Hermann Jellinek

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Porträt von Hermann Jellinek
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Jellinek, Hermann
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  19206
GNDGemeindsame Normdatei 117614874
Wikidata Q1611655
GeburtsdatumDatum der Geburt 22. Jänner 1822
GeburtsortOrt der Geburt Drslawitz, Mähren
SterbedatumSterbedatum 23. November 1848
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schriftsteller, Journalist, Philosoph
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird Revolution 1848
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Revolution 1848, Langes 19. Jahrhundert, Währinger Park, Robert-Blum-Gedenkstein
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 13.11.2023 durch WIEN1.lanm08pil
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Währinger Allgemeiner Friedhof
Grabstelle
BildnameName des Bildes Hermann Jellinek.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Porträt von Hermann Jellinek

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Hermann Jellinek, * 22. Jänner 1822 Drslawitz, Mähren (Drslavice, Tschechische Republik), † 23. November 1848 Wien (Hinrichtung), Philosoph, Schriftsteller, Journalist.

Biografie

Herkunft und Ausbildung

Hermann Jellinek war der Sohn des jüdischen Händlers Isak Löw Jellinek und dessen Frau Sara; sein älterer Bruder war der Rabbiner Adolf Jellinek. Er wuchs zunächst in seinem mährischen Geburtsort auf und erhielt im nahe gelegenen Ungarisch-Brod (heute: Uherský Brod, Tschechische Republik) eine schulische Ausbildung. Mit seinem Bruder Adolf besuchte er eine Talmudschule in Proßnitz (heute: Prostějov, Tschechische Republik), in der er auch Sprachen erlernte und jüdische Reformbestrebungen kennenlernte. 1838 ging er nach Prag, wo er sich insbesondere dem Studium der deutschen Philosophie widmete.

Jellinek als Publizist

1842 wechselte Jellinek an die Universität Leipzig, das Zentrum der oppositionellen Vordenker im deutschen Vormärz. Hier radikalisierte sich sein Denken, was ihn von seinem Bruder entfremdete. Er befasste sich mit den Philosophen Hegel und Feuerbach, Naturwissenschaften und Volkswirtschaft. In einem ersten publizistischen Beitrag in der jüdischen Kulturzeitschrift "Der Orient" positionierte er sich als grundsätzlicher Religionskritiker und Gegner jeder Theologie. Anlässlich einer Leibniz-Feier an der Universität polemisierte er gegen dessen Philosophie als "knechtische Anschauungen" und "Charakterlosigkeit". Ab 1846/1847 engagierte sich Jellinek auch politisch immer stärker und kritisierte liberale Strömungen, die ihm zu wenig radikal waren. Diese Kritik galt auch dem späteren Revolutionär Robert Blum.

Bald nach Abschluss seiner Studien mit der Promotion zum Doktor der Philosophie wurde Hermann Jellinek 1847 aus dem Königreich Sachsen verwiesen. Er reagierte mit dem spöttischen Pamphlet "Das Denunciationssystem des Sächsischen Liberalismus und das kritisch-nihilistische System Hermann Jellineks" und ging nach Berlin. Als er dort nach kurzer Zeit ebenfalls wegen der Radikalität seiner Publizistik ausgewiesen wurde, verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien, wo er zu einem der publizistischen Vorkämpfer der Revolution von 1848 wurde.

Jellineks Wirken in der Revolution 1848

Er verfasste zunächst Leitartikel für die eher gemäßigte "Allgemeine österreichische Zeitung", in denen er etwa die Habsburger vehement angriff, und ging bald auch eine Zusammenarbeit mit Alfred Julius Becher in dessen Zeitschrift "Der Radikale" ein. Der politisierende Philosoph forderte eine Lösung der sozialen Probleme ("Arbeiterfrage") sowie eine "Zertrümmerung der Privilegien des Besitzes" durch ein "soziales Wahlgesetz" ein. Daneben publizierte er 1848 die Kampfschriften "Kritischer Sprechsaal für die Hauptfragen der österreichischen Politik" und "Kritische Geschichte der Wiener Revolution vom 13. März bis zum constituirenden Reichstag".

Nach der Einnahme Wiens durch die Truppen des Fürsten Alfred I. zu Windisch-Graetz im Oktober 1848 wurde Jellinek, der die Gelegenheit zur Flucht nicht wahrgenommen hatte, am 4. November festgenommen und gemeinsam mit Becher am 20. November zum Tod verurteilt. Auch während seines Prozesses soll der "Doktor der Revolution" das Gericht mit Polemiken provoziert haben. Er wurde am 23. November desselben Jahres kriegsrechtlich im Stadtgraben beim Neutor erschossen.

Die Hinrichtungsstätte von Hermann Jellinek im Stadtgraben

Literatur

  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. Band 50. Leipzig: Duncker & Humblot 1905, S. 649–650
  • Gabriella Hauch: "Wir hätten ja gern die ganze Welt beglückt". Politik und Geschlecht im demokratischen Milieu 1848/49. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 9/4 (1998), S. 471–495
  • Wolfgang Häusler: "Angriff des Volkes". In: Die Presse, 14.11.1998
  • Wolfgang Häusler: Die Revolution von 1848 und die österreichischen Juden. Eine Dokumentation. In: Studia Judaica Austriaca 1 (1974), S. 5–63
  • Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 3. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1965, S. 102
  • Klaus Kempter: Hermann Jellinek. Lehrjahre eines Revolutionärs (1846–1848). Dokumente zur sozialen Lage der vormärzlichen junghegelianischen Intelligenz. In: Wiener Geschichtsblätter 53 (1998), Heft 3, S. 182–195
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 10: Jablonowski–Karolina. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1863, S. 157–160

Weblinks