Friedrich Uhl
Friedrich Uhl, * 14. Mai 1825 Teschen, Schlesien, † 20. Jänner 1906 Mondsee, Oberösterreich, Schriftsteller, Journalist, Redakteur.
Biografie
Friedrich Uhl wurde am 14. Mai 1825 in Teschen geboren. Sein Vater war Verwalter der schlesischen Güter des Erzherzogs Karl von Österreich-Teschen und soll später Schauspieler geworden sein. Nach dem Besuch der Gymnasien in Teschen und Troppau ging Friedrich Uhl nach Wien und absolvierte von 1842 bis 1844 das philosophische Grundstudium. Danach arbeitete er daran, sich im schriftstellerischen und journalistischen Bereich einen Namen zu machen.
Seine ersten gedruckten Texte sind in den von Ludwig August Frankl herausgegebenen "Sonntagsblättern" zu finden. 1847 erschien sein Buchdebüt "Märchen aus dem Weichselthale", gefolgt von dem Buch "Aus dem Banate". Uhl wandte sich verstärkt der politischen Publizistik zu, trat für Pressefreiheit ein und diente im Revolutionsjahr 1848 als Korporal in der Wiener Nationalgarde im Schottenviertel. Im selben Zug wie Goethes Enkel Walther von Goethe, verfasste er für seine Einheit das "Lied der fünften Kompagnie", das mit den Versen beginnt: "Uns gilt, uns gilt / Ein jeder Mann stets gleich – / Sei’s Christ, sei’s Jud, / Sei arm er, oder reich."
Das 1851 in Leipzig erschienene Werk "An der Theiss. Stillleben", in dem Uhl seine Eindrücke eines längeren Ungarn-Aufenthalts noch vor der Revolution festhielt, machte ihn über Wien hinaus bekannt. Er belieferte verschiedene Periodika, darunter das "Fremdenblatt", mit seinen Artikeln und wurde schließlich Mitte der 1850er-Jahre Redakteur der "Presse". Dort hatte er die Referate für bildende Kunst und Theaterkritik inne und etablierte sich mit seiner "Wiener Chronik" als einer der wichtigsten Wiener Feuilletonisten der Zeit mit stilprägender Wirkung. 1861 war er Paris-Korrespondent der "Presse" und berichtete in dieser Zeit unter dem Feuilleton-Titel "Reisebriefe".
1861 freundete sich Friedrich Uhl mit dem damaligen Regierungschef Anton von Schmerling an und war von 1862 bis 1865 Herausgeber und Chefredakteur der Tageszeitung "Der Botschafter", die die Politik Schmerlings unterstützend flankierte. Danach arbeitete er als Kriegsberichterstatter der "Neuen Freien Presse", hielt sich einige Zeit in Paris auf und gehörte ab Mai 1870 der Zentralkommission zur Wiener Weltausstellung 1873 an. Im Oktober 1872 übernahm er die Chefredaktion der "Wiener Zeitung", in der in den folgenden drei Jahrzehnten unzählige Feuilletons Uhls besonders zu kulturellen und wirtschaftlichen Themen zu lesen waren. Im Jahr 1900 auf Betreiben des Thronfolgers Franz Ferdinand von Österreich-Este abgesetzt, schrieb er für das Blatt bis 1904 Theater- und Opernkritiken.
Neben seiner journalistischen Tätigkeit verfasste Uhl vier Romane. Vor allem das 1878 erschienene Werk "Das Haus Fragstein" wurde als damals längst fälliger Wien-Roman begrüßt, der dem qualitativen Vergleich mit den Großstadtromanen der englischen und französischen Literatur standhielt. Seine posthum veröffentlichten Memoiren "Aus meinem Leben" (1908) sind mit den Kapiteln "Wien und die Wiener", "Wiener Theater", "Die Gesellschaft Wiens" auf die zentrale Wirkungsstätte Uhls konzentriert, darüber hinaus blickt er darin auf seine freundschaftlichen Beziehungen zu Anton von Schmerling zurück.
Friedrich Uhl war seit 1863 mit Marie, geborene Reischl, verheiratet; das Ehepaar hatte zwei Töchter: Marie Uhl, Frau des Bildhauers Rudolf Weyr, und Frida Uhl, die kurze Zeit mit dem norwegischen Schriftsteller August Strindberg verheiratet war und einen Sohn mit Frank Wedekind hatte.
Zu seinen späteren Lebzeiten war Uhl nicht nur als kauziges Exemplar eines alten Wiener Hofrats stadtbekannt, sondern auch als Sammler von altertümlichen Gegenständen. Seine Villa im oberösterreichischen Mondsee hatte er zu einem Privatmuseum gestaltet. Nach seinem Tod wurde die "Sammlung Hofrat Friedrich Uhl †" im Dezember 1906 im Dorotheum, Wien, versteigert. Der dazugehörige Katalog verzeichnet 1.048 Nummern, darunter Möbel, kunstgewerbliche Gegenstände und rund 70 Ölgemälde, u. a. von Friedrich Amerling, Josef Danhauser oder Peter Fendi.
Die Wienbibliothek im Rathaus besitzt einen "Teilnachlass Friedrich Uhl" genannten Bestand, der sich aus 110 Inventarnummern, davon 33 Briefe von Maximilian von Gagern, zusammensetzt.
Quellen
Werke
- Friedrich Uhl: Märchen aus dem Weichselthale, mit Federzeichnungen von A. Kaiser, N. von Strzegocki und M. von Zichy. Wien: Mörschner's Witwe & W. Bianchi / Leipzig: Wigand 1847
- Friedrich Uhl: Aus dem Banate. Leipzig: Weber 1848
- Friedrich Uhl: An der Theiss. Stillleben. Leipzig: Brockhaus 1851
- Friedrich Uhl: Die Theaterprinzessin. Roman. 3 Bde. Wien: Gerold 1863
- Friedrich Uhl: Das Haus Fragstein. Roman. Wien: Manz 1878
- Friedrich Uhl: Die Botschafterin. Roman. 2 Bde. Berlin: Gebrüder Paetel 1880
- Friedrich Uhl: Farbenrausch. Roman. 2 Bde. Berlin: Gebrüder Paetel 1887
- Friedrich Uhl: Aus meinem Leben. Stuttgart / Berlin: Cotta 1908
Literatur
- Edwin Rollet: Ein alter Hofrat. Zum 50. Geburtstag Friedrich Uhls. In: Neues Österreich vom 20. Jänner 1956, S. 3
- Sammlung Hofrat Friedrich Uhl †. [Katalog zur Ausstellung vom 27. November bis 3. Dezember und Auktion vom 3. bis 7. Dezember]. Wien: Dorotheum [1906]
- Ferdinand von Saar: Ein Roman aus Östreich. "Das Haus Fragstein". Roman von Friedrich Uhl. Wien 1878. Manz. In: Ferdinand von Saars sämtliche Werke in zwölf Bänden. Im Auftrage des Wiener Zweigvereins der Deutschen Schillerstiftung mit einer Biographie des Dichters von Anton Bettelheim. Hg. von Jakob Minor. Band 12. Leipzig: Hesse [1908], S. 152–159