Johann von Revellis
- Bischof von Wien (1524 bis 1529)
Johann von Revellis, † zwischen dem 22. und 27. Dezember 1529 (1530 ?) Wien, Bischof von Wien 1523-1529.
Biografie
Werdegang
Über die ersten Lebensjahre des aus Burgund stammenden Johann von Revellis ist nichts bekannt. Er stand schon früh im Dienst des Infanten Ferdinand (Bruder Kaiser Karls V.) in Spanien und wurde Kanoniker in Granada. In Folge der Aufteilung der habsburgischen Länder durch den Wormser Vertrag (1521) wurden Ferdinand I. die österreichischen Besitzungen übergeben. Johann von Revellis folgte Ferdinand I. in der Funktion eines kaiserlichen Rats, Beichtvaters und Eleemosynars nach Österreich.
Am 20. Jänner 1522 wurde Revellis durch König Ferdinand I. zum Wiener Domdechant ernannt, wodurch er gleichzeitig auch Pfarrer von Mödling sowie Inhaber der Katharinenkapelle im Zwettler Hof wurde.
Nach der Abreise des Wiener Bischofs Pietro Bonomo wurde Revellis am 4. Oktober des Jahres 1523 durch Ferdinand I. zum Bischof von Wien nominiert, am 6. April 1524 erhielt er die päpstliche Verleihung des Bischofsamtes. Seine Konsekration erfolgte am 7. August 1524 durch den päpstlichen Legaten Kardinal Lorenzo Campeggio. [1]
Bischof in Wien
Neben den hohen Schulden, die sein Vorgänger im Bischofsamt, Pietro Bonomo, durch Bau- und Renovierungsarbeiten hinterlassen hatte, war Johann von Revellis mit der Expansion der Osmanen nach Westen sowie mit dem sich rasch ausbreitenden Protestantismus konfrontiert.
Im Zusammenwirken mit dem weltlichen Herrscher Ferdinand I. suchte der Wiener Bischof gegen die reformatorische Bewegung vorzugehen. Revellis wurde Vorsitzender des von Ferdinand I. eingesetzten Gerichtshofs in Glaubenssachen ("Glaubensgericht von Zwölfen"). Durch diese Instanz sollte gegen Welt- und Ordenspriester, welche die neue lutherische Lehre predigten, sowie gegen Wiedertäufer vorgegangen werden. Durch diesen Gerichtshof wurden Geistliche (darunter der Pfarrer des Bürgerspitals, Jakob Peregrin, der Octonarius bei St. Stephan und Priester in Wiener Neustadt, Johann Väsel, sowie Hans Voystler, Mitglied des Inneren Rates) im Jahr 1523 zu Widerruf, Gefängnis und Ausweisung verurteilt. Der Burgprediger Johann Eggenberger war geflohen. Als der reiche Wiener Kaufmann und Bürger Caspar Tauber 1524 erneut "vom Glauben abfiel", wurde er als uneinsichtiger Wiedertäufer dem weltlichen Gericht übergeben und „Auf dem Gries“ vor dem Stubentor hingerichtet.
Ebenfalls im Rahmen gegenreformatorischer Maßnahmen führte Revellis im Jahr 1528 eine landesfürstlich angeordnete Visitation durch und wurde von Ferdinand I. zum Leiter der Bücherzensur ernannt.
Trotz dieser gegenreformatorischen Maßnahmen wandte sich ein immer größerer Teil der Wiener Bevölkerung von der katholischen Kirche ab und der Reformation zu, darunter Kleriker in den Wiener Klöstern, zahlreiche Beamte in Stadtrat und Regierung sowie Angehörige der Wiener Universität.
Durch weitere Maßnahmen suchten die obersten weltlichen und kirchlichen Herrschaftsinstanzen in Wien, protestantische Lehren zu verbieten und unter Strafe zu stellen. So erließ Ferdinand I. auf der Basis einer Zusammenschau häretischer Schriften und Predigten, welche vom späteren Wiener Bischof Johannes Fabri verfasst worden war, ein Dekret, in dem er sich gegen die protestantische Lehre richtete. Durch weitere Disziplinierungsmaßnahmen (Visitationen, Inhaftierung von Klerikern im bischöflichen Kerker) sollten insbesondere Angehörige von Klöstern und Orden sowie des Wiener Domkapitels wieder unter die Kontrolle des Wiener Bischofs gebracht werden.
Die Belagerung Wiens durch die Osmanen 1529
In Revellis‘ Amtszeit fällt die Belagerung Wiens durch die Osmanen im Jahr 1529, die sogenannte Erste Türkenbelagerung. Durch den Einzug von Kirchengütern und das Einschmelzen von Kirchenschätzen lukrierte Bischof Revellis finanzielle Mittel zur Unterstützung des Abwehrkampfes in Wien. Im Zuge der Kampfhandlungen wurden auch viele Kirchen, kirchliche Gebäude und Klöster in Mitleidenschaft gezogen oder gänzlich zerstört, so etwa das Bürgerspital „Zum Heiligen Geist“ am Kärntnertor und das Nikolaikloster vor dem Stubentor.
Tod
Johann von Revellis verstarb zwischen dem 22. und 27. Dezember 1529 in Wien, nach manchen Quellen ohne Tagesdatum im Jahr "1530". Seine Beisetzung erfolgte im Stephansdom.
Quellen
Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.
Literatur
- Joseph Freiherr von Hormayr zu Hortenburg: Wien, seine Geschicke und seine Denkwu̇rdigkeiten. Band 4, Heft 1−2. Wien: Franz Härter'sche Buchhandlung 1823, S. 169
- Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien: Gorischek 1890, Nr. 1-11
- Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 39, 41
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 30-31
- Ernst Tomek: Humanismus, Reformation, Gegenreformation. Innsbruck / Wien: Tyrolia 1949 (Kirchengeschichte Österreichs, 2), S. 239-242, 253-254
- Google-Digitalisat P. Xystus Schier: Die Bischöfe und Erzbischöfe von Wien. Graz: Kaspar Zaunrithsche Buchhandlung 1786, S. 41
- Gerhard Robert Walther von Coeckelberghe-Dützele (Pseudonym Realis): Curiösitäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Hg. von Anton Köhler. 1. Band. Wien 1846, S. 282
- Johann Weißensteiner: Johann von Revellis. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Gatz Erwin. Berlin: Duncker & Humblot, S. 579
- Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 198