Franz Xaver Freiherr von Pillersdorf, *1. März 1786 Brünn, Mähren (Brno, Tschechische Republik), † 22. Februar 1862 Wien, Hofkanzler.
Biografie
Entstammte einer ab Anfang des 18. Jahrhunderts in Mähren ansässigen Familie (Pillerstorff) und trat 1808 als Beamter in den k. k. Verwaltungsdienst (1811 Hofsekretär). Bereits 1815 wurde Pillersdorf Hofrat der Hofkammer (später Vizepräsident, 1832 Hofkanzler). Nach Metternichs Flucht wurde er am 20. März 1848 Minister des Inneren, arbeitete die nur für die „Erbländer" bestimmte konstitutionelle „Pillersdorfersche Verfassung" aus, die am 25. April 1848 „oktroyiert" wurde, ein Zweikammersystem (Ober- und Unterhaus) vorsah, jedoch von den Liberalen als nicht weitgehend genug abgelehnt wurde. Pillersdorf wurde am 4. Mai 1848 Ministerpräsident, musste jedoch am 8. Juli 1848 zurücktreten, weil er sowohl das Vertrauen des Hofs als auch jenes der Exponenten der Revolution verloren hatte. Bis zu dessen Auflösung blieb er Mitglied des Reichstags. Er schrieb „Rückblicke auf die politische Bewegung in Österreich 1848/1849" (1849). Ehrenbürger der Stadt Wien (20. April 1843) für seine Amtsführung als Hofkanzler.
Pillersdorf wurde am Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof bestattet. Sein Grabmal ist erhalten im Gräberhain Waldmüllerpark, Grabmal Nummer 19.
Siehe auch: Pillersdorfgasse.
Quellen
Literatur
- Franz Adlgasser: Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Konstitutierender Reichstag 1848-1849, Reichsrat 1861-1918. Ein biographisches Lexikon, Teilband 2: M-Z. Wien: Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, 33), S. 920-921
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 40
- Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, N.F. 1), S. 463
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Allgemeine Deutsche Biographie. Band 26. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
- Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 22: Pergen–Podhradszky und Nachträge (III. Folge). Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1870
Franz Xaver von Pillersdorf im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.