Gustav Steinbauer

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Steinbauer, Gustav
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. iur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  61526
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. Mai 1889
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 14. April 1961
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Rechtsanwalt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Christlichsoziale Partei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Karl-von-Vogelsang-Institut
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  19. April 1961
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neustifter Friedhof
Grabstelle Gruppe 7, Reihe 8, Nummer 1

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vizebürgermeister der Stadt Mistelbach (1929 bis 1938)
  • Bürgermeister der Stadt Mistelbach (1938 bis 1938)
  • Obmann der "Wiener Rechtsanwälte" (1954 bis 1961)

Gustav Steinbauer, * 30. Mai 1889 Wien, † 14. April 1961 Wien, Rechtsanwalt.

Biografie

Gustav Steinbauer ist der Sohn eines Bankangestellten und einer Sängerin und wuchs in Wien-Leopoldstadt auf. Er besuchte das Jesuitenkollegium in Kalksburg, wo er maturierte. Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1913 zum Dr. iur. Er trat in eine Innsbrucker Anwaltskanzlei ein, wurde 1917 aber zum Kriegsdienst eingezogen, wo er an der Isonzofront zum Einsatz kam. Bei Kriegsende musterte er als Leutnant aus.

Nach dem Ersten Weltkrieg war Steinbauer zunächst bei der Hauptanstalt für Sachdemobilisierung tätig, deren Aufgabe es war, das Sachvermögen der ehemaligen k. u. k. Armee abzuwickeln. 1921 erhielt er die Zulassung als selbständiger Rechtsanwalt und eröffnete im Jahr darauf eine Kanzlei in Wien. Wegen des zu großen Angebots an Rechtsanwälten in der Bundeshauptstadt übersiedelte er 1927 nach Mistelbach, wo er sich im Rahmen der Christlichsozialen Partei kommunalpolitisch engagierte. 1929 avancierte er zum Vizebürgermeister und 1938 kurzfristig zum Bürgermeister der Stadt im Weinviertel. Er unterhielt enge Kontakte zu Bundespräsident Wilhelm Miklas und Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, die wie er Mitglieder katholischer Studentenverbindungen im Österreichischen Cartellverband (ÖCV) waren. Auch im Vereinsleben Mistelbachs war der Jurist sehr engagiert.

Nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 wurde Steinbauer aus seinem Amt entfernt und kam in sechswöchige Polizeihaft. Im Mai des Jahres kehrte er mit seiner Familie nach Wien zurück, wo ihm die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen wurde und er unter Beobachtung der Gestapo stand. Er konnte als Konzipient in einer Anwaltskanzlei mitarbeiten und wurde - zunächst als "wehrunwürdig" eingestuft - im letzten Kriegsjahr zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wo er zu Kriegsende in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet.

Ab 1945 konnte der Jurist wieder selbständig als Rechtsanwalt wirken und war als Pflichtverteidiger von Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien tätig. Aus einer von der Rechtsanwaltskammer vorgelegten Liste wählte ihn das Nürnberger Militärtribunal zum Pflichtverteidiger des wegen Kriegsverbrechen angeklagten ehemaligen Reichsstatthalters für die "Ostmark" und Reichskommissars der besetzten Niederlande, Arthur Seyß-Inquart, aus. Seine Erfahrungen im Nürnberger Prozess 1945/1946 hielt Steinbauer in dem 1950 erschienenen Buch "Ich war Verteidiger in Nürnberg. Ein Dokumentenbeitrag zum Kampf um Österreich" fest. Später agierte er auch als Pflichtverteidiger des österreichischen KZ-Arztes Wilhelm Beiglböck, der in Dachau Versuche an Roma und Sinti durchgeführt hatte.

Steinbauer engagierte sich von 1954 bis 1961 als Obmann der Interessenvereinigung "Wiener Rechtsanwälte" und verstarb 1961 in Wien. Sein Sohn ist der spätere ÖVP-Politiker und Verleger Heribert Steinbauer. Akten des Rechtanwalts zum "Nürnberger Ärzteprozess" befinden sich im Archiv des Karl-von-Vogelsang-Instituts.

Literatur

  • Gustav Steinbauer: Ich war Verteidiger in Nürnberg. Ein Dokumentenbeitrag zum Kampf um Österreich. Klagenfurt: Kaiser 1950
  • Johannes Schönner: Beklemmendes Fundstück: Braune Geschichte im schwarzen Archiv. In: Die Presse, 30.07.2011

Weblinks