Anton Wolfradt, * 9. Juli 1582 Köln, † 1. April 1639 Wien, Fürstbischof.
Werdegang
In Köln als Sohn eines Schneiders geboren und besuchte er das Gymnasium der Jesuiten. Über Vermittlung der Patres studierte er von 1599 bis 1601 unter anderem als Schüler von Kardinal Bellarmin am (1552 von Ignatius von Loyola begründeten) Collegium Germanicum in Rom Philosophie.
Wolfrath trat dann mit neun Studienkollegen in den Zisterzienserorden ein, das Noviziat absolvierte er in Clairvaux. Die feierliche Profess legte er 1604 in Heiligenkreuz (Niederösterreich) ab. Der Abt von Heiligenkreuz schickte ihn wieder zum Studium nach Rom, wo er zum Doktor der Theologie promovierte und auch am 21. Oktober 1607 die Priesterweihe empfing.
Ab 1608 hielt er im Zisterzienserstift Rein theologische Vorlesungen. Nach Kontakten mit Bischof Melchior Khlesl empfahl ihn dieser 1612 als Abt für das Zisterzienserstift Wilhering in Oberösterreich. 1613 wurde Wolfrath von Kaiser Matthias als Administrator für das Benediktinerstift Kremsmünster eingesetzt und am 15. Dezember 1613 nach Übertrittserlaubnis dort als Abt eingesetzt. Im selben Jahr ernannte Kaiser Matthias ihn zum kaiserlichen Rat.
Kaiser Ferdinand II. nahm ihn wegen seiner Fähigkeiten auf dem Gebiet des Finanzwesens in seine Dienste: Wolfrath wurde 1620 kaiserlicher Rat, war von 1623 bis 1630 Präsident der Hofkammer (oberste Finanzbehörde) und von 1624 bis 1639 Mitglied des kaiserlichen Geheimen Rates.
Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes in Oberösterreich arbeitete er an der Rekatholisierung des Landes mit. Für den Kaiser übte er auch diplomatische Dienste aus (unter anderem war er 1635 für die katholische Liga an den Verhandlungen zum Prager Frieden beteiligt).
Ab 18. September 1630, nach dem Tod von Bischof Khlesl, wurde er als dessen Testamentsvollstrecker eingesetzt.
Bischof von Wien
Am 15. Dezember 1630 wurde Anton Franz Wolfrath als Nachfolger von Melchior Khlesl († 1630) von Ferdinand II. zum Bischof von Wien nominiert, die päpstliche Verleihung erfolgte am 26. Mai 1631. Am Vorabend der Bischofsweihe, die der Bischof von Olmütz, Kardinal von Dietrichstein, am 3. August 1631 im Wiener Stephansdom vornahm, wurde Wolfrath vom Kaiser in den Reichsfürstenstand erhoben und begründete so die Reihe der Fürstbischöfe in Wien (Erhebung in den Reichsfürstenstand am 2. August 1631). Er übte sein Bischofsamt bis zum Jahr 1639 aus. Bürgermeister war in seiner Amtszeit überwiegend Daniel Moser (1626-1637).
Konfessionalisierung und Gegenreformation
Der neue Bischof betrieb eine gemäßigte Form der Gegenreformation und konzentrierte sich insbesondere darauf, den Klerus hinsichtlich der Seelsorgedienste zu verpflichten. Durch gezielte Predigttätigkeit, umfassende Visitationen und Erteilung von Religionsunterricht an Konvertiten (letzteres vor allem von Jesuiten und Franziskanern durchgeführt, die den Bischof über die Fortschritte informieren mussten) sollte die Rekatholisierung des Landes vorangetrieben werden. Unterstützung erhielt er diesbezüglich auch von Regierungsseite, welche regelmäßig Häuservisitationen und die Meldung zum Konvertitenunterricht anordnete.
Statistische Aufzeichnungen belegen, dass unter Wolfrath als Bischof die Zahl der getauften und gefirmten Katholiken sowie die Osterkommunionsempfänger anstieg.
Förderung erlangten auch verschiedene katholische Orden, die oftmals die katholische Predigttätigkeit übernahmen. Unter Bischof Wolfrath siedelten sich die Schwarzspanier (= Benediktiner Unserer Lieben Frau von Montserrat) und die Serviten (beide 1636) in Wien an. Im Bildungs- und Schulwesen kam den Jesuiten weiterhin ein besonderer Einfluss zu. Das Jesuitenkollegium wurde der Universität inkorporiert und das Universitätswesen insgesamt reformiert.
Bautätigkeit
Den Schwarzspaniern wurden Kirchen- und Klosterbau gestattet. Die Augustiner erhielten Kirche und Kloster zu St. Rochus und St. Sebastian auf der Landstraße. In Wolfraths Zeit wurde die Universitätskirche im frühbarocken Stil erbaut und 1627 Gott und der Jungfrau Maria geweiht. Der von Vorgänger Melchior Khlesl begonnene Bau des Bischofshofs wurde fortgesetzt (1638 Vergrößerung und Barockisierung der gotischen Bischofskapelle). Im Jahr 1632 weihte er Kirche und Kaisergruft der Kapuziner am Neuen Markt.
Tod und Nachleben
Am 16. April 1639 verstarb Anton Wolfrath im 58. Lebensjahr, noch bevor er die Kardinalswürde erlangt hatte, die ihm schon zugedacht war.
Er fand sein Grab in der Katharinenkapelle des Stephansdoms. Die von Wolfrath selbst verfasste Grabinschrift (Epitaph) spiegelt den barocken Vanitas-Gedanken (Vergänglichkeit des Lebens) wider: "Im Leben war ich Abt, Bischof, Fürst. Nun bin ich Staub, Schatten, Nichts". Sein Herz wurde in das Stift Kremsmünster überführt.
Sein Wahlspruch "Wenn der Herrgott nicht will, nützt es gar nichts" wurde später zu einem geflügelten Wort (und beispielsweise von Ernst Arnold zu einem Couplet vertont). Wolfrathplatz
Quellen
Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.
Literatur
- Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 77
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. 40 Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 48 f.
- Johann Weißensteiner: Anton Franz Wolfrath. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 762-763
- Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 260
- Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 537-539
- Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912. Band 55 (1910)
- Alexander Hopf / Joseph Maurer: Anton Wolfrath. Fürstbischof von Wien und Abt des Bendictinerstiftes Kremsmünster, Geheimer Rath und Minister Kaiser Ferdinands II. Wien: Alfred Hölder 1891
- Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 1-32 + Nachträge
- Friedrich Müller / Franz Loidl / Martin Krexner: Geschichte des Erzbistums Wien, Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. 2 Buchpräsentationen. Wien: Wiener Katholische Akademie 1983 (Miscellanea / Wiener Katholische Akademie, Arbeitskreis für Kirchliche Zeit- und Wiener Diözesangeschichte, N. R. 187), S. 75 ff., 79 ff, S. 200