Wappenbuch

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Wappenbuch: Wappen der Stadt Wien (1627)
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1626
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Wiener Wappen, Wappen
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.10.2020 durch WIEN1.lanm08swa
BildnameName des Bildes Wappenbuch.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Wappenbuch: Wappen der Stadt Wien (1627)

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Im Jahr 1626 entschlossen sich Bürgermeister Daniel Moser (am Beginn seiner dritten Amtsperiode [1626-1637]) und die Ratsherren von Wien dazu, ihre Wappen und Taten in einem eigenen Buch festzuhalten. Die städtischen Amtsträger präsentierten sich darin angesichts der Gegenreformation als neue katholische Führungsschicht. Die Wappen sollten gleich nach Amtsantritt von einem Maler angefertigt werden, auch ein Lebenslauf war vorgesehen. Immer wieder gab es Unterbrechungen in der Führung des Buchs. Nach 1692 wurde das Wappenbuch nur noch selten ergänzt. Der letzte Eintrag stammt aus dem Jahr 1736. Die Handschrift (Einband mit rotem Samt überzogene Holzdeckel mit Metallbeschlägen) wird im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt.

Inhalt

Das Buch ist in sechs Abteilungen gegliedert (Stadtanwälte, Bürgermeister, Stadtrichter, Oberkämmerer, Stadtschreiber, Ratsherren); jede (außer jener des Stadtrichters) ist mit einem 1627 vom Maler Johann Schlagwein gestalteten Titelblatt versehen. Wohl wurden die Wappen städtischer Würdenträger in ganzseitigen Farbdarstellungen ausgeführt, doch fehlen mit einer Ausnahme (Paul Wiedemann, Bürgermeister 1623-1625) die vorgesehenen Lebensläufe. Das Wappenbuch schließt 1703; bis 1736 folgten nur noch drei Wappen. Den größten Teil der 85 Wappen schufen Hieronymus Khol (35 Blätter, 1651-1665) und Georg Payer (31 Blätter, 1675-1688). Die Miniaturen sind eng mit Wappendarstellungen in Wappenbriefen verwandt, wo die verliehenen Wappen häufig in eine Fantasiearchitektur eingebettet sind.

Titelseite mit Wiener Wappen

Die Titelseite (Folio 6r) schmückt das Wappen der Stadt Wien in einer Architektur, die mit verschiedenen Figuren, Wappen und Symbolen besetzt ist. In der Mitte ist das Stadtwappen zu sehen, und zwar im schwarzen Schild einen goldenen Doppeladler, der mit einem Herzschild belegt ist, der in Rot ein silbernes Kreuz trägt. Flankierend sind der Heilige Leopold als Landespatron und der Heilige Stephan als Stadtpatron dargestellt. Die kleinen Wappen unten zeigen das Wappen des habsburgischen Herrscherhauses (Böhmen/Ungarn, belegt mit dem österreichisch-burgundischen Allianzwappen) sowie dem Landeswappen (Alt- und Neu-Österreich). Bekrönt wird das Wappen von einem Adler auf einer Weltenkugel, darüber schwebend die Kaiserkrone. Links und rechts Figuren mit Fahnen, auf denen Embleme abgebildet sind.


Historische Ereignisse im Wappenbuch

Auf den Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 spielt das Wappen von Daniel Moser an. Moser war einer der bedeutendsten Bürgermeister der frühen Neuzeit. Zwischen 1610 und 1637 regierte er Wien 23 Jahre lang, nämlich in drei Amtsperioden mit Unterbrechungen. 1619, als die protestantischen Truppen vor Wien standen, bewaffnete er die katholischen Bürger und Studenten und ließ im Verlauf des Sturms der protestantischen Landherren auf die kaiserliche Burg den katholischen Truppen das Fischertor an der Donaufront öffnen. Dadurch rettete er die Situation für den Kaiser. Im Wappenblatt Mosers wird auf diese Ereignisse mehrfach Bezug genommen: Auf den Krieg deuten die drohenden Wolken hin, die Toröffnung wird durch die Schlüssel in den Händen des Engels symbolisiert. Ein weiteres sprechendes Element ist das Herz in den Händen des rechten Schildhalters mit der Flagge des Kaisers und dem Wappen der Stadt.

Die Zweite Osmanenbelagerung 1683 fand ebenfalls Niederschlag im Wappenbuch. Der Stadtrichter Simon Stephan Schuster erwarb gemeinsam mit Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg große Verdienste um die Verteidigung der Stadt und wurde nach dessen Tod zu seinem Nachfolger gewählt. Während auf anderen Seiten des Buches die Wappen ins Zentrum der Gestaltung rücken, werden auf der Seite von Simon Stephan Schuster die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit dargestellt.

Quellen

Literatur

  • Karl Uhlirz: Das Wappenbuch der Stadt Wien. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 14 (1893), S. 106 ff.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien, Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1964 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), S. 48 f.
  • Monika Sollmann: Das Wappenbuch der Stadt Wien. Phil. Diss. Univ. Wien. Wien 2011