Gebäude zwischen Salzgries und Franz-Josephs Kai
Die Gebäude zwischen Salzgries und Franz-Josefs-Kai wurden zwischen 1860 und 1876 allesamt vom Wiener Stadterweiterungsfonds erworben und infolge abgebrochen.
Haus Stadt 196 und Haus Stadt 197
Gleich neben dem Neutor war stadtseits die Militär- später Torwachstube angebaut (Stadt 196). (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 336 [1770-1795])
Anschließend darauf wohnte der Scharfrichter mit seinen Freiknechten (Haus Stadt 197). Im Bastei-Urbar ist das Haus als "das Gnaden Stockhaus" bezeichnet. 1850 kam es an die Gemeinde Wien, 1868 an den Stadterweiterungsfonds, worauf es abgebrochen wurde.(Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 337 [1770-1795])
Haus Stadt 198
Nun folgten, in der Häuserfront etwas zurücktretende, Kasematten und wieder vorspringend, das Haus "zum heiligen Martin" (Stadt 198), das ursprünglich zum Militär (Regiments-) Stockhaus gehörte, aber mit k.k. Resulution vom 26. Juli 1747 dem gewesenen Regimentsprofoßen Johann Michael Auer zur freien Disposition überlassen worden war. Über seine Bitte wurde er 1751 gemeinsam mit seiner Frau Anna Maria an die Gewer des Hauses geschrieben. Nach vielfachem Besitzerwechsel wurde das Haus aufgrund einer rechtskräftigen Entscheidung der niederösterreichischen Statthalterei (vom 26. April 1860) zur Demolierung bestimmt. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 329 [1770-1795])
Haus Stadt 199
Das letzte Haus in dieser Reihe war das Militärgarnisons- oder Regimentsstockhaus (Stadt 199), das mit seinen schwervergitterten Fenstern und vorspringenden Holzverkleidungen von düsterem und unheimlichem Aussehen war. Für das Jahr 1851 gibt das Bastei-Urbar als Eigentümer das k.k. Militär Ärar an. 1876 war es bereits abgebrochen (wohl schon wesentlich früher). (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 339 [1770-1795])
Haus Stadt 195
Auf der gegenüberliegenden Seite schloss an den Eingang des Neutores ein niedriges, einstöckiges Haus an (Stadt 195) das den Schildnamen "Zum neuen Tor" trug und vormals ein der Stadt Wien gehöriges Amtshaus war. Infolge hohen Auftrages wurde es am 22. Dezember 1832 öffentlich feilgeboten und von Rudolf Edelmayer erstanden. Dieser musste sich verpflichten, die fortifikatorische Walleinfassungsmauer, an die sich das Haus anlehnte, auf keine Art zu schwächen und wenn Änderung oder Reparatur nötig wären oder die Mauer auf Grund Allerhöchsten Beschlusses gänzlich abgetragen werden sollte, er alle seinem Hause daraus entstehenden Nachteile selbst zu tragen habe, ohne hierfür eine Entschädigung beanspruchen zu können. Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde das Haus 1871 an den Wiener Stadterweiterungsfonds verkauft und danach abgebrochen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 335 [1770-1795])
An dieses Haus reihten sich vier bescheidene Bürgerhäuser (alt Stadt 194, 193, 192 und 191).
Haus Stadt 194
Das Gebäude tritt erstmals 1695 als "Penzischees Haus beim Neuen Tor" in Erscheinung. Es erhielt sechs Wohnungen, jede aus einer Stube, einer Kammer und einer "Kuchl". Außerdem gehörte noch eine Holzhütte dazu.
1872 wurde das Haus von dem Wiener Stadterweiterungsfonds erworben und in Folge abgebrochen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 334 [1770-1795])
Haus Stadt 193
Das Haus bestand aus einer Stube, einer Kammer, einer "Kuchl" und einem Boden.
Dieses Soldatenquartierhäusl gehörte zu einem Stadthaus auf dem Judenplatz (alt Haus Stadt 343, neu Nummer 8). 1871 wurde es vom Wiener Stadterweiterungsfonds gekauft und sodann abgebrochen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 333 [1770-1795])
Haus Stadt 192
Haus Stadt 192 bestand aus einer Stube, zwei "Kammerln", einer "Kuchl" und Boden.
Dieses Soldatenquartierhäusl gehörte zu einem Stadthaus in der Landskrongasse (alt Stadt 548, neu Nummer 1/3). 1872 erwarb der Wiener Stadterweiterungsfonds das Haus und lies es abtragen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 332 [1770-1795])
Haus Stadt 191
Das Gebäude besaß zu ebener Erde eine Stube, eine "Hutterer Werkstatt", ein "Kucherl" und oben eine Stube, eine "Kuchl" und Boden, daneben eine Holzhütte.
1719 wurde dem Regimentsprofoßen Leutnant Michael Auer gestattet, an einer Stelle einer bereits bestandenen Holzhütte hinter dem neuen Tor ein Häusel zu bauen. 1872 wurde es vom Wiener Stadterweiterungsfonds erworben, der das Haus abbrechen ließ. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 331 [1770-1795])
An diese Häuser schlossen in rechtem Winkel zum inneren Neutor abbiegend, zwei weitere Häuser an:
Haus Stadt 190
Laut Geweranschreibung vom Jahr 1701 wurde dem Korporal der Stadtguardia Leibkompagnie Christof Gnadendorffer bewilligt, auf der Münich-Bastei ein Häusl zu erbauen, bestehend zu ebener Erde aus einer Stube, einem "Kammerl" und einer "Kuchl", oben das Gleiche und unten ein Boden. 1872 kaufte der Wiener Stadterweiterungsfonds das Haus und ließ es abbrechen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 330 [1770-1795])
Haus Stadt 189
Hier standen ursprünglich zwei Häuser:
Haus A
Haus A bestand aus einer Stube, "Kuchl" und Boden.
