Reichstag (1848)
48° 12' 26.22" N, 16° 22' 0.56" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Reichstag (1., Michaelerplatz 1, Winterreitschule) war die im Revolutionsjahr 1848 nach der März- und Mairevolution gewählte und am 22. Juli 1848 in Wien (Winterreitschule) konstituierte erste Volksvertretung für das Kaisertum Österreich (ohne Ungarn, das einen eigenen Reichstag hatte, und ohne Lombardo-Venetien). Der Reichstag bestand aus 383 Abgeordneten, wurde am 22. Oktober 1848 nach Kremsier (Mähren) verlegt (Eröffnung am 22. November) und am 7. März 1849 aufgelöst (Neoabsolutismus).
Im Zuge der Märzrevolution sicherte Kaiser Ferdinand I. die Einführung einer Verfassung zu. Doch die am 25. April veröffentlichte Pillersdorfsche Verfassung trug starke Elemente des Ständewesens in sich und war ungenügend für die zeitgenössischen demokratischen Forderungen, worauf die Demokraten in der Mairevolution mit der Sturmpetition erneut den Aufstand probten. Die Staatsgewalt musste einem auf dem allgemeinen Wahlrecht basierenden "Konstituierenden Reichstag" übertragen werden. Diesem gehörten 383 Abgeordnete der deutschsprachigen und slawischen Kronländer des Kaisertums Österreich unter Ausschluss der ungarischen und lombardo-venetischen Vertreter an. Die Eröffnung ging am 22. Juli 1848 unter Erzherzog Johann von Österreich in der Winterreitschule vonstatten.
Die von Hans Kudlich initiierte Grundentlastung und Aufhebung der bäuerlichen Untertänigkeit war ein bedeutender Gesetzesbeschluss.
Der Reichstag bestand während der Oktoberrevolution in Form eines "Permanenten Sicherheitsausschusses" mit 20 Abgeordneten weiter. Kaiser Ferdinand I. befahl am 22. Oktober die Verlegung nach Kremsier in die Nähe des kaiserlichen Hofes in Olmütz. Am 7. März 1849 wurde der Reichstag aufgelöst.
Der (Kremsierer) Reichstag hatte erstmals in seinem Verfassungsentwurf eine Lösung für den Multinationalismus des Kaisertums Österreich bzw. Österreich-Ungarns aufgezeigt, indem alle vertretenen Völker die Forderung nach nationaler Autonomie erhoben.
Mitglieder
Liste der im Wien Geschichte Wiki verzeichneten Mitglieder des Reichstages:
Reichstagsabgeordneter | FunktionFunktion einer Person (in einer Organisation) | vonDatum (oder Jahr) des Beginns der Funktion | bisDatum (oder Jahr) des Endes der Funktion | AnmerkungAnmerkung oder Notiz. | |
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Alexander von Bach | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Isak Noa Mannheimer | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Hans Kudlich | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Josef Lasser | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Josef Goldmark | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Josef Schlegel (Montanist) | Reichstagsabgeordneter | 10 Juli 1848 | 14 November 1848 | Rücktritt wegen beruflicher Unabkömmlichkeit und mangelnder politischer Bildung | |
Joseph Alexander Helfert | Reichstagsabgeordneter | 17 Juli 1848 | 7 März 1849 | ||
Johann Philipp Freiherr von Wessenberg-Ampringen | Reichstagsabgeordneter | 4 August 1848 | 7 März 1849 | ||
Karl Friedrich Kübeck | Reichstagsabgeordneter | 27 Februar 1849 | 7 März 1849 | Reichstagsabgeordneter zu Kremsier, Nachwahl nach Rücktritt von Anton Frh. v. Doblhoff-Dier |
Literatur
- Franz Adlgasser, Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Konstitutierender Reichstag 1848-1849, Reichsrat 1861-1918. Ein biographisches Lexikon, 2 Bände. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Band 33)
- Michaela Maier (Hg.), 1848. Die vergessene Revolution. Wien: Verlag Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, S. 110.