Favoriten (Bezirkswappen)
Der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl entwarf die Wiener Bezirkswappen 1903/1904 im Auftrag der Stadt Wien als Schmuck der Versorgungsheimkirche, wobei das Bezirkswappen von Favoriten damals ohne ältere Grundlagen entstand. Es wurde 1987 neu zusammengestellt, wobei alle Bezirksteile durch eigene Wappenfelder repräsentiert wurden.
Inhaltliche Beschreibung
Wappen fünfmal geteilt, belegt mit einem Herzschild. Die Felder repräsentieren den 1874 durch Abtrennung von Wieden und Landstraße neu geschaffenen Bezirk Favoriten und die 1890 und 1938 eingemeindeten Ortschaften Oberlaa, Rothneusiedl, Unterlaa und Inzersdorf
Favoriten - Neues Wappen
Die Spinnerin am Kreuz repräsentiert ein markantes Wahrzeichen des Bezirkes, das auf Rot und Silber zu liegen kommt, den Farben der Wiener Flagge.
Favoriten - Alter Bezirksteil
Auf rotem Hintergrund erstreckt sich ein silbernes Kreuz. Davor ist der Evangelist Johannes abgebildet, der den alten Bezirksteil Favoriten repräsentiert. Er trägt ein blaues Gewand und einen grünen Mantel. In seiner rechten Hand hält er eine goldene Schreibfeder, in der Linken ein goldenes Evangelienbuch. Zu seiner Rechten sitzt ein Adler als sein typisches Attribut und Symbol. Das Motiv geht auf die Johannes-Evangelist-Kirche am Keplerplatz zurück, die dem Evangelisten Johannes geweiht ist.
Oberlaa
Vor blauem Hintergrund steht ein silberner Schalenbrunnen, dem zwei einander entgegengesetzte Fontänen entspringen. Sie symbolisieren die Heilquellen und Kureinrichtungen in Oberlaa.
Rothneusiedl
Vor blauem Hintergrund ist ein roter Ringofen abgebildet. Darunter liegt ein geschwungener, silberner Bachlauf, die Liesing. Das Wappen symbolisiert die Favoritner Industrie.
Unterlaa
Auf goldenem Hintergrund liegt ein rotes Malteserkreuz. Es nimmt auf das Malteserkreuz auf dem Turm der Unterlaaer Kirche Bezug. Der Ritterorden (Johanniterorden, später Malteserorden) kaufte Ende des 13. Jahrhunderts die Herrschaft "Lô" ("Laa") und errichtete dort eine Kirche und ein Spital.
Inzersdorf
Auf rotem Hintergrund ist eine goldene Weintraube mit grünem Blatt abgebildet. Sie ist mit drei goldenen Ähren besteckt. Dies symbolisiert Acker- und Weinbau, der seit dem Mittelalter hier betrieben wird.
Wappenkundliche Blasonierung
Geteilt und im Göpelschnitt geteilt, belegt mit einem Herzschild. 1: in Rot ein silbernes Kreuz, belegt mit dem Evangelisten Johannes in blauem Gewand und grünem Mantel mit silberner Spange, in der Rechten eine goldene Feder, in der Linken ein goldenes Buch, zu seiner Rechten halb von der Figur verdeckt ein brauner links gewendeter Adler; 2: in Blau ein silberner einschaliger Brunnen; 3: in Blau über einem erniedrigten silbernen Wellenbalken ein roter Ringofen; 4: in Gold ein rotes Malteserkreuz; 5: in Rot eine goldene Weintraube mit grünen Blättern, besteckt mit drei goldenen Ähren; belegt mit einem Herzschild, darin von Rot und Silber geteilt in Silber die Spinnerin am Kreuz.
Entwicklung des Wappens
Hugo Gerard Ströhl kopnzipierte 1903/1904 für die Versorgungsheimkirche erstmals ein Favoritner Bezirkswappen, das 1904 publiziert wurde. Für seinen Entwurf wählte er den Patron der 1872 errichteten Pfarrkirche als Wappenbild für den Bezirk.[1] Ströhl ließ den Entwurf auch in ein Wiener Gesamtwappen[2] einfließen, bei dem er sämtliche Bezirkswappen zu einem gemeinsamen Wappenschild vereinte. Das Wappenfeld von Favoriten erscheint als eingepfropfte, eingebogene Spitze im mittleren Schild, der die inneren Bezirke 1 bis 10 repräsentierte. Der im Mai 1987 im Auftrag des Wiener Stadt- und Landesarchivs erstellte und 1992 umgesetzte Entwurf berücksichtigte die späteren Erweiterungen des Bezirkes, indem er dem Wappen die weiteren fünf Felder hinzufügte. Dabei wurde entgegen dem sonst angewendeten Schema das bestehende Bezirkswappen, das den alten Bezirksteil repräsentierte, nicht als Herzschild verwendet. Dafür wurde ein neues erfunden, und zwar mit der Spinnerin am Kreuz als Motiv. Das alte Wappen von Favoriten wurde aber dennoch in das Bezirkswappen aufgenommen. Diese Fassung entspricht der aktuellen von 2015, in der lediglich die Metalle Gold und Silber durch Gelb und Weiß ersetzt wurden.
Quellen
- Wien Museum, Inv.Nr. 36963/10: Fassung von Hugo Ströhl (1904)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv-Akten – Reihe B: 1822: Entwürfe 1985-1988
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Adressen und grafische Blätter, A1/2: 610: Fassung 1992
Literatur
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910
- Hugo Gerard Ströhl: Wappen und Siegelbilder von Wien. o.O. o.J.
- Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904
- Manuel Swatek: Zeichen der Stadt. Beiträge zur Geschichte der Wiener Wappen und Symbole. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 76 (2020), S. 233-268
Weblinks
Wappen zum Download:
Die Bezirkswappen haben im rechtlichen Sinne nie Wappenstatus erlangt. Sie stellen Traditionsgut dar und können als solches verwendet werden.[3]
Einzelnachweise
- ↑ Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf. 1; Wiederabdruck in: ders. [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, Tafel 1b
- ↑ Hugo Gerard Ströhl: Städtewappen von Österreich-Ungarn Wappenbuch. 2. Auflage. Wien: Anton Schroll & Co. 1904, Tafel 2
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