Hermes Schallautzer
Hermes Schallautzer, * 1503 Wien, † 21. März 1561 Wien, Bürgermeister, Festungsbaumeister.
Biografie
Er war der Sohn des Bartholomäus Schallautzer († 1512) und dessen Gattin Kunigunde Radauner, entstammte einer politisch und wirtschaftlich bedeutenden Wiener Familie. Einer seiner Urgroßväter war der Großkaufmann und Bürgermeister Andre Hiltprant von Meran, mit den Familien der Bürgermeister Martin Siebenbürger, Pernfuß und Kirchhofer war er verwandt. Der Humanist Wolfgang Lazius war sein Neffe. Schallautzer kam 1532 in den Stadtrat, war 1538/1539 Bürgermeister und 1540 bis 1543 Stadtrichter.
Unmittelbar nach der Türkenbelagerung von 1529 wird Schallautzer immer wieder in Verbindung mit den Befestigungsbauten genannt. An den Planungen (man begann auf Befehl König Ferdinands I. bereits 1532 mit dem Bau der Basteien) war zwar Leonard Colonna von Völs (Stadtkommandant 1541 bis 1553) maßgeblich beteiligt, die eigentliche Bauleitung übertrug Ferdinand jedoch am 16. März 1546 dem ein Jahr zuvor zum königlichen Rat ernannten Schallautzer, der nunmehr (bis 1561) die Funktion eines Bausuperintendenten der landesfürstlichen Gebäude ausübte. 1546 wurde Schallautzer von Ferdinand auch mit dem Neubau des Arsenals betraut, das in der Gegend der heutigen 1., Renngasse entstehen sollte (das "alte" Arsenal, auf einer Donauinsel nahe der heutigen Augartenbrücke gelegen, war offenbar von den Türken zerstört worden). Am 13. Jänner 1548 erhielt Schallautzer den Auftrag, vor dem alten Kärntnertor die neue Kärntnerbastion zu errichten. Am selben Tag erstattete Schallautzer an den Herrscher einen Bericht, in dem eine Entscheidung über die vielfach vom Einsturz bedrohte Schottenbastei erbeten wurde. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Schallautzer zu dieser Zeit auch August Hirschvogel bei seiner Planverfassung förderte. Unmittelbar mit den Arbeiten an der Kärntnerbastei standen Veränderungen an der Löwelbastei im Zusammenhang. Unter seiner Leitung wurde 1551 die Wasserkunstbastei, 1552 das erneuerte Kärntnertor, 1555 die Braunbastei und 1561 die Elendbastei fertiggestellt.
Einige Jahre später gehörte dann Schallautzer als Leiter der Kommission an, die ein Gutachten über die Baugebrechen der Augustinerbastei erstellte. Im Zuge des Arsenalneubaus beschäftigte sich Schallautzer auch mit dem Plan einer eventuellen Regulierung des die Stadt bespülenden Donauarms. Mit Jahresende 1554 legte er einen zusammenfassenden Bericht über die Befestigungsanlagen vor. Bei den Aushub- und Abbrucharbeiten gefundene römische Inschriftsteine sammelte Schallautzer (gemeinsam mit seinem Neffen Wolfgang Lazius) in einem "Lapidarium" in seinem Hausgarten. Ab 1527 besaß Schallautzer ein Haus an der Ecke des Petersfreithofs und des Grabens, das er von seinem Vater geerbt hatte. Dort dürfte er auch gewohnt haben. 1535 fiel auch eine Hälfte des "Straicherhauses" (1., Petersplatz 2) an ihn und seine Gattin. Für sein Ansehen spricht das für das 16. Jahrhundert seltene Vorhandensein einer Porträtmedaille. Bildnis von Lautensack.
Er war verheiratet mit Barbara, Tochter des Greißlers Lorenz Pauer und dessen Gattin Katharina.
Literatur
- Handbuch der Stadt Wien 99 (1984/1985), S. 232
- Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 142, S. 153 ff.
- Felix Czeike: Hermes Schallauczer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 15/16 (1959/1960), S. 70 ff.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 117 f.
- Fritz Dworschak: Wiens Porträtmedaillen des 16. Jahrhunderts. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 7 (1927), S. 98
- Markus Jeitler: Die Geschichte der Bauverwaltung an der Hofburg. In: Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521-1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, S. 453