Jakobskirche (Heiligenstädter Kirche)

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Jakobskirche (21. September 2019)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Heiligenstädter Kirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Heiliger Jakob
Einlagezahl
Architekt Margret Bilger, Otto Bechmann, Toni Schneider-Manzell
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16631
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Antike, Kirche, Sakralbau, Erzdiözese Wien
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.09.2022 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes StJakob.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Jakobskirche (21. September 2019)
  • 19., Pfarrplatz 3

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48° 15' 17.40" N, 16° 21' 32.76" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jakobskirche (19., Pfarrplatz 3; Heiligenstädter Kirche), romanischer Bau über Resten aus der Römerzeit, später verändert.

Die Kirche ist von der Heiligenstädter Pfarrkirche St. Michael, die Anfang des 12. Jahrhunderts als Filiale der Klosterneuburger Pfarrkirche St. Martin gegründet wurde, zu unterscheiden.

Architektur

Die Jakobskirche zählt zu den ältesten Wiens und hat sich teilweise noch in ihrer ursprünglich Form erhalten. Die Fassade weist unverputzte Bruch- und Bachsteine auf, der sechs Stufen tieferliegende Innenraum ist einschiffig mit einem romanischem Triumphbogen zum nach links verschobenen Presbyterium. Der Chor ist von einem Kreuzrippengewölbe überspannt und besitzt vor einem romanischen Fenster (mit moderner Verglasung) einen einfachen Altartisch sowie ein gotische Sakramentshäuschen und eine gotische Paramentennische. Die Glasfenster rechts (in gotischem Stil gehalten) schuf Margret Bilger („Abendmahl" und „Taufe", 1955). Das Henkelkreuz über dem Triumphbogen (romanisch nachempfunden) stammt von Otto Bechmann und Toni Schneider-Manzell (1955).

Während die Außenmauern der Kirche noch romanische Formen zeigen, ist das Innere barockisiert; zur Ausstattung zählen ein von Philipp Veit 1814 gemaltes Marienbild (aufgrund eines Gelöbnisses in der Völkerschlacht bei Leipzig) und ein Bild des heiligen Severin von 1745. Archäologische Ausgrabungen von 1952/1953 sind in einem über eine Treppe zugänglichen unterirdischen Raum ersichtlich gemacht.

Archäologie

Bei Ausgrabungen 1952/1953 wurden Grundmauern eines Nord-Süd-orientierten, von 15 Außenpfeilern gestützten rechteckigen Gebäudes entdeckt, das aus dem zweiten Jahrhundert stammt und als Speicher gedient haben dürfte. Um 400 entstand auf diesen Mauern ein Neubau ohne Stützpfeiler, dessen Inneres durch eine Wand in zwei Räume geteilt war. Im südlichen Raum befanden sich zwei exhumierte Gräber.

Dieser Raum wurde im 11. Jahrhundert von einer 0st-West-orientierten rechteckigen Kirche überdeckt. Gegen 1100 wurde an ihre Ostseite ein rechteckiger Chor angebaut, im Lauf des 12. Jahrhunderts erweiterte man das Langhaus nach Westen. Dieser Sakralbau bildet den Kern der heutigen Jakobskirche, die 1256 als bereits bestehend erwähnt wird.

Die ursprünglich Funktion von St. Jakob ist umstritten, ebenso die Deutung des größeren der späteren Gräber als ursprünglich Grab des heiligen Severin ( † 482), dessen Gebeine 488 nach Italien verbracht wurden.

Der Name „sanctus locus" (heilige Stätte, woraus verballhornt Heiligenstadt [besser -statt] entstand), deutet jedenfalls auf die Kultstätte eines Heiligen. Ungeklärt ist auch die Bedeutung zweier mächtiger, aus spätrömischer Zeit stammender, von Sockelplatten bedeckter Fundamentblöcke unmittelbar vor den beiden Gräbern. Nach Ortolf Harl lässt sich die Hypothese, der heilige Severin sei in Heiligenstadt gestorben, nicht aufrechterhalten.

Bei Ausgrabungen 1985 fand sich im Pfarrgarten ein weiteres gemauertes und leeres Römergrab, wodurch sich die Vermutung bestätigte, dass beim Bau der romanischen Kirche ein spätrömischer Friedhof berührt wurde, dessen Bestattungen aus rituellen Gründen exhumiert wurden. Diese Befunde und die unter der Kirche gefundenen römischen Bauten sprechen dafür, dass sich im Bereich des Pfarrplatzes von Heiligenstadt eine römische Siedlung befunden hat, an der aus topografischen Gründen die Limesstraße vorbeifuhren musste. Bei den Ausgrabungen 1985/1986 fand man außerdem östlich der Kirche Gebeine von mehr als 100 Kindern.

Ein Hospiz (Pilgerherberge?) bestand im 13. Jahrhundert östlich der Kirche, die 1529 und 1683 von den Türken zerstört wurde.

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 374 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 254
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 183 f.
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 407 ff.
  • Alfred Neumann: Römische Baureste und frühchristliche Kultstätte in Heiligenstadt. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst, 05.11.1952
  • Alfred Neumann: Ausgrabungen in Heiligenstadt. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst, 24.03.1954
  • P. Klemens Kramert: Ausgrabungen unter der St. Jakobs-Kirche dokumentieren 1500 Jahre Heiligenstadt. 1963
  • P. Klemens Kramert: Heiligenstadt Sanctus locus. In: Wiener Geschichtsblätter. 9 (1954), S. 121 f.
  • Karl Lechner: Heiligenstadt - Sanctus locus. In: Wiener Geschichtsblätter. 8 (1953), S. 54 ff.
  • Karl Lechner: Ein letztes Wort in der Frage: Severin - Sanctus locus - Heiligenstadt. In: Wiener Geschichtsblätter. 9 (1954), S. 31 ff.
  • Ernst Karl Winter: St. Severin, Ideologie und Realität. In: Wiener Geschichtsblätter. 9 (1954), S. 2 ff.
  • Ernst Karl Winter: Frühchristentum. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. 12 (1955/1956), S. 7 ff.
  • Hedwig Gollob: Die Rekonstruktion der frühchristlichen Kirche zu St. Jakob in Wien-Heiligenstadt. In: Wiener Geschichtsblätter. 22 (1967), S. 161 ff.
  • Ortolf Harl: 25 Jahre archäologische Forschung in Wien. In: Mitteilungen der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte. 26 (1976), S. 1 ff., besonders S. 6 ff.
  • Ortolf Harl: Der Verlauf der Limesstraße innerhalb des Territoriums von Vindobona. In: Roman Frontier Studies 1989, Proceedings of the XVth international Congress of roman frontier studies. Hgg. von V. A. Maxfield / M. J. Dobson. Exeter 1991, S. 225 ff.