Karl von Österreich-Teschen
Carl (Karl) Ludwig Johann Laurenz, Erzherzog von Österreich, * 5. September 1771 Florenz, † 30. April 1847 Stadt 1160 (1, Augustinerbastei 6 Albrechtspalais; Kapuzinergruft), Heerführer, Sohn Großherzog Peter Leopolds von Toskana (Kaiser Leopold II.) und dessen dritter Gattin Maria Ludovica (1787-1816; Tochter König Karls III. von Spanien), wohnhaft (Erwerbung 1820) 1, Seilerstätte 30 (Annagasse 20, Krugerstraße 19; siehe Erzherzog-Carl-Palais), ab 1822 (nach dem am 10. Februar 1822 erfolgten Tod von Herzog Albert von Sachsen-Teschen) Albrechtspalais (1; siehe Albertina), Gattin (17. September 1815 Weilburg an der Lahn) Henriette von Nassau-Weilburg.
Biografie
Carl wurde 1790 von seiner Tante Erzherzogin Marie Christine, Statthalterin der Niederlande, als Pflegesohn aufgenommen. Am 20. April 1792, wenige Monate nach seinem Eintreffen in Brüssel (1. Oktober 1791), erklärte Frankreich den Krieg. Carl befehligte als Generalgouverneur der Niederlande den Frühjahrsfeldzug 1793 (als Generalmajor) gegen die Franzosen; im April konnte er zwar wieder seinen Einzug in Brüssel halten, 1794 brach jedoch die habsburgische Herrschaft in Belgien trotz allem zusammen.
1796 wurde Carl Feldmarschall und übernahm das Kommando über die österreichische Rheinarmee (Schlacht bei Würzburg 1796). 1799 (Zweiter Koalitionskrieg) führte er die Armee in Deutschland. 1801 wurde er Generalissimus und Präsident des Hofkriegsrats; er initiierte eine grundlegende Heeresreform (Dienstreglement, Schulung des Generalquartiermeisterstabs, Reorganisation des Hofkriegsrats, Errichtung des Kriegsarchivs).
Seinen bleibenden Ruhm fixierte Carl 1809, als er in der Schlacht bei Aspern am 21. und 22. Mai zum ersten Mal in offener Feldschlacht Napoleon besiegte. Als er nach der Schlacht bei Wagram gegen den Willen des Kaisers in Waffenstillstandsverhandlungen eintrat, musste er als Oberkommandierender demissionieren.
Die Bedeutung Carls liegt neben seinen rein militärischen Erfolgen auch darin, dass er als Theoretiker und Praktiker der Kriegskunst sowie als politischer Denker Wesentliches geleistet hat. Zu seinem Bruder (Franz II. beziehungsweise [ab 1804] I.), zu Metternich und zu Kolowrat hatte Carl kein sonderlich gutes Verhältnis.
Ritter des Goldenen Vlieses, Besitzer zahlreicher in- und ausländischer Orden, Inhaber des Infanterieregiments Nummer 3 sowie des Ulanenregiments Nummer 3. Später zog sich Carl aus dem öffentlichen Leben zurück. Seinen Wiener Sommersitz hatte er in Wien 3., Salmgasse 6. Siehe auch Erzherzog-Carl-Denkmal (1), Erzherzog-Carl-Denkmal (3), Erzherzog-Karl-Straße, Erzherzog-Karl-Platz (2).
Literatur
- Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 14. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1960
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Manfried Rauchensteiner: Erzherzog Karl. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 392 ff.
- Manfried Rauchensteiner: Kaiser Franz und Erzherzog Carl. Dynastie und Heerwesen in Österreich 1796 - 1809. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1972
- Hugo Hantsch (Hg.): Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck / Wien / München: Tyrolia-Verlag 1962, S. 313 ff.
- Gerda Mraz / Gottfried Mraz: Österreichische Profile: Maximilian I., Wallenstein, Prinz Eugen, Maria Theresia, Kaunitz, Franz II., Erzherzog Carl, Metternich, Radetzky, Franz Joseph I. Königstein / Wien: Athenäum 1981, S. 121 ff.
- Helmut Hertenberger / Franz Wiltschek: Erzherzog Karl. Der Sieger von Aspern. Graz / Wien [u.a.]: Verlag Styria 1983
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 344
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 79 f.