Johann Sartory
Johann Sartory (Sartori), * 25. April 1759 Prag, † 9. Mai 1840 Wien, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter.
Biografie
Johann Sartory kam mit seinen Eltern Anton und Maria Anna Sartory 1769 nach Wien und wurde ins Ballett des Kärntnertortheaters aufgenommen und erhielt Unterricht von Jean Georges Noverre. 1780 debütierte er in Linz als Bedienter Luft in "Die Wohlgebohrne(!)" von Gottlieb Stephanie dem Jüngeren, danach trat er mit seiner Familie im Verband der Hellmann'schen Theatertruppe auf. Mit dieser wurde er 1782 erstmals für zwei Monate und 1783 endgültig ans Wiener Leopoldstädter Theater engagiert, an dem er seit 3. Oktober 1794 auch als Regisseur tätig war. Im Mai 1821 wurde er provisorischer und im April 1822 definitiver Direktor des Theaters. Er dürfte diese Funktion jedoch in erster Linie den Behörden gegenüber ausgeführt haben. Im April 1828 legte er sein Amt zu Gunsten von Ferdinand Raimund nieder, übernahm aber nach dessen Abgang am 30. September 1830 interimistisch nochmals die Direktion.
Sartory war einer der beliebtesten Komiker, anfänglich spielte er in derbkomischen Rollen, später glänzte er im Fach der komischen Alten, doch wurde seine Darstellung subtiler und es gelang ihm, den Übergang vom Chargen- zum Charakterspieler zu vollziehen. Er spielte unter anderem in folgenden Uraufführungen: am 23. 10. 1813 den Joseph Redlich in "Die Bürger in Wien" und am 22. 4. 1818 Wilmer in "Der Freund in der Noth", beide von Adolf Bäuerle, am 21. 8. 1819 den Lärmer in Karl Meisls "Der Kirchtag in Petersdorf", Hanns Erdmann in "Heinrich der Stolze" (5. 10. 1806), den Köhler Georg Schmidt in "Der Prinzenraub in Sachsen oder Kunz von Kauffungen" (19. 11. 1807), die Rollen Simon, Christoph und Major Stern in "Der Eheteufel auf Reisen" (9. 3. 1821) und Goldarbeiter sowie Martin, der Pächter in "Ydor, der Wanderer aus dem Wasserreich" (19. 2. 1820) alle von [Josef Alois Gleich]] und den Richter Knollig in "Sylphide, das Seefräulein (15. 2. 1828) von Therese Krones. Eine seiner Paraderollen war der Ritter Feige von Bomsen in Carl Friedrich Henslers Ritterstück "Das Faustrecht in Thüringen" (Uraufführung der einzelnen Teile: I 7. 4. 1796; II 28. 6. 1796; III 17. 1. 1797) und die Fortsetzung "Die Waffenruhe in Thüringen" (beide nach Karl Friedrich Cramers "Hasper a Spada"; Uraufführung der einzelnen Teile: I 22. 7. 1802; II 11. 5. 1805), eine weitere war Rummelpuff in Bäuerles "Die falsche Primadonna in Krähwinkel", die er bei de Uraufführung am 18. 12. 1818 kreiert hatte und in der er am 13. 12. 1838 seinen Bühnenabschied nahm.
1818 verlieh ihm die Stadt Wien das Ehrenbürgerrecht, am 26. 5. 1832 feierte er in einem Festakt sein 50jähriges Schauspieler-Jubiläum. Die Uraufführung seiner Posse "Das Schnupftuch" fand am 22. 8. 1799 und seines Lustspiels "Zweymal sterben macht Unfug" am 18. 1. 1803 statt. Der Künstler war unverheiratet.
Quelle
Literatur
- Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
- Otto Rommel: Die Alt-Wiener Volkskomödie [...]. Wien: Anton Schroll & Co, 1952
- Liselotte Bittner: Ensemble um Raimund am Leopoldstädtertheater (1817–30). Diss. Univ. Wien. Wien 1948
- Helene Grund: Das Leopoldstädter "Kasperltheater" (von seinem Entstehen bis zu Tode Marinellis) 1781–1803. Ein Beitrag zur Theatergeschichte des alten Wien. Diss. Univ. Wien. Wien: 1921
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
- Wiener allgemeine Theater-Zeitung, 33. Jahrgang, 15. 5. 1840, S. 4 (496)
- Wiener allgemeine Theater-Zeitung, 33. Jahrgang, 11. 5. 1840, S. 2 (482)
- Wiener allgemeine Theater-Zeitung, 25. Jahrgang, 29. 5. 1832, S. 3 f. (427 f.)
- Wiener allgemeine Theater-Zeitung, 25. Jahrgang, 28. 4. 1832, S. 4 (340)
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Online: Sartory, Johann (Schauspieler) [Stand: 25.07.2022]
- Österreichisches Biographisches Lexikon Online: Sartory, Johann [Stand: 25.07.2022]
- Universität Graz: LiThes – Literatur- und Theatersoziologie: Biographische Skizzen der Angehörigen des Leopoldstädter Theaterbetriebes [Stand: 25.07.2022]