Franz Seraph Stadion-Warthausen, * 27. Juli 1806 Wien, † 8. Juni 1853 Leopoldstadt, liberaler Politiker.
Biografie
Stadion-Warthausen war der Sohn des Johann Philipp Graf Stadion. Er studierte an den Universitäten Tübingen und Göttingen und trat früh in den österreichischen Staatsdienst (1834 bis 1841 Hofrat der Allgemeinen Hofkammer in Wien, 1841 bis 1847 Gouverneur des Küstenlands Istrien-Triest [Förderung des Seehandels], 1847/1848 Gouverneur von Galizien [wo er 1848 zu Lasten des polnischen Adels durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Robot die ruthenischen Bauern befriedete]). Daraufhin wurde Stadion zum Innenminister berufen (21. November 1848 bis 28. Juli 1849); er suchte durch Gewährung von Autonomie auf der unteren Ebene die nationalen Gegensätze abzuschwächen, übernahm 1849 Passagen aus dem Reichstag von Kremsier in die oktroyierte Verfassung, reformierte das Beamtentum und schuf am 17. März 1849 ein provisorisches Gemeindegesetz, das die Grundprinzipien für die Gemeindegesetzgebung der folgenden Jahrzehnte enthielt und bereits die Eingemeindung der Vorstädte vorsah (eine von Stadion ins Auge gefasste weiterreichende Eingemeindung auch von Vororten scheiterte am Widerstand des Gemeinderats, der die Kosten der Infrastruktur und die Übernahme überschuldeter Gemeinden fürchtete). Ab 1849 leidend, starb er an fortschreitender Paralyse.
Nach seiner Einsegnung in der Johannes-Nepomuk-Kirche wurde er in die Familiengruft in Klenau [Klenová], Böhmen, überführt.
Literatur
- Franz Adlgasser, Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Konstitutierender Reichstag 1848-1849, Reichsrat 1861-1918. Ein biographisches Lexikon, Teilband 2: M-Z. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Band 33), S. 1193-1194
- Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
- Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs. Niederösterreichische Landesausstellung Schloss Grafenegg 1987. Band 2: 1880-1916 Glanz und Elend. Wien: Paul Gerin 1988
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [und a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975, Sp. 2725
- Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck: Tyrolia 1962, S. 379 ff.
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [und a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 14, S. 62 ff.
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt habenannt 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- Rudolph Hirsch: Franz Graf Stadion. Wien: Hügel 1861
Franz Seraph Stadion Graf Warthausen im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.