Henriette (Judith) von Pereira-Arnstein, * 29. November 1780 Berlin, † 13. Mai 1859 Wien, Musikerin, Salonière.
Biografie
Die Tochter des Bankiers Nathan Adam Arnsteiner und seiner Gattin Fanny kam während eines Besuches ihrer Mutter bei deren Eltern in Berlin auf die Welt. Sie blieb ein Einzelkind.
Das künstlerisch begabte Mädchen genoss eine standesgemäße Erziehung. Muzio Clementi und Andreas Johann Streicher gaben ihr Klavierunterricht. In seinen letzten Lebensjahren zählte auch Joseph Haydn zu Henriette Arnsteins Bekannten. 1802 heiratete Henriette Arnstein den Bankier Heinrich von Pereira. Das Paar bekam vier Kinder, darunter Sohn Ludwig (geboren 1803) und Tochter Florentine (geboren 1814). Ihre Kinder ließen sie katholisch taufen.
In Ermangelung männlicher Nachkommen wurde Heinrich von Pereira am 6. Mai 1810 von seinem Schwiegervater adoptiert. Im selben Jahr konvertierten Henriette und Heinrich Pereira-Arnstein zum Katholizismus.
In der Tradition ihrer Mutter pflegte auch Henriette von Pereira-Arnstein einen Salon, doch während Fanny Arnsteins Haus während des Wiener Kongresses auch ein Treffpunkt von Politik und Diplomatie war, verkehrten bei ihr vor allem Kunstschaffende. Sie veranstaltete jeden Freitag Soireen, zu deren Gästen unter anderem Ludwig van Beethoven, Felix Mendelsohn Bartholdy, Clemens von Brentano, Franz Grillparzer, Moritz von Schwind, Friedrich von Amerling und Moritz Michael Daffinger zählten und bei denen sie selbst als Pianistin auftrat. In ihrem Salon musizierte sie mehrmals mit Magdalena von Kurzböck, die als eine der besten Pianistinnen ihrer Zeit galt. Eine besondere Freundschaft verband Henriette von Pereira-Arnstein mit dem Dichter Theodor Körner. Er widmete ihr den Liedzyklus "Leier und Schwert".
Henriette von Pereira-Arnstein engagierte sich auch karitativ. So war sie Patronin des Marienspitals in Baden. Von ihren Eltern hatte sie ein Schloss im Vorort Braunhirschengrund geerbt. Teile der Liegenschaft verpachtete sie an den Gastronomen Carl Schwender, der hier ein beliebtes Vergnügungslokal aufbaute und den Grund schließlich erwarb. Ein anderer Teil der Liegenschaft wurde für den Bau der Westbahn benötigt. Reste des ehemaligen Schlossparks bilden heute den Henriettenplatz, der in den 1860er-Jahren nach der Salonière benannt wurde.
Literatur
- Helga Peham: Die Saloniéren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution. Wien [u. a.]: Styria 2013
- Eva Geber / Sonja Rotter / Marietta Schneider [Hrsg.]: Die Frauen Wiens. Ein Stadtbuch für Fanny, Frances und Francesca. Wien: Verl. der Apfel 1992
- Hanns Jäger-Sunstenau: Wappen, Stammbaum und kein Ende. Ausgewählte Aufsätze aus vier Jahrzehnten. Wien [u.a.]: Böhlau 1986, S. 170 f.