Erstmals 1685 als Soldatenquartierhäusel erwähnt, das zu einem Stadthaus im Ratgässl gehörte (Alt Stadt 488, neu Rotgasse 3). 1872 kam das Gebäude zum Stadterweiterungsfonds und wurde danach abgebrochen.
Haus B
1695 wurde dem Musketier und Commisfleischhacker der Stadtguardia Leibkompagnie Simon Mayr bewilligt, ein Basteihäusl beim Neuen Tor zu bauen, das aus einer Stube, einer Kammer, einer "Kuchl", einer Fleischbank, etlichen Gewölben und einem "Höfel" bestehen sollte. Nachdem Haus A und Haus B in eines verbaut worden waren kam es 1872 zum Wiener Stadterweiterungsfonds und wurde abgebrochen. Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 329 [1770-1795])
Auf der Neutorbastei selbst standen – mit freiem Ausblick über die Kurtine hinweg drei Häuser (alt Stadt 1170, 1171 und 1172), das mittlere mit einem schönen verglasten Balkon. (Siehe: Detail Detail Nagel-Plan
Haus Stadt 1170
1697 empfingen der Musketier der Stadtguardia Leibkompagnie Oswald Rafner und dessen Frau Dorothea Nutz und Gewer eines neuerbauten Basteihäusls auf der Kurtine, die lange Wand genannt, das ebenerdig eine Stube, eine Tischlerwerkstatt und eine Kuchl, im obern Stock eine Stube eine Kammer, eine "Kuchl" und den Boden in sich schloss. Außerdem gehörte dazu noch ein halbes "Hüttl" und ein "Gärtl". 1860 wurde es vom Stadterweiterungsfonds erworben und dann abgebrochen. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 1234 [1770-1795])
Das Haus ist in der Skandalchronik der Stadt durch den Mord des Magistratskanzlisten Franz von Zahlheim an seiner Verwandten, Josefa Ambrokin, einer ältlichen Kammerjungfern übel verzeichnet. Diese hatte einiges Vermögen besessen und den Liebeswerbungen Zahlheims, der sich in misslichen Vermögensverhältnissen befand, Glauben geschenkt, umso mehr als dieser ihr die Ehe versprach. Am 29. Jänner 1786 lud er sie in seine Wohnung ein, lockte sie dort auf den Boden, wo er sie meuchlings überfiel und durch viele Messerstiche ermordete. Er ging dann in ihre Wohnung, wo er das Geld der Ermordeten an sich nahm. Da er nicht in der Lage war, den Leichnam fortzugschaffen folgte der Tat sehr bald die Entdeckung und Zahlheim wurde verhaftet. Zum Tode verurteilt, wurde er am folgenden 10. März gerädert. Eine bei dieser Gelegenheit erschienene Broschüre wendete sich dabei heftig gegen die Sensationslust gewisser Kreise. Dort heißt es "der Zug zum Rabenstein glich mehr einem Eselsritt als einem Auftritt der ernsten Gerechtigkeit. Unsere jungen Kavaliere ritten vor dem Henkerswagen her und machten mit einem spanischen Rohr Platz. Auch sogar Damen tummelten ihre Engländer wacher herum... ". Es war dies das einzige Todesurteil, welches unter Joseph II. in Wien vollstreckt wurde.
Haus Stadt 1171
Augustin Erdl, Wirt beim goldenen Greif in der Kärntner Straße (alt Stadt 967, neu 29, später Hotel Erzherzog Karl) wurde 1703 die bitte bewilligt zwecks Befreiung seines Stadthauses von der Hofquartierspflicht auf der Neuen Torbastei neben dem Regimetsprofoßen ein Quartier für die Graf Rappachsche Kompanie zu erbauen. Die Erben Erdls verkauften das aus einer Stube, einer Kuchl und dem Boden bestehende Haus am 30. September 1772. 1860 wurde das Haus expropiert und zur Demolierung bestimmt. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 1233 [1770-1795])
Haus Stadt 1172
Mathias Stögmayer und dessen Frau emfingen Nutz und Gewer des Grundes "ober dem Neuen Tor gelegen", auf welchem Grund ihnen laut Bericht des Ober– und Unterkammeramtes vom 13. September 1766 gestattet worden war, auf eigene Gefahr ein Haus zu bauen, doch war unter anderen Baubestimmungen die Bedingung daran geknüpft, dass die Stiege bis unter das Dach aus Stein oder Mauerwerk verfertigt sein müsse. 1860 wurde das Haus vom Stadterweiterungsfonds erworben und noch im gleichen Jahr die Grundbucheinlage kassiert, das heißt, dass der Abbruch des Hauses wohl noch in diesem Jahr erfolgt war. (Siehe: Detail Nagel-Plan, Konskriptionsnummer: 1232 [1770-1795])
Es ist nicht gut möglich, die vorgenannten Häuser mit den gegenwärtig dort stehenden zu identifizieren, da ja der Aufbau des Raumes nördlich des Salzgrieses einschließlich der dort neu angelegten Straßenzüge nach 1860 auf Grund vollständig neuer Planung ohne Rücksicht auf bisherige Bautem, beziehungsweise Parzellen geschah. Es ist ihre Lage daher nur beiläufig bestimmbar. Der von dieser Häusergruppe beansprucht gewesene Raum könnte ungefähr einerseits mit der Winkelstellung Werdertor– und Gonzagagasse begrenzt werden, andererseits dürfte er noch etwa das südwstliche Viertel des heutigen Rudolfsplatzes eingenommen haben.
Siehe auch: Militärstabstockhaus, Stabsstockhaus.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 906-921