des Wiener Demokratischen Frauenvereins vom 13. September 1848

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Der "Erste Wiener Demokratische Frauenverein" wurde im August des Revolutionsjahrs 1848 gegründet und war vermutlich der erste, explizit politische Frauenverein in Österreich. Präsidentin war Karoline von Perin-Gradenstein.

Vorgeschichte

1848 war für die Frauenbewegung ein markantes Jahr. Zum ersten Mal wurden im Rahmen der demokratischen Revolutionsbewegung auch für Frauen Menschenrechte, wie das Recht auf Erwerbsarbeit, auf Bildung, auf aktives und passives politisches Handeln (siehe auch Frauenwahlrecht), und eine Gesellschaft auf sittlicher Grundlage eingefordert. Seit der Märzrevolution waren zahlreiche politische Vereine gegründet worden, in denen Frauen nicht als Mitglieder zugelassen waren. Frauen organisierten sich deshalb in karitativen Unterstützungsvereinen und Fahnenstickvereinen die zwar politisch wirtken, aber nicht explizit als solche verstanden wurden[1].

Gründung

Kampfszene am Praterstern am 23. August 1848

Am 18. August 1848 erließ der Minister für öffentliche Arbeiten, Ernst Schwarzer Edler von Heldenstamm, eine einschneidende Lohnreduktion für Hilfsarbeiterinnen und Kinder im öffentlichen Bauwesen. Die daraufhin erfolgten Proteste wurden am 23. August blutig niedergeschlagen. In der sogenannten "Praterschlacht" starben 18 Menschen, 282 wurden verwundet.

Am 28. August wurde im Salon des Wiener Volksgartens der "Erste Wiener Demokratische Frauenverein" gegründet. Der Aufruf zur Versammlung "zu patriotischen Zwecken" der rund 150 Frauen ging unter anderem von Katharina Strunz aus. Als Präsidentin des Vereins fungierte Karoline von Perin-Gradenstein (1808 bis 1888). Die vom Verein organisierte Zusammenkunft im Volksgarten wurden von Männern gestört.

Porträt von Karoline Perin-Gradenstein, Präsidentin des Wiener Demokratischen Frauenvereins

Der Wiener Demokratische Frauenverein richtete sich wohl in erster Linie an bürgerliche, wohlhabende Frauen. Ein Hinweis dafür ist die Festsetzung des ersten Sitzungstermins auf 10 Uhr vormittags - eine Zeit, die arbeitende Frauen ausschloss[2].

Aktivitäten

Totenfeier für die in der Praterschlacht ums Leben gekommenen Arbeiterinnen und Arbeiter, 3. September 1848

Der "Erste Wiener Demokratische Frauenverein" setzte sich in seinen Statuten dezidiert für die Gleichberechtigung der Frauen und den Zugang zur Bildung ein. Gleichermaßen ist in den Statuten Hilfe für die Opfer der Revolution und die Unterstützung, Förderung und Verteidigung der demokratischen Bewegung festgeschrieben. Wenngleich der Verein nur knapp zwei Monate bis zur Niederschlagung der Revolution am 31. Oktober 1848 existierte, nimmt er in der österreichischen Geschichte eine herausragende Rolle ein. Es war vermutlich der erste Frauenverein in Österreich, der explizit politische Ziele (nicht wohltätige) verfolgte. Die Tatsache, dass der "Wiener demokratische Frauenverein" im "Zentralausschuss der Demokratischen Vereine" vertreten war lässt darauf schließen, dass der Frauenverein von den anderen Vereinen als politischer Partner nicht nur akzeptiert wurde, sondern ihm auch zugebilligt wurde öffentlich in die Entscheidungsfindung zur Erhaltung der bürgerlichen Freiheiten einzugreifen.

Kurz nach der Gründung beteiligte sich Der Wiener Demokratische Frauenverein an der Mobilisierung für die Totenfeier der in den Augustkämpfen (Praterschlacht) ums Leben gekommene Männer und Frauen am 3. September 1848. Damit erlangte der Verein allgemeine Bekanntheit und auch jene Zeitungen, welche die Gründung nicht erwähnt hatten kamen nun nicht umhin, auf die Existenz eines speziellen Frauenvereins zu verweisen.

Die aufsehenerregendste Aktion des Vereins war eine Demonstration vor dem Reichstag am 17. Oktober, an der 300 Frauen teilnahmen. Eine Delegation, angeführt von Karoline von Perin-Gradenstein, legte dem tagenden Reichstag eine "Petition zur Einberufung des Landsturmes" vor. Damit hätte die Rückeroberung Wiens durch die konterrevolutionären kaiserlichen Truppen verhindert werden sollen. Gezeichnet war die Petition "im Namen des ersten demokratischen Frauenvereins Karoline Perin, Vorsitzende und 1.000 Unterschriften". Das Auftreten der Fauen löste im Reichstag Belustigung, Empörungund Agression aus. Die Petition wurde ohne Diskussion abgelehnt.

Die Vereinsmitglieder nahmen an verschiedenen Demonstrationen und am Verteidigungskampf gegen die kaiserlichen Truppen teil.

Mitglied des Demokratischen Frauenvereins. Zeichnung von Anton Zampis, 1848

Niederschlagung der Revolution und Verbot politischer Frauenvereine

Nach der Niederschlagung der Revolution am 31. Oktober 1848 wurde auch der "Erste Wiener Demokratische Frauenverein" aufgelöst. Seine Präsidentin Karoline von Perin-Gradenstein wurde verhaftet und ihr Vermögen konfisziert. 2018 wurde die Karoline-Perin-Gasse nach ihr benannt. Ihr Lebensgefährte Alfred Julius Becher wurde als einer der Hauptakteure der Revolution standrechtlich erschossen (siehe Denkmal im Währingerpark).

Die Gründung von und die Teilnahme an politischen Vereinen wurde erst mit dem Vereinsgesetz 1867 wieder erlaubt. Der darin enthaltene § 30 diskriminierte aber "Ausländer, Frauenspersonen und Minderjährige". Für Frauen möglich war ausschließlich ein Engagement in karitativen und Bildungsvereinen. So entstand in der Folge eine große Zahl von Initiativen, die sich den Forderungen nach höherer Bildung und der Linderung sozialen Elends verschrieben. Auf diese Weise konnten Frauen über den familiären Bereich hinaus an sozialen Bewegungen mitwirken und so Einfluss auf die Öffentlichkeit nehmen. Erst ab 1918 war Frauen die Mitgliedschaft oder Gründung politischer Vereine wieder erlaubt.

Siehe auch: Frauen-Erwerb-Verein; Frauenbewegung

Quellen

Literatur

  • Gabriella Hauch: Frau Biedermeier auf den Barrikaden. Frauenleben in der Wiener Revolution 1848. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1990

Einzelnachweise

  1. Gabriella Hauch: Frau Biedermeier auf den Barrikaden. Frauenleben in der Wiener Revolution 1848. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1990, S. 144f
  2. Gabriella Hauch: Frau Biedermeier auf den Barrikaden. Frauenleben in der Wiener Revolution 1848. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1990, S. 147