Figdor Brauhaus
48° 8' 28.40" N, 16° 28' 40.49" E zur Karte im Wien Kulturgut
Figdor Brauhaus, (Bruck Hainburger-Straße 1a, Schwechat, Niederösterreich). Benannt nach dem Besitzer Anton Figdor.
Anfänge
Friedrich Wäschl, Besitzer des Gasthofes „Zum roten Krebsen“ im Freihof suchte zwischen 1580 und 1590 um die Brauereigenehmigung an und errichtete eine kleine Brauerei, für die er an die Herrschaft Ebersdorf „von der Praypfannen jährlich ain Gulden zu Michaelis [29. September]“ zahlen musste.[1]
Wäschl genoss bereits nach kurzer Zeit großes Ansehen und wurde 1593 für drei Jahre zum Schwechater Marktrichter ernannt. 1615 übernahm sein Sohn Hans die Brauerei und vergrößerte sie, nachdem er das Nachbarhaus in der heutigen Bruck-Hainburger-Straße 3 erworben hatte. Hans Wäschl war Ratsbürger von Schwechat und wurde später sogar Mitglied des Äußeren Rates in Wien. Während der Zweiten Türkenbelagerung (1683) und beim Einfall der Kuruzzen 1704 wurden die Gebäude schwer beschädigt, blieben aber im Familienbesitz. Nach dem Wiederaufbau wechselten die Besitzer mehrmals (darunter 1809-1822 auch Georg Meichl), bis das Brauhaus 1850 von Anton Figdor erworben wurde.[2]
Unter Anton Figdor
Figdor war ein überaus tüchtiger Geschäftsmann und hervorragender Brauereifachmann. Er beschäftigte dreizehn Brauburschen, einen Binder, sieben Knechte, einen Wirtschafter, einen Rechnungsführer und einen Kellner in der Brauhaus-Bierschank „Zum grünen Baum“. Er investierte gewaltige Summen, um mit der starken Konkurrenz der Schwechater Brauerei unter Anton Dreher senior mithalten zu können. Es gelang ihm, den Bierausstoß von 11.472 Hektolitern im Jahr der Übernahme auf 40.657 Hektolitern im letzten Jahr seiner Tätigkeit zu steigern. Mit der Qualität von Dreher konnte er aber nicht mithalten und das investierte Geld rentierte sich nicht. Im Dezember 1862 starb Figdor „finanziell verausgabt, körperlich und seelisch gebrochen“. Über seinen Nachlass wurde 1863 der Konkurs verhängt und im März des selben Jahres das letzte Bier gebraut. [3]
Übernahme durch die Schwechater Brauerei
1869 wurden die Gebäude, in denen sich kurzfristig die erste Telegrafenstation der Stadt befunden hatte, von der Schwechater Brauerei erworben. Da deren Mälzereien immer unter Platzmangel litten, wurden hier zwei englische Malzdarren errichtet und das ehemalige Sudhaus in ein Maschinenhaus umgebaut. Ein Großteil der Gebäude wurde am 20. Februar 1945 durch Bombentreffer zerstört, die übrigen in den 1980er-Jahren abgerissen. Heute steht nur noch das Gebäude des einstigen Bräugasthofes an der Bruck-Hainburger-Straße 1.
Quellen
Literatur
- Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Schwechat: Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929
- Adolf Eszöl: Zeitgeschichtliches Archiv der Stadt Schwechat, unveröffentlichte Beiträge
- Schwechater Museumsnachrichten Nr. 2/1993
- Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs. Wien: Eigenverlag der Vereinigten Brauereien 1932, S.12
- Christian Springer / Alfred Paleczny / Wolfgang Ladenbauer: Wiener Bier-Geschichte. Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2017, 181-183
Referenzen
- ↑ Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929, S.347
- ↑ Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs. Eigenverlag der Vereinigten Brauereien: Wien 1932, S.46.
- ↑ Johann Ableidinger: Geschichte von Schwechat. Verlag der Stadtgemeinde Schwechat 1929, S.348-349.