Ignaz Gridl
Ignaz Gridl, * 31. Juli 1825 Wien, † 26. Juni 1890 Wien, Industrieller.
Biografie
Ignaz Gridl war der Sohn des aus Klagenfurt stammenden Schlossers Johann Gridl und dessen Frau Elisabeth (geborene Goberitz). Nach alter Familientradition erlernte auch er das Schlosserhandwerk. Nach der Meisterprüfung ging er zur Weiterbildung nach Frankreich. Zurück in Wien arbeitete er zunächst wieder in der väterlichen Werkstatt. Von Gridl stammen die Dachstühle der neu errichteten Schlachthäuser sowie die ersten Eisenbrücken über den Wienfluss.
1861 gründete Ignaz Gridl seine eigene Firma, die sich als eine der ersten auf Eisen- und Stahlkonstruktionen spezialisierte. Das Portfolio reichte von Glashäusern, Stiegen und Kiosken über Gitter, Stiegenaufgänge und Theatereinrichtungen bis zu Kuppelkonstruktionen und Stahlbrücken.
Im Jahr 1864 heiratete Ignaz Gridl Mathilde Chini, die Tochter eines aus Italien stammenden Seidenfärbers. Das Paar bekam fünf Kinder.
Der Bau der Ringstraße brachte zahlreiche Aufträge für die Firma Gridl. 1870 übersiedelte der Betrieb von Gumpendorf auf den Bacherplatz 3 im 5. Bezirk, wo er laufend Erweiterungen und Modernisierungen erfuhr. Schließlich waren auf dem rund 14.400 m² großen Areal rund 500 Arbeiter beschäftigt. Neben Montagehallen und Kesselhaus ließ die Familie Gridl hier auch ein Wohnhaus für sich errichten. Als besonders fruchtbar sollte sich die Zusammenarbeit Ignaz Gridls mit seinem Chefkonstrukteur und Schwiegersohn Sigmund Wagner erweisen. Die Firma Gridl war Marktführer auf dem Gebiet der gesamten Habsburgermonarchie. Gridl war "k. k. Hof-Schlosser" und "k. k. Hof-Eisen-Construkteur" und außerdem Innungsmeister des Wiener Schlossergewerbes.
Nach dem Tod von Ignaz Gridl im Jahr 1890 führten seine Witwe und die drei Söhne Ignaz, Gustav und Rudolf das Unternehmen weiter.
Wiener Projekte der Firma Gridl
- Kuppelkonstruktionen für die Universität Wien (1871)
- Eisenkonstruktionen im "Prospekthof" des Hoftheater-Dekorationsdepots (1874)
- Kuppelkonstruktion der Kirche Maria vom Siege (1875)
- Eisenkonstruktionen im Dachstuhl des Rathauses (1883)
- Kuppeln der Universitätssternwarte (1879) und der Kuffner-Sternwarte (1884)
- Überdachung der "Aula" des Justizpalastes (1881)
- Palmenhaus im Garten des Coburgpalais (1882)
- Palmenhaus im Schlosspark Schönbrunn (1882)
- Glasdach über dem ehemaligen Abgeordnetenhaus des Parlaments (1883)
- Eisenkonstruktionen der Hermesvilla (1886)
- Eisenkonstruktionen und Bühnenmaschinerie für das Burgtheater (1888)
- Kuppeldachstuhl des "Deutschen Volkstheaters" (1889)
- Kuppeldachkonstruktionen der beiden Hofmuseen (1889)
Literatur
- Ignaz Gridl: Ein Schlossermeister aus Wien … In: Die Presse, 03.02.2012 [Stand: 28.04.2024]
- Alfred Figarassy [Hg.]: Ignaz Gridl Eisenkonstruktionen. Ingenieurbaukunst und Innovation im späten 19. Jahrhundert. Wien: Brandstätter 2011